Olympia 2024 nach Verletzung Turner Dauser - mit Hambüchen-Bandage zum Triumph?
Deutschlands Vorzeigeturner Lukas Dauser bezeichnet seine Olympia-Teilnahme fünf Wochen nach einem Muskelbündelriss im Oberarm-Bizeps selbst als "Wunder". Auf dem Weg ins Barren-Finale zeigt er sich davon trotzdem unbeeindruckt - und nährt Medaillenhoffnungen.
Als er diese 50 Sekunden Anspannung, diese 50 Sekunden Konzentration, diese 50 Sekunden sportliche Höchstleistung hinter sich gebracht hatte, da ballte der Turner Lukas Dauser seine Hände zu Fäusten und stieß ein lautes "Jaaaaaa!" aus.
Er wusste schon am Samstagmittag (27.7.2024), er hatte die Qualifikation fürs Barren-Finale ziemlich sicher geschafft, am Abend stand das dann auch offiziell fest. 15,166 Punkte leuchteten auf der Anzeigetafel, eine solide Leistung, Rang fünf in der Quali.
Dauser bezeichnet Olympia-Teilnahme selbst als "Wunder"
Viel wichtiger aber für Dauser: Sein Körper und sein Geist hielten der Anspannung stand. Der Turner vom TSV Unterhaching ist und bleibt damit auch ein Medaillenkandidat am Barren. Und das fünf Wochen nach einem Muskelbündelriss im Bizeps des rechten Oberarms. Ein "Wunder" sei es, so sagte Dauser selbst, dass er überhaupt hier ist und mitturnen kann in Paris.
Gemeinsam mit seinem Physiotherapeuten Cyrus Salehi arbeitete er in den vergangenen Wochen darauf hin, dass es irgendwie klappt mit der Teilnahme, erst vor wenigen Tagen kam dann die endgültige Olympia-Zusage. Der Olympia-Traum, er wurde ein Drahtseilakt in der Koordinationsdisziplin Turnen.
Bundestrainer Belenki hat "allerhöchsten Respekt"
Und dann qualifiziert sich dieser coole Athlet Dauser konzentriert wie eh und je fürs Finale. "Lukas ist der professionellste Sportler, den ich kenne. Es macht Spaß mit ihm zu arbeiten und daher ist es eine Freude, dass wir hier sind", sagte sein Physio Salehi im Sportschau-Interview. Cheftrainer Valeri Belenki fand: "Das war eine Wahnsinnsleistung, vor der ich den allerhöchsten Respekt habe."
Der 31-jährige Dauser selbst blickt im Sportschau-Olympia-Podcast auf seinen Quali-Wettkampf zurück: "Da ist einiges aus mir herausgeplatzt. Man macht sich natürlich selbst immer viel Druck und will seine Leistung abrufen. Meine letzten Wochen waren aber extrem schwer. [...] Dann heute so eine Übung da hinzurotzen, das war schon richtig cool."
Barren-Weltmeister 2023, Olympia-Silber in Tokio
Diese gelungene Übung nährt natürlich auch die Medaillenhoffnungen im deutschen Team. Der Barren-Weltmeister und Sportler des Jahres 2023 ist ja eigentlich in vollkommen gesundem Zustand der stärkste Athlet der deutschen Turnier-Riege. Vor drei Jahren gewann er zudem Olympia-Silber in Tokio an seinem Spezialgerät.
Nun soll die olympische Krönung folgen. Und nach der Ungewissheit zum Start sprach immerhin schon wieder ein erleichterter Dauser im Sportschau-Podcast, wenngleich er auch feststellte: "Ich bin keiner, der auf Medaillen schielt, ich bin keiner, der auf irgendwelche Punkte schielt. Ich versuche, meine beste Leistung abzurufen."
Mentor Hambüchen schickt Dauser Armbandage
Ein Geheimnis der erfolgreichen Qualifikation von Paris ist neben der beharrlichen physiotherapeutischen Arbeit mit Salehi, der im Übrigen schon den Reck-Olympiasieger Fabian Hambüchen vor den Sommerspielen 2016 in Rio de Janeiro fit machte, auch eine Bandage eben jenes Fabian Hambüchen.
Du, ich habe noch zwei im Keller, aber die stinken vielleicht ein bisschen.
Für Dauser ist sein ehemaliger Teamkollege mittlerweile zum Mentor geworden. "Ich habe einige Bandagen ausprobiert und die haben alle nicht so richtig gepasst", erzählt Dauser. "Dann hat Fabi gesagt: 'Du, ich habe noch zwei im Keller, aber die stinken vielleicht ein bisschen.'" Die Bandagen hat ihm Hambüchen direkt für die Vorbereitung ans Leistungszentrum Kienbaum geschickt.
Sie gaben Dauser ein gutes Gefühl - und das ist für einen Sportler am wichtigsten: "Der Geruch ist mir eigentlich vollkommen egal, Hauptsache, die schützen mich gut." In der Quali erfüllte die Bandage ihren Zweck, am 5. August soll sie ihn dann möglichst zu einer Medaille tragen. Der Bizeps hält, die Voraussetzungen fürs nächste laute "Jaaaaaa" von Dauser sind gut.