Vielseitigkeitsreiten bei Olympia Keine Team-Medaille, aber Jung auf Goldkurs
Ein bitterer Sturz von Christoph Wahler beim Geländeritt der Vielseitigkeitsreiter warf das deutsche Team in Paris aussichtslos zurück. Michael Jung gewann jedoch den Geländeritt und hat damit im abschließenden Springen die Chance auf eine Einzelmedaille bei den Olympischen Spielen.
Mit Tränen in den Augen und zu Fuß verließ Vielseitigkeitsreiter Christoph Wahler am Sonntag den Schlossgarten von Versailles. Durch seinen Sturz mit dem Pferd Carjatan platzte der Traum der deutschen Mannschaft von der olympischen Medaille. Doch immerhin: Im Einzel winkt Gold, da Michael Jung auf der 5.149 Meter langen Geländestrecke mit Chipmunk eine Traumrunde zeigte und die Führung übernahm.
Als Jung seinen perfekten Ritt mit strahlendem Lächeln beendete, war Wahler schon lange schluchzend in die Stallungen geschlurft. Für den 30 Jahre alten Profi ist Olympia bereits beendet, während Jung am Montag auf seine vierte Goldmedaille hoffen darf. Als nun Führender wäre er mit zwei fehlerfreien Runden im Springen der Sieger.
200 Minuspunkte für deutsche Equipe
Wahler war als zweiter deutscher Starter beim Geländeritt im Schlossgarten von Versailles am 16. Hindernis von seinem Pferd Carjatan gestürzt und schied aus. Der Reiter und sein Pferd blieben dem ersten Anschein nach ohne schwere Verletzung.
In der Teamwertung erhielt die deutsche Equipe, vor dem Gelände auf Rang zwei hinter Großbritannien, durch den Sturz 200 Minuspunkte und fiel im Ranking weit zurück. Wahler könnte im Springen am Montag durch Ersatzreiter Calvin Böckmann ersetzt werden, dafür gäbe es weitere 20 Minuspunkte.
Bundestrainer Peter Thomsen darf dennoch auf eine Medaille im Einzel hoffen, denn sein Schlussreiter Michael Jung übernahm vor dem abschließenden Springen die Führung. Der 41-Jährige ritt mit Chipmunk makellos. Die nach der Dressur führende Britin Laura Collett hingegen war mit ihrem Pferd London einen Tick zu langsam, kassierte 0,8 Strafpunkte und fiel auf Rang zwei zurück.
"Es war völlig einfach für mich zu reiten", freute sich Jung in der Sportschau: "Ich hatte im Hinterkopf, wo Christoph Wahler gestürzt ist, habe aber trotzdem die Risikovariante genommen, weil ich mir so sicher war. Ich versuche das jetzt so lange zu genießen wie möglich und erst mal nicht an einen möglichen Olympiasieg zu denken."
Wahler: "Wurde aus dem Sattel geschubst"
Eine richtige Erklärung für den Sturz suchte Wahler vergebens. Sein Hengst sei "irgendwie mit dem Hinterbein in den Graben gekommen und das hat den Galoppsprung dann so unterbrochen, dass ich aus dem Sattel geschubst wurde", sagte er. Er habe zuvor "an keinem Sprung das Gefühl gehabt, dass heute etwas schiefgehen kann".
Als erste Reiterin hatte Tokio-Olympiasiegerin Julia Krajewski den Geländeparcours in Versailles ohne Hindernisfehler absolviert. Mit dem zehnjährigen Nickel hatte sie die vorgegebene Richtzeit von 9:02 Minuten allerdings um zwölf Sekunden verfehlt und dafür 4,8 Strafpunkte kassiert. Insgesamt liegt sie bei 31,70 Minuspunkten. Vor dem abschließenden Springen liegt Großbritannien in der Teamwertung mit 82,50 Punkten knapp vor den Franzosen mit 87,20 Punkten.
"Startplatz eins ist nicht gerade mein Lieblingsplatz", sagte Krajewski, insgesamt sei sie aber sehr zufrieden mit ihrer Leistung: "Ich habe vorher gedacht, wenn du jetzt auf Mandy (ihr Tokio-Goldpferd Amande de B'Neville, d. Red.) sitzen würdest, dann würde sie dich einfach mitnehmen, aber okay, dann nehme ich eben jetzt Nickel mit. Und er hat es super gemacht." Die Geländestrecke im Schlosspark von Versailles ist 5.149 Meter lang und umfasst 28 Hinderniskomplexe mit insgesamt 45 Sprüngen.