Umstrittene Engagements Staatsfirma gegründet: Saudis wollen noch mehr in Sport investieren
Mit vielen Millionen drängt Saudi-Arabien ins internationale Sportgeschäft. Der saudische Staatsfonds hat nun eine eigene Sport-Investmentfirma gegründet.
Sadio Mané ist nur das jüngste Beispiel. Saudi-Arabiens Reichtum lockt längst auch große Namen des Fußballs an, Bayern-Trainer Thomas Tuchel nennt es einen "Goldrausch".
Die wuchtige Sport-Strategie des Königreichs begnügt sich aber nicht allein mit erstaunlichen Transfers von Starkickern wie Cristiano Ronaldo, Karim Benzema oder dem in München ausgemusterten Mané. Noch viel mehr Geld nimmt Saudi-Arabien in die Hand, um große Events zu finanzieren und sich Einfluss im Spitzensport zu sichern.
Scheinbar unversiegbare Geldquellen
1,5 Milliarden Dollar (etwa 1,3 Milliarden Euro) hat das streng konservativ regierte Königreich nach Schätzungen der Menschenrechtsorganisation Grant Liberty bereits in den Sport fließen lassen. Dank des Staatsfonds PIF und seinen geschätzten Reserven von 650 Milliarden Dollar scheint die Quelle für diese Investitionen nie zu versiegen.
Wie der saudische Staatsfonds nun mitteilte, hat er eine Investmentfirma ins Leben gerufen, die speziell in der Sparte Sport aktiv sein soll.
Eigene Investmentfirma gegründet
Demnach soll SRJ Sports Investments "in den Erwerb und die Entwicklung neuer geistiger Eigentumsrechte für Sportveranstaltungen, kommerzieller Rechte an populären und bedeutenden Sportwettkämpfen und die Ausrichtung großer globaler Veranstaltungen in Saudi-Arabien investieren", hieß es in dem Statement des Fonds.
Neben dem Fußball ist das saudische Engagement auch im Golf, in der Formel 1 und im Pferdesport deutlich sichtbar. Tennis und Radsport könnten folgen, sogar der Griff nach Olympia scheint nicht ausgeschlossen.
Kritiker sehen darin den Versuch einer Imagepolitur auf dem Rücken des Spitzensports, um von Verstößen gegen die Menschenrechte in Saudi-Arabien abzulenken. Riad bezeichnet die hohen Investitionen dagegen als Teil seines Wirtschaftsumbaus, um das Land unabhängiger vom Öl zu machen.
Schließlich fließen die Milliarden auch in Kunst, Musik, Wissenschaft, Technik, Gaming oder auch Tourismus und Gastronomie. Wohl am stärksten umstritten aber sind die saudischen Anstrengungen im Sport.
Fußball: Große Namen, größere Gehälter
Nicht nur die größten Namen wie Ronaldo will Saudi-Arabien anlocken - auch die bedeutendsten Wettbewerbe sollen am Golf steigen. Der Club-Weltmeister wird im Dezember in der Hafenstadt Dschidda ermittelt, für die Ausrichtung der Männer-WM hat sich das Land längst aussichtsreich in Stellung gebracht. Bei den Ablösesummen liegt die Saudi Pro League mit geschätzt gut 400 Millionen Euro noch hinter den europäischen Top-Ligen zurück. Bei den Gehältern kann jedoch niemand mithalten - für ein Jahr sollen Kylian Mbappé atemberaubende 700 Millionen Euro geboten worden sein.
Golf: Auf Konfrontationskurs
Mit der LIV-Turnierserie mischte Saudi-Arabien die Golfwelt auf, warb namhafte Profis ab und ging damit auf Konfrontationskurs zu den etablierten Organisationen aus den USA und Europa. Ziemlich überraschend gaben die Macher dann Anfang Juni eine "bahnbrechende Vereinbarung zur Vereinheitlichung des Golfsports" bekannt. Der Schulterschluss entsetzte viele Gegner des saudischen Investments. Der Staatsfonds PIF ist künftig mächtiger Teilhaber der gemeinsamen Organisation.
Tennis: Noch kein Tour-Turnier, noch
Zu Showevents mit hohen Gagen trat die Weltelite schon in Saudi-Arabien an, auch Alexander Zverev bereitete sich dort Ende 2022 auf die neue Saison vor. Noch zählt kein Turnier in Saudi-Arabien zur Damen- oder Herren-Tour. Das dürfte aber näher rücken. Widerstand bei den Profis ist kaum vernehmbar. WTA-Chef Steve Simon bestätigte, im Februar mit einigen Spielerinnen Saudi-Arabien besucht zu haben. ATP-Chef Andrea Gaudenzi ließ wissen, dass er in Gesprächen mit dem Staatsfonds sei.
Radsport: Der Griff geht direkt an die Spitze
Hartnäckig hält sich das Gerücht, der Staatsfonds PIF wolle das Team Jumbo-Visma des aktuellen Tour-de-France-Siegers Jonas Vingegaard übernehmen. Dementis gibt es nicht, der bisherige Geldgeber Jumbo wird sich Ende 2024 zurückziehen. Bisher tritt Saudi-Arabien als Co-Sponsor im Peloton auf, die Tourismus-Agentur der Region Al-ʿUla unterstützt den australischen Jayco-Rennstall. "Ich glaube, man kann sich nicht wehren. Und man soll sich ja nicht wehren gegen Investoren aus dem Mittleren Osten", sagte Bora-Teamchef Ralph Denk dem Deutschlandfunk.
Motorsport: Nur ein Rennen oder gleich die ganze Formel 1?
Seit 2021 fährt die Formel 1 auch in Saudi-Arabien, angeblich mit einem Zehnjahresvertrag für umgerechnet mehr als 800 Millionen Euro. Gefahren wird vorerst noch in Dschidda, wohl ab 2026 in einem Mega-Sport-Komplex in Qiddiya. Auch über ein angebliches Kaufinteresse einer saudischen Investmentfirma an der ganzen Formel 1 wurde schon berichtet, ebenso über ein mögliches Team des Königreichs. Die Erdölfördergesellschaft Aramco aus Saudi-Arabien, die als größte der Welt gilt, ist Hauptsponsor der Rennserie und Geldgeber beim britischen Aston-Martin-Team.
Pferdesport: Weltcup-Finale 2024 in Riad
Seit mehreren Jahren gibt es in Saudi-Arabien Springturniere der höchsten Kategorie. Erstmals wird im kommenden Jahr in Riad das Weltcup-Finale der Spring- und Dressurreiter stattfinden. Es ist eine Premiere im arabischen Raum. Im Gegensatz zu den Katarern, die vor ein paar Jahren mit dem Großeinkauf von Pferden für Millionensummen die Preise nach oben getrieben haben, sind die Saudis bisher zurückhaltender. Für Olympia 2024 in Paris hat sich das saudische Team mit dem deutschen Springreiter David Will als Trainer qualifiziert.
Olympia: Erst die Asienspiele, dann die ganz große Bühne
In einem neuen Skigebiet mitten in der Wüste will Saudi-Arabien 2029 die asiatischen Winterspiele veranstalten. Die Pläne für ein Mega-Resort befeuerten auch Spekulationen um eine Bewerbung für Winter-Olympia. Wegen des Klimawandels und der hohen Kosten hat das Internationale Olympische Komitee derzeit Mühe, einen größeren Kreis von Interessenten für Winterspiele zu finden. Das IOC bestritt aber energisch, in die Vergabe der Asien-Winterspiele an das Königreich einbezogen gewesen zu sein.