Die deutsche Seglerin Susann Beucke

Interview mit Expertin Susann Beucke Segeln - Wie man olympische Medaillen fischt

Stand: 26.07.2024 18:25 Uhr

Vor drei Jahren gewann Susann Beucke in Tokio noch selbst eine olympische Silbermedaille. Nun sitzt sie als Expertin am ARD-Mikrofon. Sie erwartet einiges vom deutschen Segelteam.

Sportschau: Susann, Du bist bekannt dafür, besondere und knifflige Herausforderungen anzugehen. Jetzt bist Du erstmals ARD-Expertin beim Segeln - nur drei Jahre, nachdem Du selbst noch eine Olympia-Medaille gewonnen hast. Was hat Dich an der Aufgabe gereizt?

Beucke: Zuerst einmal bin ich ein Riesen-Fan von Olympischen Spielen. Und dann habe ich ja in den letzten drei Jahren einen anderen Weg beim Segeln eingeschlagen. Aber ich bin dem Segeln und dem Team Deutschland weiter so verbunden, dass ich vielleicht als Expertin dem ein oder anderen Zuseher oder -hörer den Segelsport näher bringen kann.

Sportschau: Wie gehst Du ran an diese neue Aufgabe? Verspürst Du jetzt vielleicht sogar größere Nervosität als bei einem Medal-Race?

Beucke: Ja, das glaube ich schon. Es ist ja für mich tatsächlich eine ganz neue Herausforderung. Aber ich habe zum Glück mit Dir als Kommentator einen Super-Partner an der Seite, der mir gesagt hat, dass ich das alles ganz entspannt machen soll. Da vertraue ich drauf, dass wir das Schiff schon irgendwie nach Hause schaukeln.

So funktioniert Segeln: Die Regeln

Sportschau Olympia 2024

Sportschau: Wie schätzt Du die Chancen der deutschen Seglerinnen und Segler ein? Sie sind in zehn Wettbewerben vertreten.

Beucke: Ich erwarte schon einiges. Wir haben einige interessante Rookies dabei, aber auch ganz viele alte Hasen. Es gibt mindestens zwei bis drei Bootsklassen, wo auf jeden Fall Medaillen drin sind. Aber Olympia hat seine eigenen Gesetze - daher möchte ich da jetzt auch gar keinen Druck aufbauen. Die Sportler sollen Spaß haben, das ist erst einmal wichtig.

Sportschau: Wo siehst Du die größten Chancen? Lass uns doch einmal ein paar Namen nennen.

Beucke: Laser-Segler Philipp Buhl würde ich es sehr wünschen, weil er wirklich hart gearbeitet hat. Es sind seine dritten Spiele und er hätte eine Medaille wirklich verdient. Bei Simon Diesch und Anna Markfort in der 470er Klasse sehe ich auch eine realistische Medaillenchance, was die Ergebnisse des letzten halben Jahres gezeigt haben. Sie haben auch einen sehr intensiven Qualifikationsprozess durchgemacht, bei dem sie sich bewiesen haben.

Sportschau: Hast Du einen Geheimtipp für uns?

Beucke: Überraschungskandidatin könnte Theresa Steinlein auf dem iQFoiLwerden, da bin ich sehr gespannt, was sie zeigen wird. Und die 49ers, Jakob Meggendorfer und Andreas Spranger - da bin ich ebenfalls sehr gespannt. Denn die haben ja bis vor zwei Wochen noch gebangt, ob sie überhaupt teilnehmen dürfen. Aus dieser Freude, jetzt dabei zu sein, kann etwas entstehen.

Sportschau: Wie ist das Segelgebiet in Marseille zu beschreiben? Ist es schwierig?

Beucke: Jedes Segelgebiet ist grundsätzlich herausfordernd. Das Besondere an Marseille ist, dass man entweder das eine oder das andere Extrem hat: Entweder man hat viel Wind und viel Welle mit der Grenze zum Kentern. Und dann gibt es das andere – für das Mittelmeer typische – Extrem: Ganz wenig Wind, wo es gilt, aus sehr wenig am meisten herauszuholen.

Sportschau: Du weißt, wie man eine Medaille aus dem Meer herausfischt. Jetzt brauchen wir Deinen Tipp für die Athleten, wie das bei den Olympischen Spielen gelingen kann …

Beucke: Das Entscheidende ist: Dass die Olympischen Spiele ein Wettkampf sind wie jeder andere auch. Man muss locker bleiben.  

Das Gespräch führte Peter Carstens

Dieses Thema im Programm: Das Erste | Sportschau Olympia 2024 | 26.07.2024 | 18:00 Uhr