Leichtathletik-WM in Budapest Speerwurf - Alle Blicke sind auf Julian Weber gerichtet
Auf Julian Weber lastet großer Druck: Gewinnt der Speerwurf-Europameister im Finale in Budapest heute Abend (27.08.2023, 20.15 Uhr, Live-Ticker bei sportschau.de) keine Medaille, geht das DLV-Team erstmals bei einer Leichtathletik-WM komplett leer aus. Die Form stimmt, aber auch die Nerven müssen beim Mainzer mitspielen.
"Jetzt habe ich noch nicht so weit geworfen. Aber nach einer nicht so guten Einheit kommt oft eine richtig gute. Ich bin sehr optimistisch, dass es am Sonntag deutlich weiter geht. Da komme ich voll in Fahrt", sagte Weber am Freitag (25.08.2023) nach der durchwachsenen Qualifikation für das WM-Finale.
Mit 82,39 m konnte er dort noch nicht überzeugen. Olympiasieger Neeraj Chopra aus Indien, Arshad Nadeem aus Pakistan und der Tscheche Jakub Vadlejch warfen im Vorkampf weiter als der Mainzer. Weber war mit seiner Saisonbestleistung von 88,72 m als Zweiter der Weltjahresbestenliste hinter Vadlejch (89,51) angereist, nun liegt Chopra (88,77) auch noch vor ihm.
Anknüpfen an den Erfolg aus München
In der Qualifikation hatte Weber nicht mit seinem eigenen Speer werfen können, da der wegen Transportproblemen nicht rechtzeitig in Ungarn eingetroffen war. Das sei aber "kein großes Problem gewesen". Vielmehr musste sich der 28-Jährige erst einmal an die Anlage im Stadion gewöhnen: "Die Abwurflinie ist so weit weg vom Rasen. Das ist echt ein bisschen nervig." Mit Rang vier wie in der Qualifikation wäre er im Finale nicht zufrieden: "Ich will alles geben und meine Saisonleistungen bestätigen. Es wäre schön, eine Medaille mit nach Hause zu nehmen", sagte er vor dem Wettkampf.
Eine Platzierung unter den ersten drei fehlt Weber auf der ganz großen Bühne des Sports nämlich noch. Vor einem Jahr gelang dem 1,91 m großen Sportsoldaten im EM-Finale in München sein bisher größter Erfolg: Sein Wurf auf 87,66 m im vierten Versuch im Olympiastadion bescherte dem Mainzer die Goldmedaille. Der erste große, lang ersehnte internationale Titel war perfekt.
14 Zentimeter fehlten in Tokio zu Bronze
Zuvor hatte Weber lange Zeit ein wenig mit der Zahl vier auf Kriegsfuß gestanden: Sowohl bei den Olympischen Spielen 2021 als auch bei der WM im vergangenen Jahr in Eugene verfehlte der DLV-Werfer die Bronzemedaille knapp. In Tokio fehlten ihm trotz Saisonbestleistung 14 Zentimeter zu Rang drei, in Eugene war in einem hochklassigen Finale der Rückstand auf den Tschechen Jakub Vadlejch mit 1,23 m deutlicher.
Ich will alles geben und meine Saisonleistungen bestätigen. Es wäre schön, eine Medaille mit nach Hause zu nehmen.
Bei beiden Events hatte Weber zuvor als Medaillenkandidat gegolten und auch selbst einen Platz auf dem Podest angestrebt. Allein: Im entscheidenden Moment waren andere einen Tick besser. Nach Eugene war er mit kurz zuvor erzielter persönlicher Bestleistung von 89,54 m gereist, kam dort aber nicht über 86,86 m hinaus.
Selbstbewusst nach Budapest
Doch spätestens seit dem EM-Titelgewinn von München schaut der Athlet des USC Mainz nicht mehr zurück, sondern nur noch voraus. Die WM in Budapest ging er entsprechend selbstbewusst an: "Ich bin froh, wenn ich endlich die Vibes spüre. Wenn ich sehe, wie viele Zuschauer morgens schon im Stadion sind, würde ich am liebsten schon jetzt starten", hatte Weber den VRM-Medien gesagt, bevor er nach Budapest aufbrach.
Weber warf lange beständig große Weiten
Der DLV-Athlet warf in diesem Jahr beständig große Weiten, unter anderem siegte er im Juni bei der Team-EM in Polen (86,26 m) und wurde im Juli zum dritten Mal in Folge deutscher Meister (88,72). In den jüngsten drei Wettkämpfen vor der WM brachte der 28-Jährige zwar keine Würfe über 85 m mehr in die Ergebnislisten, das allerdings dürfte mit Blick auf den Formaufbau zum Saisonhöhepunkt nicht für Unruhe bei Trainer Burkhard Looks und seinem Schützling gesorgt haben.
Zwei deutsche Medaillen bei der WM in Eugene
Mit Platz vier hat der Modellathlet jedenfalls abgeschlossen. Er wird im Finale voll auf Sieg werfen - und hoffen, dass sein Speer wie in München wieder weiter fliegt als die Sportgeräte der Konkurrenz. Dem deutschen Team würde er mit einer Medaille elf Monate vor den Olympischen Spielen einen peinlichen "Salto Nullo" ersparen. Bei der WM im vergangenen Jahr in Eugene hatte es nur einmal Bronze durch die deutsche 4x100-m-Staffel und Gold durch Hochspringerin Malaika Mihambo gegeben.