Olympische Spiele in Paris Turner Dauser - wird es seine letzte Barrenübung?
Am Montag um 11.45 Uhr steigt das olympische Barrenfinale in Paris-Bercy und Weltmeister Lukas Dauser hofft trotz lädiertem Arm und bärenstarker Konkurrenz auf eine Medaille. Wird es vielleicht sein letztes Hurra?
In den meisten Sportarten gewinnt man die Wettkämpfe im Kopf. Das ist beim Turnen nicht anders, obwohl man dafür auch ziemlich dicke Bizeps braucht. Mit dem Bizeps von Lukas Dauser war das kurz vor den Olympischen Spielen von Paris so eine Sache. Da hatte er sich Muskeln im rechten Oberarm verletzt, zum schlechtesten Zeitpunkt für den Barren-Weltmeister von 2023.
Doch Dauser und sein Bizeps hatten den Härtetest in der Qualifikation in der Halle von Paris-Bercy bestens bestanden und als Fünfter zog der 31-Jährige ins Barren-Finale am Montag um 11.45 Uhr ein. "Mir geht es gut, der Arm wird besser", sagte Dauser danach: "Ich gehe davon aus, dass ich am Montag keine Schmerzen haben werde und wenn doch, dann ist es auch nicht so schlimm."
Mit Hambüchens muffigem Glücksbringer
Zähne zusammenbeißen, es ist Olympia. Und Dauser hat ja auch noch seinen - zugegeben, etwas muffigen - Glücksbringer dabei. Seine spezielle Bandage für seinen lädierten Bizeps. Die hatte ihm Reck-Olympiasieger Fabian Hambüchen per Express-Post ins Trainingslager geschickt: seine alten Volleyball-Knieschoner. Sorry, wenn sie etwas stinken, schrieb er entschuldigend dazu. Aber der Kellermief ist egal, Hauptsache, sie schonen den Bizeps.
"Es hat sich damit sofort besser angefühlt", sagte Dauser. Und darum geht es ja vor so einem olympischen Finale: ums Wohlfühlen. Dass die innere Stimmen einem sagt: Alles ist gut. Gewonnen wird Turnen eben im Kopf. Und so blendet Dauser vor diesem wichtigen Wettkampf auch einen Gedanken ganz bewusst aus - dass es vielleicht sein letzter großer Wettkampf werden könnte.
Es steht natürlich im Raum, dass ich meine letzte Barrenübung turne, aber ich will mich irgendwie noch nicht entscheiden. Das lenkt mich nur ab.
Duell mit Chinas Jahrhundert-Talent
Und Ablenkung ist das letzte, das Dauser jetzt gebrauchen kann. Bei den Spielen in Tokio hat er die Silbermedaille gewonnen und eine weitere Medaille aus Paris wäre an seinem Paradegerät natürlich ein perfekter Abschluss.
Da gibt es nur ein Problem und das hat nichts mit seinem Bizeps zu tun. Es ist Olympiasieger Jungyuan Zou aus China, der bei der WM im vergangenen Jahr gefehlt hatte. An ihm führt am Barren einfach kein Weg vorbei, das weiß Dauser schon vorher.
Er ist ein Jahrhundert-Talent. So weit wie Simone Biles von den anderen Mädels weg ist, ist er am Barren von allen anderen weg. Wenn er durchturnt, ist er nicht zu schlagen. Für mich ist es halt schade, dass er genau zu der Zeit da ist, wo ich auch da bin.
Ob es für Dauser zur Medaille reichen und ob es in Paris seine letzte große Barrenübung sein wird, bleibt abzuwarten. Dauser und sein Glücksknieschoner werden auf jeden Fall alles versuchen für ein furioses, letztes Hurra.