Zehn Kilometer in der Seine Becks Medaillentraum platzt im Freiwasser von Paris
Nach der Hälfte des Rennens schwanden die Kräfte: Leonie Beck hat die erhoffte Medaille bei den Olympischen Spielen im Freiwasser über zehn Kilometer deutlich verpasst. Gold ging an die Niederländerin Sharon van Rouwendaal.
Die 27-jährige Beck lag am Donnerstagmorgen (08.08.2024) nach einer zwischenzeitlichen Aufholjagd gut im Rennen, musste dann allerdings abreißen lassen. Die Würzburgerin - in diesem Jahr Doppel-Europameisterin und 2023 mit dem Double bei der WM - erreichte letztlich als Neunte nach 2:06:13 Stunden die Zielmarke an der Pont Alexandre III. Bei den Spielen in Tokio war sie noch Fünfte geworden.
Der Rückstand zu Olympiasiegerin van Rouwendaal betrug mehr als zweieinhalb Minuten. Die Freiwasser-Weltmeisterin aus den Niederlanden hatte bereits vor acht Jahren in Rio gewonnen. Silber ging an Moesha Johnson aus Australien (+5,5 Sekunden), Bronze gewann die Italienerin Ginevra Taddeucci (+8,6). Die zweite deutsche Starterin, Leonie Märtens, kam abgeschlagen als 22. nach 2:15:57 Stunden ins Ziel.
Beck: "Ich kann mir nichts vorwerfen"
"Ich hätte nicht gewusst, was ich anders hätte machen sollen", sagte Beck im Anschluss in der Sportschau. "Ich kann mir nichts vorwerfen. Ich habe versucht, nahe an der Mauer zu schwimmen, um der Strömung aus dem Weg zu gehen. Es hilft, wenn man muskulös ist, aber schaut mich an, ich bin ein Lauch. Das waren zwei Stunden Kraftsport. Wir hatten alle die gleichen Bedingungen."
Spätestens seit ihrem dritten EM-Titel vor gut zwei Monaten war Beck als Mitfavoritin auf eine Medaille in Paris an den Start gegangen. Mit Blick auf den Austragungsort fischte sie - wie auch ihre Konkurrenz - im Vorfeld allerdings im Trüben. Freiwasser-Rennen finden für gewöhnlich in mehr oder weniger stehenden Gewässern statt. Die Seine mit ihrer hohen Strömungsgeschwindigkeit und der schlechten Wasserqualität war in vielerlei Hinsicht Neuland für die 24 Athletinnen.
Beck tastet sich heran
Zehn Kilometer galt es zwischen dem Start- und Zielort an der Pont Alexandre III. und der rund 800 Meter entfernten Pont de Alma zu bewältigen. Beck und Märtens hielten sich auf der ersten der insgesamt sechs Runden über 1,67 Kilometer zunächst hinten im Feld auf, das zu Beginn von der Australierin Johnson und den beiden Italienerinnen Taddeucci und Giulia Gabbrielleschi angeführt wurde.
Schnell zeigte sich, wie herausfordernd die Bedingungen waren. Um die Gegenströmung auf dem Rückweg zu bewältigen, schwammen die Athletinnen nahe der Ufermauer. Beck und Märtens mussten früh eine größere Lücke reißen lassen und hatten nach den ersten 1,67 Kilometern bereits 50 Sekunden Rückstand. Doch vor allem Beck, die in der Nähe von Rom lebt und trainiert, nahm im Anschluss so langsam Fahrt auf und tastete sich Meter um Meter an die Spitzengruppe heran.
Dort schwamm mittlerweile van Rouwendaal vorneweg. Beck hielt aber weiter Schritt, ging als 15. mit etwas mehr als 20 Sekunden Rückstand die dritte Runde an. Märtens hatte dagegen Probleme und lag auf Position 22 bereits über eine Minute zurück.
Auf die Aufholjagd folgt der Einbruch
Das Tempo in der Führungsgruppe spitzte sich nun weiter zu. Becks Taktik in der Verfolgergruppe schien zunächst aber weiter aufzugehen. Nach der Hälfte des Rennens war die Lücke geschlossen, die dreimalige Weltmeisterin aus Deutschland hatte sich auf Rang neun vorgearbeitet. Das Trio um Johnson, van Rouwendaal und Taddeucci forcierte mit der Strömung im Anschluss aber erneut die Frequenz und konnte sich absetzen.
Die Abstände wurden größer und größer. Beck hatte mit der Gegenströmung zu kämpfen und fiel zurück. Gut drei Kilometer vor dem Ende war ihr Rückstand auf 1:17 Minute angewachsen. Märtens, die bereits im Vorfeld angekündigt hatte, das Rennen im Freiwasser nach den Becken-Wettbewerben "einfach probieren" zu wollen, lag zehn Sekunden dahinter.
Weil das Führungstrio auch in der Folge weiter ein enorm hohes Tempo anschlug und Meter um Meter zwischen sich und die Verfolgerinnen brachte, versandete eine erneute Aufholjagd von Beck. Als es ein letztes Mal zur Pont de Alma und wieder zurück ging, war der Rückstand auf über zwei Minuten angewachsen. Spätestens zu diesem Zeitpunkt waren die Medaillenträume geplatzt.
Derweil tobte an der Spitze weiter ein Dreikampf um Gold. Den längeren Atem hatte am Ende die Niederländerin van Rouwendaal, die die letzten Meter mit all ihrer Erfahrung taktisch clever schwamm und mit wenigen Sekunden Vorsprung triumphierte.