Viertelfinale Deutschlands Volleyballer - Aus nach heroischem Kampf
Es war hauchdünn, es war ein unglaublich harter Kampf. Am Ende waren die deutschen Volleyballer in einem packenden Match aber gegen Frankreich das unglücklichere Team. Und schieden im Viertelfinale nach über zwei Stunden Spielzeit mit einer 2:3(25:18, 28:26, 20:25, 21:25, 13:15)-Niederlage aus.
Angreifer Georg Grozer gratulierte nach dem dramatischen Match zunächst Frankreichs Außenangreifer Earvin NGapeth und hörte dann, wie die Franzosen die "Marseillaise" anstimmten. Kurz darauf ließ sich der Diagonalangreifer von seiner Frau und seiner Tochter etwas trösten. "Es tut mir wirklich im Herzen weh, dass wir nicht diesen nächsten Schritt gemacht haben für die Volleyball-Geschichte", sagte er.
Es war womöglich die größtmögliche Aufgabe, der die deutsche Mannschaft im Viertelfinale gegenüberstehen konnte: Gastgeber Frankreich - Olympiasieger 2021 und aktueller Sieger der Weltliga. Mit der frenetischen Unterstützung der ausverkauften Paris Arena Süd hatten sich die Franzosen wie das deutsche Team bislang in einen regelrechten Rausch gespielt.
Hochleistungs-Volleyball vom ersten Ballwechsel an
Und die "Teams der Stunde" im Welt-Volleyball lieferten - vom ersten Ballwechsel an. In der regelrecht kochenden Halle schmetterte Moritz Karlitzek mal gleich den ersten Ball ins fanzösische Feld. Die Franzosen antworteten mit einem erfolgreichen Angriffsschlag und einem Block - führten 2:1. Der Block - die große Stärke der Franzosen - bereitete den Deutschen durchaus Sorgen. Mit den drei "Riesen" Jean Patry (2,06 m), Barthelemy Chinenyeze (2,04 m) und Nicolas le Goff (2,07 m) können die Franzosen da eine regelrechte "Mauer" ans Netz stellen.
Beim Spielstand von 5:4 die erste lange Rallye der beiden Teams, die am Ende in einem schwer umjubelten Punkt für die Deutschen mündete. Diese umkämpften Punkte sind im Volleyball meist die wichtigsten - weil sie moralisch etwas mit den Teams machen. Und es folgte gleich der nächste deutsche Block zum 7:4 - das deutsche Team war on fire.
1. Satz - Deutschland wie im Rausch
Kampa und Co. waren im Spiel und auch der zu Anfang etwas zögerlich startende Georg Grozer kam nun in Schwung. Bei 14:10 setzte der deutsche Superstar den ersten Big Point. Als Anton Brehme die Kugel dann zum 16:10 ins französische Feld schmetterte, war schon so etwas wie eine Vorentscheidung im ersten Satz gefallen. Das deutsche Team ließ die Franzosen nun nicht mehr vom Haken und gewann den Durchgang über 20:14 mit 25:18.
Allein schon der erste Satz war berauschend aus deutscher Sicht. Und es setzte sich ein Trend fort. Lukas Kampa hatte den neuen Stellenwert der deutschen Volleyballer schon im olympischen Dorf bemerkt: "Sie schauen uns ganz anders an. Sie haben gemerkt, dass wir es ernst meinen", berichtete der Kapitän des deutschen Volleyball-Teams von den Tagen vor dem olympischen Viertelfinale. Vor allem der Teamspirit der Deutschen hatte es der Konkurrenz angetan.
Frankreich stabilisiert sich, Deutschland schlägt zurück
Aber klar: Frankreich ist eine Weltklasse-Mannschaft und ging ja auch favorisiert ins Spiel. Im zweiten Satz stabilisierte sich das Team. Holte sich zu Beginn eine Zwei-Punkte-Führung, die es erst einmal nicht mehr hergab. Über 14:11 und 19:17 sah der Satz schon wie entschieden aus. Doch Deutschland kam zurück.
Frankreichs Block - überragend
Bei 20:20 und dem nächsten Hammer-Angriffsschlag von Moritz Reichert war wieder alles ausgeglichen. Die Halle hielt den Atem an - und Frankreich lieferte: holte das kleine Break und machte das 23:21. Aber es reichte den Franzosen nicht. Die Deutschen holten sich das Break zurück. Und Georg Grozer machte den Satz schließlich zu, schmetterte Deutschland zum 28:26-Satzgewinn.
Frankreichs erfahrene Garde kämpft
Die Sensation lag nun in der Luft - aber Frankreich hatte so viele erfahrene Spieler auf der Platte. Die wussten, was die Stunde geschlagen hat. Gingen im dritten Satz mit 6:4 in Führung. Chinenyeze schaffte einen Block zum 10:7 - sofort nahm Deutschlands Coach Michal Winiarski die Auszeit. Kleinigkeiten würden in diesem Spiel entscheidend sein - das war von Anfang an klar gewesen.
Deutschland wehrte sich gegen den Satzverlust, antwortete mit vier Punkten in Serie. Eine lange Rallye brachte das 11:10 durch Karlitzeks starken Schmetterball. Auszeit Frankreich. Die Partie konnte enger nun nicht sein. Frankreich erhöhte dank des erfahrenen Ngapeth auf 17:15 und 18:15 - die Halle bebte. Nun waren die Gastgeber im Lauf, holten sich den Satz mit 25:20.
Allerhöchstes Niveau - bis zum Entscheidungssatz
Wirklich jeder Punkt war umkämpft und hart erabeitet - keines der beiden Teams machte leichte Fehler - es war allerhöchstes Niveau. Über 6:6 , 9:9 und 12:12 ging es dahin, erst bei 18:17 hatte Frankreich einen kleinen Vorteil. Der reichte dem Team der Gastgeber. Über ihren überragenden Block brachten sie den vierten Satz mit 25:21 nach Hause - es stand also 2:2. Ein Entscheidungssatz musste her.
Frankreich schien nun sicher. Ging mit 2:0 in Führung, aber Anton Brehme verkürzte zum 2:1. Das frühe Break aber half den Franzosen, die nun auf 6:3 davonzogen, als Karlitzek einen Ball am Block vorbei ins Aus schlug. Den Deutschen drohte das Aus. Aber sie kamen noch einmal zurück. Verkürzten auf 8:9, 9:10 und 11:12. So hatte Frankreich Matchball bei 14:12. Den ersten vergaben sie. Aber sie hatten noch einen. Den nutzten sie. Zum entscheidenden 15:13.
"Ich bin unglaublich stolz auf diese Mannschaft, was wir geleistet haben in den letzten Jahren und auch hier bei den Olympischen Spielen", sagte Anführer Grozer. Seine Karriere will er auf jeden Fall fortsetzen. Ob er das auch weiter in der Nationalmannschaft tut, ist offen. Der 39-Jährige nahm sich in den vergangenen Jahren immer wieder Pausen - und kam dann zurück.
USA, Polen und Italien im Halbfinale
Polen hatte zuvor als erstes Team das Halbfinale erreicht. Gegen Slowenien gab es einen 3:1-Sieg. Anschließend siegte Italien in einer hoch spannenden Partie mit 3:2 gegen Japan und wehrte dabei mehrere Matchbälle ab.
Im letzten Spiel des Tages lieferten sich die USA und Brasilien eine weitere packende Partie. Die US-Boys hatten am Ende mit 3:1 (26:24, 28:30, 25:19, 25:19) die Nase vorn.