Leichtathletik Kessing: Gedanken an Erdbeben ständig präsent
Wenige Wochen nach den Erdbeben in der Türkei geht es in Istanbul um Medaillen. Die Gedanken der Sportlerinnen und Sportler sind auch bei den vielen Opfern der Katastrophe.
Die Teilnehmer der Leichtathletik-Europameisterschaften in Istanbul fühlen nach den schweren Erdbeben mit den Menschen in der Türkei.
"Die Gedanken daran, die sind natürlich ständig präsent. Das kann man nicht wegdiskutieren oder wegschieben", sagte der deutsche Verbandspräsident Jürgen Kessing der ARD-Sportschau. Es habe die Überlegung gegeben, die Titelkämpfe in der Halle abzusagen. Aber Verband und Staat hätten diese ausrichten wollen. Man habe den Menschen damit Halt und Zuversicht geben wollen, sagte Kessing in Istanbul.
Am 6. Februar hatten zwei Beben der Stärke 7,7 und 7,6 die Südosttürkei und den Nordwesten Syriens erschüttert. Mehr als 50.000 Menschen sind in der Türkei und Syrien ums Leben gekommen. Allein in der Türkei wurden nach Angaben der dortigen Regierung mehr als 173.000 Gebäude in elf Provinzen des Landes zerstört.
Malaika Mihambo drückt ihr Mitgefühl aus
Das Unglück werde bei den Titelkämpfen "angemessen" berücksichtigt, wie Kessing befand. Neben einer Schweigeminute gebe es Spendenaufrufe. Den Sportlerinnen und Sportlern sei freigestellt, ob sie mit Trauerflor starten würden.
Kessing, Oberbürgermeister von Bietigheim-Bissingen, wies auf die Notwendigkeit hin, dass man auch Lehren ziehen müsse. Da seien auch "hausgemachte Fehler" vorgekommen, die für die Zukunft hoffentlich abgestellt würden, sagte der SPD-Politiker.
Schon zuvor hatte Weitsprung-Olympiasiegerin Malaika Mihambo ihr Mitgefühl ausgedrückt. "Natürlich schwingen auch gemischte Gefühle auf dem Weg in die Türkei mit. Es ist schrecklich, dass so viele Menschen in dieser Region leiden mussten und immer noch mit den Folgen zu kämpfen haben. Umso schlimmer zu wissen, dass mit den richtigen politischen Entscheidungen viel Leid verhindert hätte werden können", sagte die 29-Jährige der Deutschen Presse-Agentur.
Mihambo (LG Kurpfalz) zählt bei den Hallen-Wettkämpfen von Donnerstag bis Sonntag in der türkischen Metropole zu den aussichtsreichen deutschen Medaillenanwärterinnen. Nach dem Olympiasieg in Tokio, zweimal WM-Gold und einem Europameisterschaftstitel im Freien strebt Mihambo ihren ersten internationalen Erfolg unter dem Hallendach an.