Leichtathletik bei Olympia Mahutschich mit Hochsprung-Gold - Drei Medaillen für Ukraine
Jaroslawa Mahutschich hat bei den Olympischen Spielen Hochsprung-Gold gewonnen. Für die Ukraine war es ein glanzvoller Abend. Die Sprint-Krone setzte sich US-Star Noah Lyles auf. So lief der Sonntag (04.08.2024) in der Leichtathletik mit drei Entscheidungen.
100 m: US-Star Lyles sprintet zum hauchdünnen Sieg
Sprintstar Noah Lyles hat sein Versprechen eingelöst und Olympia-Gold über die 100 m nach 20 Jahren zurück in die USA geholt. Der Weltmeister rannte in einem historischen Finale 9,79 Sekunden und siegte damit in einem Fotofinish.
Hinter Lyles sicherte sich der Jamaikaner Kishane Thompson Silber, er lag nur fünf Tausendstel zurück. Es war die knappste 100-m-Entscheidung in der Geschichte der Olympischen Spielen der Neuzeit. Bronze ging im Stade de France an Lyles' Landsmann und Ex-Weltmeister Fred Kerley (9,81).
Joshua Hartmann verpasste das Finale klar. Der Kölner belegte in seinem Halbfinale in 10,16 Sekunden den siebten Platz und sprach danach von zwei soliden Rennen über 100 m. "Nichts Besonderes leider Gottes", sagte der 25-Jährige, der angesichts der großen Bühne auch etwas Druck verspürt hatte.
Hochsprung: Mahutschich, wer sonst?
Welt- und Europameisterin, Weltrekordlerin und jetzt auch Olympiasiegerin: Hochspringerin Jaroslawa Mahutschich hat sich in Paris den letzten großen Titel geholt, der ihr noch gefehlt hat. Der Ukrainerin reichten übersprungene 2,00 m zu Gold. Silber ging an die höhengleiche Australierin Nicola Olyslagers. Den geteilten dritten Platz belegten Eleanor Patterson (Australien) und Mahutschichs Landsfrau Iryna Geraschenko.
Christina Honsel überquerte 1,95 m und meisterte als gute Sechste damit die gleiche Höhe wie die Bronzemedaillengewinnerinnen. Allerdings hatte sich Honsel zuvor mehr Fehlversuche geleistet.
Ich bin bei jedem Sprung bei all den Ukrainern, die mein Mutterland verteidigen.
Mahutschich sicherte der Ukraine damit die zweite Goldmedaille bei den Sommerspielen in Frankreich. Die 22-Jährige ist auf einer größeren Mission unterwegs, will mit ihren Siegen den vom Krieg in der Heimat gebeutelten Ukrainern Freude schenken. Sie sei bei jedem Sprung "bei all den Ukrainern, die mein Mutterland verteidigen".
Als Mahutschich, der zu Kriegsbeginn in Panik noch die Flucht mit dem Auto aus Dnipropetrowsk gelang, zuletzt Anfang Juli beim Diamond-League-Meeting in Paris mit einem Sprung über 2,10 m die neue, historische Bestmarke setzte, hatte sich Wolodymyr Selenskyj gemeldet. "Jeder dieser Siege ist unglaublich wichtig für unsere Stärke und Einheit", schrieb der ukrainische Präsident bei X. Auch diesmal gratulierte er den Athleten.
Hammerwurf: Kanadischer Weltmeister Katzberg überragt
Denn noch ein drittes Mal sammelte die Ukraine an diesem glanzvollen Leichtathletik-Abend Edelmetall ein: Hammerwerfer Mychajlo Kochan landete mit 79,39 m auf dem Treppchen und jubelte frenetisch. Ethan Katzberg holte für Kanada den ersten Olympiasieg überhaupt in dieser Disziplin. Der Weltmeister war mit 84,12 m nicht zu bezwingen. Silber gewann der ungarische WM-Dritte Bence Halasz (79,97).
"Drei Medaillen an einem Abend, was für eine tolle Nacht für die Ukraine, für das ukrainische Volk, für unser Team", sagte Kochan: "Diese Medaillen sind sehr wichtig für die Ukraine. Denn unser Volk kann sich endlich freuen, es kann uns anfeuern, es kann mit uns feiern. Sie können einen Tag lang nicht an den Krieg denken."
Der EM-Vierte Merlin Hummel belegte mit 76,03 m den zehnten Platz. Der Qualifikationswettkampf des 22-Jährigen hatte für Aufregung gesorgt. Nach seinem starken ersten Versuch hatte er rund eine halbe Stunde auf seine Weite warten müssen, weil das Messgerät offenbar nicht richtig bedient worden war. Die später aufgeführten 75,25 m reichten, um einen der zwölf Finalplätze zu ergattern.
Mittelstrecken: Kolberg und Farken verpassen Medaillenrennen
Die Finalträume von Majtie Kolberg und Robert Farken blieben dagegen unerfüllt. 800-m-Läuferin Kolberg schied im Halbfinale trotz einer persönlichen Bestzeit von 1:58,52 Minuten ebenso wie Farken über 1500 m aus. Der Leipziger wurde in 3:33,35 Minuten Siebter, nur 32 Hundertstel fehlten zur Teilnahme am Rennen um Gold.
Für Kolberg war es bereits das dritte Rennen binnen drei Tagen im Stade de France. Nachdem sie im Vorlauf die direkte Qualifikation verpasst hatte, sicherte sie sich am Samstag (03.08.2024) als Siegerin des Hoffnungslaufs ihr Halbfinalticket. Farken war am Freitag direkt in die Vorschlussrunde eingezogen.
400 m: Bredau zeigt starke Reaktion nach Mixed-Ärger
Nach den Querelen um die 4x400-m-Mixed-Staffel lieferte Jean Paul Bredau mit 45,07 Sekunden einen starken 400-m-Vorlauf ab, wurde in seinem Rennen Vierter. Für den direkten Einzug ins Halbfinale reichte es trotzdem nicht. Der 25-Jährige hatte die Diskussion um die Besetzung der ausgeschiedenen Mixed-Staffel mit seinem Sportschau-Interview ausgelöst und sich danach dafür entschuldigt.
"Der Lauf war sehr gut, aber es hat am Ende der Meter gefehlt zum dritten Platz, das ist ein bisschen ärgerlich", sagte Bredau, für den die Mixed-Staffel-Debatte abgehakt ist. "Ich habe den vollen Fokus aufs Einzel gelegt."
Hier hat der Potsdamer am Montagvormittag (05.08.2024, 11.20 Uhr, im Livestream bei sportschau.de) die Möglichkeit, noch über den Hoffnungslauf ins Halbfinale einzuziehen.