
Formel 1 Lewis Hamilton hat keine Zeit
Die Presse ging gnadenlos auf Lewis Hamilton los, der beim Formel-1-Saisonauftakt in Australien nur Zehnter wurde. Eines ist sonnenklar: Der Engländer hat in Italien keine Zeit. Für die Rennen in China am kommenden Wochenende fordern die Tifosi zählbare Resultate.
"Lewis Hamiltons Abenteuer im Ferrari hat bereits den Charakter einer Abschiedstour", urteilte die britische Zeitung "Daily Mail" hart, Italiens "Tuttosport" schrieb von einem Desaster. Der siebenmalige Weltmeister und erfolgreichste Formel-1-Pilot des 21. Jahrhunderts steht gleich nach seinem ersten Rennwochenende bei Ferrari am Pranger.
Neues Auto, neue Kollegen, schwierige Wetterbedingungen mit mehreren Regenschauern - nichts davon zählt in der Bewertung von Hamiltons ersten Dienstfahrten. Im Qualifying zuvor war nur Platz acht herausgesprungen und dann kam die Regenvorhersage. "Verdammt, ich bin das Auto noch nie im Nassen gefahren. Ich weiß nicht einmal, welche Knöpfe ich morgen drücken muss, das wird also neu." Und über die gegenüber dem Mercedes andere Bremsanlage sagte der 40-Jährige Tuttosport weiter: "Ich weiß also nicht, wie sich die Brembo-Bremsen im Nassen verhalten oder welche Einstellungen wir bei diesem Auto verwenden müssen."

Hamilton genervt
Durch die durch das Reglement festgelegten wenigen Testtage kam die Gewöhnung ans Fahrzeug aber auch an seinen neuen Renningenieur Riccardo Adami viel zu kurz. Als klar war, dass im Rennen nichts nach vorne ging, schnauzte Hamilton Adami übers Bordradio an: "Lass es gut sein, wiederhol' nicht alle Tipps, überlass' es mir!" Die Nerven lagen schnell blank.
Auch die Experten sind schnell ungeduldig: "Die Flitterwochen sind vorbei", wurde der einstige Formel-1-Teamchef Günther Steiner bei RTL/ntv zitiert, "jetzt muss er Leistung bringen." Der frühere Rennfahrer Christian Danner zeigte sich geradezu "schockiert" von Hamiltons Leistung zum Auftakt, Hamilton sei "schlichtweg völlig überfordert gewesen", sagte er dem Motorsport-Magazin.
Zusätzlich leistete sich Ferrari einmal mehr Strategiefehler in Rennen, ging angesichts der nur auf den hinteren Punkterängen fahrenden Charles Leclerc und Hamilton ein zu großes Risiko ein: "Wir müssen zugeben, dass wir die falschen Entscheidungen getroffen haben", sagte Ferrari-Teamchef Frederic Vasseur bei "Canal+", stellte sich aber vor sein Team: "Es war gut, das Risiko einzugehen."
Neuer Anlauf in Schanghai
Beim zweiten Rennen in China (Sprint: 22.03., 4 Uhr (MEZ), Rennen: 23.03., 8 Uhr (MEZ)) hofft Ferrari auf ein Anknüpfen an die Performance der freien Trainingssitzungen in Melbourne. Dort war Leclerc noch richtig schnell.
Der Sieg bei den beiden Rennen könnte aber dennoch erneut eine Sache werden, die Red Bull, Mercedes und allen voran McLaren unter sich ausmachen. Red Bull hofft darauf, eine besseres Reifenmanagement hinzubekommen - dort war McLaren in Australien deutlich überlegen gewesen.
Wegen McLaren: FIA passt Hecklügel-Reglement an
Allerdings werden die Teams und auch die Offiziellen bei den Autos von Lando Norris und Oscar Pastri ganz genau hinschauen. Denn zum zweiten Rennen wurde das Reglement bezüglich der Heckflügel verschärft. McLaren hatte dort ein legales Bauteil verwendet, das vermutlich höhere Geschwindigkeiten zuließ. Dieser Vorteil ist dahin - und könnte das Rennwochenende in Schanghai noch spannender machen.