Handball-WM 2023 Deutsche Handballer lassen gegen Norwegen Chancen liegen
Deutschlands Handballer haben bei der WM gegen Norwegen die erste Niederlage kassiert und den Hauptrunden-Gruppensieg verpasst. Im Viertelfinale geht es nun gegen Frankreich.
Im polnischen Kattowitz unterlag das Team von Trainer Alfred Gislason den Skandinaviern mit 26:28 (16:18). Spielmacher Juri Knorr war vor 4.500 Zuschauern in der Spodek-Arena mit acht Toren der erfolgreichste Werfer für die Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB). Das deutsche Team reist nun nach Danzig, wo es am Mittwoch (25.01.2023) gegen die Franzosen um die Teilnahme an den Medaillenspielen kämpft. Bei einem Sieg oder Unentschieden wäre Spanien der deutsche Viertelfinalgegner gewesen.
Gislason beklagt Chancenverwertung
Gegen Frankreich macht Hoffnung, dass gegen Norwegen mehr drin war. "Wirklich schade, wie wir besonders in der zweiten Halbzeit mit sehr klaren Chancen umgehen. Wir hätten das Spiel mit einer besseren Quote nach Hause fahren müssen", sagte Gislason am Sportschau-Mikrofon. Mitnehmen in die nächste Runde kann der Trainer die Erkenntnis, "dass die Mannschaft einen Riesen-Charakter hat und wir auch in der Breite besser werden."
"Es ist ganz klar, dass wir nicht unser bestes Spiel machen", sagte auch der 22-jährige Knorr in der Sportschau. Es sei einiges drin gewesen für die deutsche Mannschaft. "Natürlich leben wir heute mit der Niederlage besser als in zwei Tagen. Ich glaube trotzdem, dass uns das alle ziemlich nervt", so der Spielmacher und blickte auf die Frankreich-Partie voraus: "Ich bin mir ganz sicher, dass wir am Mittwoch mit einem anderen Gesicht auftreten."
Zu Beginn taten sich die Deutschen schwer gegen die schnellen und körperbetonten Norweger und lagen schnell mit 1:4 hinten - auch weil Joel Birlehm, der zunächst für Stammkeeper Andreas Wolff ran durfte, keinen Ball zu fassen bekam. Doch während Norwegens Superstar Sander Sagosen eine Zwei-Minuten-Strafe absaß, er hatte Julian Köster mit dem Ellenbogen im Gesicht verletzt, kam das deutsche Team heran. Großen Anteil daran hatte Juri Knorr, der entweder selber traf oder seine Nebenleute gekonnt ins Szene setzte.
Gislason, der auf Paul Drux (Erkältung) verzichten musste, brachte dann Wolff für Birlehm ins Tor, und der machte es besser oder er hatte das Glück auf seiner Seite. Dennoch blieben die Norweger vorne, was auch an Schlussmann Kristian Saeveras lag.
Teilweise hochklassiges Spiel
In der Folge entwickelte sich ein teilweise hochklassiges Spiel, es ging hin und her. Gislason rotierte und stellte seine Formation ein ums andere Mal um, doch die Norweger ließen sich davon nicht beeindrucken und hatten auf alles eine Antwort. Als das Team beim Stande von 12:15 erneut mit drei Treffern zurücklag, nahm Gislason eine Auszeit. Der Lohn: Deutschland blieb weiter dran, Wolff parierte einen Siebenmeter gegen Sagosen – und plötzlich stand es 16:16.
Für die Halbzeitführung reichte es aber nicht. Erst traf Goran Johannessen, dann klatschte Knorrs Schlagwurf an den Pfosten, und Kristian Björnsen vollendete den Tempogegenstoß. Mit 16:18 ging es in die Pause. Bis dahin hatten die Fans ein Spiel mit viel Tempo und Dynamik gesehen, in dem die Kontrahenten keine Anstalten machten, sich in irgendeiner Form für das anstehende Viertelfinale zu schonen.
Kohlbacher sorgt für Führung, Bergerud überragend
In der zweiten Halbzeit machten vor allem Wolff und Knorr da weiter, wo sie zuvor aufgehört hatten. Nach elf Minuten hatten die Deutschen dann zum 20:20 ausgeglichen, doch mit der Führung wollte es weiter nicht klappen. Das lag vor allem am eingewechselten norwegischen Torwart Torbjörn Bergerud, der eine Parade nach der anderen aufs Parkett zauberte und die deutsche Offensive ein ums andere Mal verzweifeln ließ.
Immer wenn die Deutschen drauf und dran waren, die Führung zu erzielen, hatten die Norweger eine Antwort parat. Hinten stand das DHB-Team gut, vorne ließ es die Chancen liegen. Dort fehlten oftmals Effizienz und Durchsetzungsvermögen.
Beim 21:23 nahm Gislason erneut eine Auszeit, und wieder führten die neuerlichen Ansagen zum Erfolg – 24:24. Nach 51:40 Minuten war es dann soweit. Deutschland ging durch Jannik Kohlbacher erstmals in Führung.
Rote Karte für Luca Witzke, Spiel kippt
Die Deutschen wollten es wissen, gingen in der Abwehr beherzt und hoch konzentriert zur Sache. Doch Norwegen blieb dran und war wenige Minuten vor dem Ende nach einer Roten Karte für Luca Witzke in Überzahl. Das nutzen die cleveren Skandinavier in einer hektischen Schlussphase, in der erneut Torwart Bergerud überragende Paraden lieferte, zum Sieg.