Olympisches Schwimmen in Paris Drama um Florian Wellbrock im Vorlauf über 1500 Meter
Die Deutsche Medaillenhoffnung Florian Wellbrock hat das Finale über 1500 Meter klar verpasst. Wellbrock brach in seinem Vorlauf komplett ein und auch Sven Schwarz schied aus. Anders als Deutschlands Lagenstaffel über 100 Meter, die im Finale steht.
"Wir waren uns eigentlich sehr sicher, dass das ein gutes Rennen wird", sagte der enttäuschte und auch ratlose Bundestrainer Bernd Berkhahn am Samstagnachmittag. "Im Moment sind wir einfach nur traurig und fassungslos. Und das Ergebnis ist für uns auch nicht erklärbar", ergänzte er kurz darauf.
Zusammen mit Sven Schwarz war Florian zuvor im letzten von vier Vorläufen an den Start über die 1500 Meter gegangen. Ihre Kontrahenten aus den Vorläufen eins bis drei hatten da bereits gut vorgelegt, mit schnellen Zeiten durchaus Druck auf die letzten acht Schwimmer um das deutsche Duo aufgebaut. Führender aller Vorläufe war zu diesem Zeitpunkt Daniel Wiffen mit einer Zeit von 14:40,34 Minuten.
Wellbrock und Schwarz schwammen den vierten Vorlauf anschließend auf den Bahnen fünf und sechs direkt nebeneinander. Sie gingen das Rennen durchaus offensiv an und das Tempo des vorneweg schwimmenden US-Amerikaners Bobby Finke gut mit. Nach 200 Metern lagen Wellbrock und Schwarz auf den Positionen zwei und drei, das Finale schien greifbar. Wie erwartet: "Die Leistungen im Training und in der Vorbereitung waren toll", sagte Bundestrainer Berkhahn später.
Florian Wellbrock bricht ein
Im Rennen war davon am Sonntag nun nichts mehr zu sehen. Während der Tunesier Ahmed Jaouadi zur Rennmitte hin die Führung übernahm, musste Florian Wellbrock schon vor der 750-Meter-Marke zunehmend abreißen lassen. Wellbrock, der zuvor bereits über 800 Meter im Vorlauf ausgeschieden war, fiel Meter um Meter zurück, wurde immer langsamer und Stück für Stück auf die vorletzte Position durchgereicht.
Es hätte nun eine Energieleistung gebraucht, um die Chance aufs Finale am Leben zu halten. Aber Wellbrock hatte sie nicht in sich: "Nach seiner Aussage ging es nicht. Er hat keine Kraft in den Zug bekommen", erklärte Berkhahn. Bereits nach 1000 Metern hatte der Bronzemedaillengewinner von Tokio, der sich auch dieses Jahr Hoffnungen auf eine Medaille gemacht hatte, keine Chance mehr auf das Finale.
Auch Schwarz musste in der Folge zunehmend um eine Finalteilnahme kämpfen. Mit noch 200 zu schwimmenden Metern lag er auf Platz fünf des vierten Vorlaufs, noch dazu war seine Zwischenzeit nicht schnell genug für den Einzug unter die letzten Acht. Ein Endspurt auf den letzten vier 50 Meter langen Bahnen blieb anschließend aus.
Ernüchterne 15:01,88 Minuten - letzte Hoffnung im Freiwasser
Am Ende verpassten beide deutschen Schwimmer das Finale deutlich: Schwarz beendete das Rennen mit einer Zeit von 14:51,97 Minuten und als Zehnter von 24 Teilnehmern. Wellbrock landete mit einer enorm enttäuschenden Zeit von 15:01,88 Minuten und somit knapp 15 Sekunden Rückstand auf den Achtplatzierten Ungarn David Bethlehem sogar nur auf Rang 14. "Es ist ja generell im Sport so, dass Physis und Psyche harmonieren müssen. Das tat es in diesem Fall scheinbar nicht", sagte Bundestrainer Berkhahn.
Bleibt die Frage, ob sich diese Harmonie bis zum kommenden Freitag wieder herstellen lässt? Dann steht in Paris im Freiwasser das Rennen über zehn Kilometer an - die Strecke, auf der Wellbrock 2021 in Tokio Olympiasieger wurde. "Es geht jetzt darum, das wir ihn wieder auf die Beine stellen, dass er mutig und selbstbewusst genug ist, das Projekt Freiwasser anzugehen", sagte Bernd Berkhahn.
Deutsche Lagenstaffeln über 100 Meter im Rennen ums Finale
Direkt im Anschluss an die Vorläufe über 1500 Meter folgten die Final-Qualifikationen der 100 Meter Lagenstaffeln. Sowohl bei den Männern als auch bei den Frauen gingen die deutschen Quartette dabei im ersten von je zwei Vorläufen an den Start.
Bei den deutschen Männern eröffnete Ole Braunschweiger das Rennen rückenschwimmend und hielt dabei den Anschluss an die Konkurrenz aus China und Polen, während die Franzosen schnell vorneweg schwammen. Lucas Matzerath (Brust) hielt Deutschland nach 200 Metern mit einer Zwischenzeit von 1:53,59 Minuten anschließend konstant auf dem vierten Rang. Es folgten noch Luca Armbruster (Schmetterling) und zuletzt Josha Salchow.
Allen voran Salchow investierte alles und schwamm seine 100 Meter in sehr soliden 47,91 Sekunden. Schlussendlich stand für die deutsche Staffel eine Gesamtzeit von 3:32,51 Minuten. Sie reichte denkbar knapp, um sich mit zwei Zehntelsekunden Vorsprung vor Italien als Achter der Vorläufe fürs Finale zu qualifizieren.
Männerfinale am Sonntag, Frauen scheiden aus
Während Deutschlands Männer nun am Sonntagabend (19:06 Uhr) für das Staffelfinale erneut ins Wasser springen werden, bleibt ihren Kolleginnen dieses Erlebnis vergönnt. Laura Riedemann, Ana Elendt, Angelina Köhler und Nina Holt beendeten die Vorläufe am Samstag mit einer Zeit von 3:58,12 Minuten als Neunte und somit einen Platz außerhalb der Finalränge.