Gewichtheben bei den Paralympics Nigerianische Bankdrückerin Oluwafemiayo holte sich Feinschliff an der Saar
Kein Gewichtheber aus Deutschland hat es zu den Paralympics nach Paris geschafft. Aber eine Nigerianerin sorgt zumindest für einen gewissen deutschen Touch: Folashade Oluwafemiayo. Die 39-Jährige ist mittlerweile ein Star in ihrem Metier.
Die aktuelle Weltrekordlerin sitzt seit frühester Kindheit im Rollstuhl: "Mir ging es einige Zeit nicht gut. Und als meine Eltern mich dann in ein Krankenhaus brachten, war es zu spät", erzählte die 39-Jährige der "Saarbrücker Zeitung". Die Diagnose lautete Kinderlähmung. Oluwafemiayo ließ sich davon nicht abhalten, zum Sport zu gehen. Sie begann mit 14. "Und irgendwann habe man entdeckt, dass ich "ein gewisses Talent habe".
Weltrekord: 165 Kilogramm im Bankdrücken
Der Rest sei "harte Arbeit". Das Ergebnis überraschte sie selbst: "Ich hätte mir am Anfang, nie träumen lassen, was für Gewichte ich heben kann." Mit 165 Kilogramm stellte sie bei der WM 2024 in Tiflis einen neuen Weltrekord im Bankdrücken auf. Bankdrücken? Genau. Para-Gewichtheben wird in Form von Bankdrücken ausgetragen.
Die Paralympics-Siegerin von 2021 sieht es als "Privileg, an so großen Wettbewerben teilnehmen zu dürfen. Ich danke den Verantwortlichen meines Landes, besonders dem Sportministerium, für die Möglichkeiten."
"Hervorragende Vorbereitung" in Saarbrücken
Diese Möglichkeiten führten sie auch nach Saarbrücken, in ein Trainingslager auf dem Sportcampus Saar. Auch wenn der nicht für Para-Sportler gebaut ist, sagt Oluwafemiayo: "Die Vorbereitung lief hervorragend. Zwar sind die Sportstätten auf dem Campus grundsätzlich nicht für paralymische Sportler konzipiert, aber es gab keine Probleme". Alle hätten sich "sehr viel Mühe" gegeben, die Trainingsmöglichkeiten seien "sehr gut", das Essen "hervorragend" gewesen: "Wir können uns hier auf unsere Arbeit konzentrieren."
27 Nationen in den Precamps vor Olympia
Die Precamps an der Hermann-Neuberger-Sportschule in Saarbrücken wurden schon vor den Olympischen Spielen genutzt. Rund 400 Sportler, Trainer und Physiotherapeuthen bereiteten sich hier vor. Insgesamt 27 Nationen kamen an die Saar, darunter auch das Leichtathletik-Team aus Nigeria.
Das Gelände der Hermann-Neuberger-Sportschule in Saarbrücken wurde zur Vorbereitung auf die Paralympics und die Olympischen Spiele in Paris genutzt.
Weniger als zwei Stunden bis nach Paris
Das Saarland warb mit kurzen Distanzen auf dem Campus - und einer kurzen Entfernung. Per Zug geht es in die französische Hauptstadt unter zwei Stunden. Auch die Politik und Ministerpräsidentin Anke Rehlinger (SPD) unterstützten das Projekt. Rehlinger (48) selbst hält seit 1996 den Landesrekord im Kugelstoßen und seit 1995 den Jugendrekord im Diskuswerfen.
Abschlusstag: Oluwafemiayo siegt mit Weltrekord
Am letzten Paralympics-Tag stieg der Wettkampf von Folashade Oluwafemiayo in der Arena Porte de la Chapelle. Die erfahrene Athletin, die bereits 2012 Silber in London und 2016 Bronze in Rio geholt hatte, triumphierte am Sonntag (08.09.2024) mit Weltrekord in der Klasse bis 86 Kilogramm. Die Vorbereitung im Saarland hat sich offenbar gelohnt.