DFB-Frauen gegen USA Vor dem Halbfinale: Schüller und Popp fallen aus
Die deutschen Fußballerinnen gehen personell geschwächt ins olympische Halbfinale gegen die USA am Dienstag (06.08.2024, 18 Uhr) in Lyon. Lea Schüller und Kapitänin Alexandra Popp fallen aus.
Jetzt also noch einmal die USA: Nach dem Viertelfinal-Krimi gegen Kanada, den die deutschen Fußballerinnen im Elfmeterschießen für sich entschieden, geht es im Halbfinale erneut gegen den Gold-Favoriten. Noch einmal, weil es das Duell bereits in der Gruppenphase gab. Das deutsche Team war bei der 1:4-Niederlage chancenlos.
Doch - es ist ein Fall fürs Phrasenschwein: Jedes Spiel fängt wieder neu bei null an. Und was der Arbeitssieg gegen Kanada mit dem Selbstvertrauen der deutschen Frauen gemacht hat, lässt sich aus den Worten der Matchwinnerin herauslesen: "Jetzt macht es natürlich auch Sinn, ins Finale zu kommen", sagt Torhüterin Ann-Katrin Berger.
Popp fällt mit Infekt aus
Allerdings fehlt mit Kapitänin Alexandra Popp eine der wichtigsten Spielerinnen. Die 33-Jährige vom VfL Wolfsburg fällt mit einem Infekt aus. Schon beim Abschlusstraining in Lyon hatte sie gefehlt. Für sie wird Nicole Anyomi von Eintracht Frankfurt nachrücken.
Oberdorf als Edelfan
Das deutsche Team wird im Übrigen heute Abend einen besonderen Fan im Stadion von Lyon dabei haben: Nationalspielerin Lena Oberdorf, die wegen einer Kreuz- und Innenbandverletzung nicht bei den Sommerspielen auflaufen kann, stieß wenige Stunden vor dem Anpfiff zur Mannschaft.
Lena Oberdorf
Die 22-Jährige wurde von ihrer künftigen FC-Bayern-Vereinskollegin Lea Schüller mit einer herzlichen Umarmung begrüßt, als sie vor dem Teamhotel aus einem Minivan stieg. Auf einem Video, das der DFB in den sozialen Netzwerken verbreitete, ist zu sehen, wie Oberdorf am rechten Knie eine dicke Schiene trägt und mit Krücken läuft. Sie soll für die restlichen Spiele - also auch dem Finale oder der Partie um Bronze - beim Team bleiben
"Alle sind wichtig"
Popp hatte beim bisherigen Turnier die schwer am Knie verletzte Lena Oberdorf im Mittelfeld vertreten. "Es sind alle wichtig, nicht nur Alex", sagte Hrubesch auf die Frage, welche Folgen ihr Ausfall hätte. "Für mich zählt nur die Mannschaft. Klar ist Alex wichtig, aber wie wichtig wäre Obi gewesen?"
Stürmerin Lea Schüller fehlt aufgrund einer Entzündung der Patellasehne im linken Kniegelenk. Für sie rückt die zuletzt erkrankte Sarai Linder, die nach einem Infekt wieder genesen ist, zurück in den Kader.
Hrubesch: "Mannschaft ist gewachsen"
Im Halbfinale wollen sich die DFB-Frauen nicht noch einmal vom viermaligen Goldmedaillengewinner vorführen lassen. "Die Mannschaft ist gewachsen, ist gereift. Ich bin absolut sicher, dass sie alles in dieses Spiel reinpacken wird", kündigte Hrubesch maximale Gegenwehr an.
Das 1:4 gegen die USA in der Vorrunde hatte das deutsche Team zwar nicht aus der Bahn geworfen, aber mächtig Eindruck hinterlassen. Wesentlich schwerer tat sich die Auswahl der englischen Trainerin Emma Hayes im Viertelfinale gegen Japan, als sich der Rekord-Weltmeister erst in der Verlängerung durchsetzte. "Sie haben auch Körner gelassen", sagte Hrubesch hoffnungsvoll.
USA kommen mit drei superschnellen Stürmerinnen
"Wir haben eine Rechnung offen", sagte Rechtsverteidigerin Giulia Gwinn vor der neuerlichen Herausforderung gegen die USA mit ihren Hochgeschwindigkeitsstürmerinnen Sophia Smith, Mallory Swanson und Trinity Rodman, die Tochter des früheren Basketballstars Dennis Rodman. "Aber wir wissen natürlich auch, was auf uns zukommt, müssen präsent sein in den Zweikämpfen und dürfen defensiv nicht so viel zulassen wie im letzten Spiel."
Torfrau Berger mahnte: "Wir müssen besser sein als letztes Mal und aus unseren Fehlern lernen." Da hatte die 33-Jährige vom US-Club NJ/NY Gotham FC bei einem Treffer nicht gut ausgesehen und der Angriff manche Chance liegen lassen. "Sie sind effektiv, sie machen Tore. Aber das müssen wir halt abstellen. Es wird darauf ankommen, dass wir die Chancen besser nutzen und körperlich dagegen halten", forderte Hrubesch und sprach von einem 50:50-Spiel.
Kraftakt gegen Kanada soll Schub geben
Berger ist davon überzeugt, dass der mühsame Erfolg gegen Kanada dem DFB-Team "einen großen Schub" geben wird: "Ich habe das Gefühl, dass wir das unbedingt gebraucht haben. Einfach unsere Mentalität mal zu testen, vor allem bei so einem Turnier." Die Schwäbin hatte im Viertelfinale nach torloser regulärer Spielzeit und Verlängerung zwei Schüsse vom Punkt gehalten und den entscheidenden Elfmeter zum 4:2 nervenstark selbst verwandelt.
Mit dem Erreichen des Halbfinals ein Jahr nach dem blamablen Vorrunden-Aus bei der WM in Australien haben Deutschlands Fußballerinnen jedenfalls einen Schritt aus der Krise gemacht. "Der Job, den die Mädels machen, ist sensationell gut", lobte Hrubesch. "Wir werden uns gegen die USA hoffentlich nicht selbst schlagen."