Tour de France Femmes Bauernfeind düpiert die Konkurrenz auf der 5. Etappe
Ricarda Bauernfeind hat auf der fünften Etappe der Tour de France Femmes bereits für den zweiten deutschen Sieg gesorgt. Im Alleingang setzte sie sich am Donnerstag (27.07.2023) gegen die Favoritinnen durch.
"Ich kann es gar nicht glauben, das ist unglaublich. Jeder hat mir geholfen und mich unterstützt, und dann lag es an mir. Ich habe es versucht und es hat funktioniert", sagte eine völlig überwältigte Bauernfeind, die mit ihren 23 Jahren die jüngste Etappensiegerin in der Geschichte der Tour de France Femmes ist. "Es ist jetzt schon die beste Tour überhaupt für mich, alles andere ist jetzt noch Zugabe."
Drei Berge bis Albi
Nach den großen Strapazen des Vortages mit der überlangen vierten Etappe über 185 Kilometer gab es für die Fahrerinnen auf dem Weg nach Toulouse keine Gelegenheit für eine Verschnaufpause. Das Profil der 126 Kilometer von Aveyron nach Albi war wieder sehr wellig, es gab drei Bergwertungen - zwei der dritten und eine der vierten Kategorie.
Relativ früh formierte sich eine Ausreißergruppe von schließlich elf Fahrerinnen, die sich jedoch keinen großen Vorsprung herausarbeiten konnten. Mehr als etwa eine Minute ließen die Favoritinnen nicht zu und so war das Vorhaben dieser Gruppe schon weit vor dem Ziel beendet - 53 Kilometer vor dem Ende waren die Top-Fahrerinnen wieder mit vorne.
Bauernfeind zieht am Berg davon
36 Kilometer vor dem Ziel startete Bauernfeind eine starke Attacke. Auf dem Weg zum Cote de Laguepie trat sie an und zog gemeinsam mit Claire Steels davon. Kurz vor der Bergwertung setzte sich Bauernfeind auch von ihrer Begleiterin ab, holte sich die Punkte und baute auf der folgenden Abfahrt ihren Vorsprung aus. Über eine halbe Minute fuhr sie recht schnell heraus - vor allem weil die Gruppe um das Gelbe Trikot sie nicht als Gefahr für das Gesamtklassement erachtete.
Mit einem Rückstand von 2:26 Minuten belegte Bauernfeind vor der Etappe Platz 18, und während sie an der Spitze um jede Sekunde kämpfte, ließen die Fahrerinnen um die Führende Lotte Kopecky sie gewähren. Und so stieg vorerst mit jedem Kilometer die Chance auf den zweiten deutschen Etappensieg bei der diesjährigen Tour de France Femmes, nachdem Liane Lippert auf der zweiten Etappe bereits ganz vorne war.
"Ich habe angegriffen und nicht gedacht, dass ich es so weit schaffe. Ich dachte, ich bin froh, wenn ich es noch über den nächsten Berg schaffe", sagte Bauernfeind.
Bauernfeind muss um jede Sekunde kämpfen
Auf der Abfahrt baute Bauernfeind ihren Vorsprung auf etwa 1:20 Minuten aus, nach der letzten Bergwertung des Tages 24 Kilometer vor dem Ziel waren es sogar 1:36 Minuten. Auf flachem Terrain mit einer kurzen Abfahrt deutete vieles auf einen Alleingang der Fahrerin des Teams Canyon SRAM Racing bis nach Albi hin.
Doch nach dem Abschluss der Kletterei startete das Peloton plötzlich eine Vielzahl an Angriffen, die dafür sorgten, dass der Vorsprung relativ schnell schmolz. 14 Kilometer vor dem Ziel war es noch eine Minute, noch etwas mehr als eine halbe Minute vor ihren Verfolgerinnen lag Bauernfeind vorne, als noch fünf Kilometer zu bewältigen waren.
Lippert sorgt fast für deutschen Doppelsieg
Das Peloton schaffte es in dieser Phase nicht, näher an die Führende heranzukommen - und dann griff eine weitere Deutsche erfolgreich an. An der Seite von Marlen Reusser konnte sich Lippert ein wenig absetzen. An Bauernfeind, die einen Vorsprung von 25 Sekunden ins Ziel retten und ihren größten Karriereerfolg feiern konnte, kam sie nicht mehr heran. Im Sprint musste sich Lippert ebenfalls geschlagen geben und wurde am Ende Dritte.
"Die Etappe war extrem schwer, ich freue mich riesig für Ricarda. Zwei Etappensiege sind super für den deutschen Radsport und mein dritter Platz ist da auch nochmal Bonus", sagte Lippert, die im Kampf ums Gelbe Trikot einige Sekunden auf die Führende Kopecky gutmachen konnte. "Ich hoffe, dass wir uns morgen ein bisschen erholen können und dann kämpfen wir um das Gesamtklassement."