Annika Schleu beim Modernen Fünfkampf in Tokio (Quelle: IMAGO / AFLOSPORT)

Sportarten So funktioniert Moderner Fünfkampf bei Olympia - Die Regeln

Stand: 28.06.2024 13:50 Uhr

Pierre de Coubertin erfand den Modernen Fünfkampf. Seit 1912 gehört die Sportart fest zum Olympia-Programm. Nach Paris erlebt sie eine Zäsur.

Der ideale Athlet - das war Coubertins Vorstellung, als er den Modernen Fünfkampf erfand. Seine Weiterentwicklung des antiken Pentathlons (Weitsprung aus dem Stand, Diskuswerfen, Speerwerfen, Stadionlauf/192 m, Ringen/griechisch-römisch) war eine Kombination aus Schießen (Revolver oder Pistole), Schwimmen, Degenfechten, Geländeritt und Querfeldeinlauf.

Die Legende hinter dem Fünfkampf

Der Zusammenstellung des Mehrkampfs liegt eine militärische Legende zugrunde: Ein berittener Kurier wird vom Pferd geschossen, verteidigt sich mit seinem Revolver und seinem Degen, flüchtet schwimmend und läuft schließlich den Rest der Strecke, um seine Meldung zu überbringen.

Die Fünfkampf-Disziplinen wurden mehrfach reformiert, zuletzt im Jahr 2009, als das bis dahin übliche Schießen mit der Luftpistole und das Laufen zum Combined Run verschmolzen. Dieser abschließende 3-km-Lauf enthält vier Schießserien mit einer Laserpistole.

Nach Paris: Obstacle Racing ersetzt Springreiten

Zuletzt stand vor allem das Springreiten in der Kritik, weil Sportler und Pferde zugelost werden und nur 20 Minuten Zeit haben, sich aneinander zu gewöhnen. Der Eklat um die deutsche Fünfkämpferin Annika Schleu bei den Sommerspielen in Tokio führte zu einer weitreichenden Debatte über den Umgang mit den Pferden, die inzwischen zu einer grundlegenden Reform der Sportart geführt haben.

In Paris wird Springreiten letztmals Teil des Fünfkampfs sein, an dessen Stelle tritt danach das sogenannte Obstacle Racing - ein Hindernisparcours, der nach dem Vorbild der japanischen "Ninja Warrior" kletternd, hangelnd, kriechend und springend überwunden werden muss.

Der Wettkampf

In Paris sollen alle fünf Disziplinen innerhalb von 90 Minuten am Schloss Versailles absolviert werden. Dazu wird das Teilnehmerfeld von je 36 Athletinnen und Athleten am Tag zuvor in zwei Halbfinals auf je 18 reduziert. In den ersten drei Disziplinen werden erzielte Leistungen in Punkte umgerechnet, um so die Startreihenfolge für den abschließenden Combined-Wettbewerb zu ermitteln.

Schwimmen:
Geschwommen werden 200 m Freistil. Richtzeit sind 2:30 Minuten. Dafür gibt es 250 Punkte. Jede Sekunde darüber oder darunter bedeutet zwei Punkte mehr oder weniger.

Fechten:
Gefochten wird mit dem Degen. Jeder tritt gegen jeden an. Ein Gefecht dauert nur eine Minute. Wer den ersten Treffer setzt, gewinnt. Gelingt innerhalb der 60 Sekunden niemandem ein Treffer, haben beide verloren.

Die Platzierungsrunde im Fechten findet zwei Tage vor dem Finale statt. Am Entscheidungstag gibt es noch eine Bonusrunde, in der der Letztplatzierte zunächst gegen den Vorletzten antritt. Über das sogenannte Leitersystem können sich schlechter platzierte Sportler noch weiter nach oben kämpfen und Bonuspunkte einsammeln. Der Sieger bleibt für das nächste Gefecht jeweils gleich auf der Planche.

Reiten:
Die Fünfkämpfer starten im Springreiten. Die Pferde stellt der Veranstalter, sie werden jeweils kurz vor dem Ritt dem Starter zugelost. Wer den Parcours mit zehn Hindernissen fehlerfrei absolviert, erhält 300 Punkte. Für Abwürfe, Verweigerungen und Stürze gibt es Abzüge.

Combined:
In der abschließenden Disziplin Combined (auch: Laser-Run) werden die zuvor gesammelten Punkte in Abstände umgerechnet. Ein Punkt = eine Sekunde. Die Läufer starten entsprechend ihrer Platzierung und Abstände.

Combined ähnelt dem Biathlon. Drei Kilometer beträgt die Laufdistanz. Alle 600 Meter wird mit einer Laserpistole auf jeweils fünf Scheiben geschossen. Die Scheiben sind im Durchmesser 59,5 Millimeter groß und stehen in zehn Metern Entfernung. Der Athlet darf erst weiterlaufen, wenn alle Ziele getroffen oder 50 Sekunden verstrichen sind. Wer als Erster die Ziellinie überquert, ist Sieger.