Die Athleten Markus Rehm und Taliso Engel bei der Paralympics-Einkleidung

Paralympics in Paris Weitsprung-Champion Rehm führt deutsches Aufgebot an

Stand: 19.08.2024 15:23 Uhr

40 Tage vor Beginn der Paralympics hat der Deutsche Behindertensportverband (DBS) am Freitag (19.07.2024) in Berlin seine Nominierungen bekannt gegeben: Insgesamt werden 143 Athletinnen und Athleten Deutschland bei den Wettkämpfen in Paris vertreten.

"Emotional und elektrisierend" sollen die Spiele (28. August und 8. September) werden, hofft Schwimmerin Elena Semechin. Als sie vor drei Jahren in Tokio Gold über die 100 Meter Brust gewann, war die Lage Corona-bedingt eine ganz andere. "Das war geisterhaft", beschreibt die Berlinerin, aber sie ist überzeugt: "Paris wird das rocken!"

Bei DBS-Präsident Friedhelm Julius Beucher kribbelt es schon beim Gedanken an die Spiele: "Was sind schon 40 Tage in unserer heutigen, schnelllebigen Welt?" Eine kleine Gruppe von sechs Personen werden am 18. August nach Paris reisen, um alles vorzubereiten. Drei Tage später wird das paralympische Dorf dann eröffnet.

  • 22 Sportarten, 11 Wettkampftage, 549 Medaillenentscheidungen
  • 4.400 Aktive aus 182 Nationen
  • 19 Wettkampfstätten in Paris und Umgebung, dazu das Schießsportzentrum in Chateauroux
  • 3,4 Millionen Besucher werden erwartet
  • 2.400 Medienvertreter sind akkreditiert

"Endlich wieder volle Wettkampfstätten und die geballte Ladung an Emotionen, die den Sport ausmachen", freut sich Beucher: "Das sind die Zutaten, die uns besonders gut schmecken."

Neun Aktive mehr als noch in Tokio

Neben den 143 Sportlerinnen und Sportlern gehören fünf Guides genauso zum Reisetross wie insgesamt 122 Betreuer. Insgesamt hat der DBS 276 Akkreditierungen. Angeführt wird das Aufgebot vom viermaligen Goldmedaillengewinner und Weitspringer Markus Rehm.

Chef de Mission Karl Quade hob allerdings besonders hervor, dass für Deutschland 56 Erststarter dabei sein werden. Jüngste Aktive ist die Schwimmerin Johanna Döhler, die gerade einmal 14 Jahre alt ist. Dressurreiterin Heidemarie Dresing ist mit 69 die Älteste.

Im Vergleich zum Aufgebot von Tokio sind acht Aktive mehr dabei. Ein Grund dafür ist, dass Deutschland erstmals seit 2008 wieder ein zwölfköpfiges (Mixed-)Team im Rollstuhlrugby stellt. Bei Rudern sind diesmal sieben statt zwei Deutsche dabei, im Triathlon sind neben Titelverteidiger Martin Schulz noch vier andere dabei. Auf der anderen Seite haben sich diesmal zum Beispiel die (sechs) Goalballer nicht qualifiziert.

Einige Radsportler schauen in die Röhre

Über die genauen Normierungen entschied beim DBS eine extra zusammengestellte Kommission. Das Prozedere war kompliziert, denn in bestimmten Sportarten wurden Deutschland Startplätze zugeteilt. Manche konnte der Verband aber gar nicht besetzen. Im Radsport hingegen hatten deutlich mehr Aktive die nationalen Qualifikationsvorgaben erfüllt, als es deutsche Startplätze gab.

Im Rollstuhltennis werden allerdings erst in den kommenden Tagen noch Wildcards vergeben. Aktuell wäre Katharina Krüger die einzige Deutsche, die am paralympischen Turnier teilnimmt. Bekommt Deutschland hier weitere Startplätze, könnte auch die Zahl der Betreuungspersonen noch mal ansteigen.

Quade: Paralympics sollen "Impuls in die Welt senden"

Für Vizepräsident Quade, der im DBS für den Leistungssport zuständig ist, sind es bereits die 15. paralympischen Spiele als Chef de Mission (dazu drei als Volleyballer). Nachdem Sommer- wie Winterspiele zuletzt dreimal in Asien stattgefunden haben, freut er sich auf "Paralympics im Herzen Europas", die einen "weiteren Impuls in die Welt" senden sollen. Für Menschen mit und ohne Behinderung, "wie man miteinander leben kann". Beucher findet angesichts vieler Kriege und Konflikte auf der Welt, dass "Sportereignisse dieser Größenordnung wichtiger sind denn je" sind.

Auch Schwimmerin Semechin freut sich sehr, dass Paris von ihrer Heimatstadt Berlin vergleichsweise gut zu erreichen ist. Einige Familienmitglieder hätten sie noch nie live schwimmen sehen. Das soll sich nun ändern.

Deutsche Goldmedaillen werden mit 20.000 Euro belohnt

So nah die Paralympics schon sein mögen. Sie wird die 40 Tage nicht auf der faulen Haut liegen. Fünf Wochen Höhentrainingslager liegen jetzt vor ihr. Denn natürlich strebt die sehbehinderte 30-Jährige die Titelverteidigung über die 100 Meter Brust an.

Und die erneute Goldmedaille würde sich auch finanziell lohnen, rechnete Quade vor. Die Stiftung Deutsche Sporthilfe belohnt die Gewinner mit 20.000 Euro. Für Silber gibt es 15.000, für Bronze noch 10.000 Euro. "Wenn man Vierter wird, hat man Pech gehabt", schloss Quade.