Handball-WM der Frauen Grönlands Handballerinnen - chancenloser Karibikmeister
Bei der Handball-WM der Frauen treten die Grönländerinnen als aktueller Nordamerika- und Karibikmeister an - bei der WM sind sie chancenlos. Nun geht es gegen Nachbar Island.
"Grönland vs. Island: Die arktische Reiseschlacht", titelt ein Reiseratgeber für Grönland auf seiner Website. In zehn Punkten wird ausführlich dargelegt, warum nicht nur Island, sondern auch dessen riesige Nachbarinsel eine Reise wert sein soll. Von Wikingern ist die Rede, von Nordlichtern, von warmen Quellen.
Die wahre arktische Schlacht dieser Tage findet aber nicht im Reisebüro statt, sondern in der Arena Nord im dänischen Fredrikshavn. Im Rahmen der Handball-WM kommt es am Donnerstag (18 Uhr) zum direkten Duell zwischen Grönland und Island, den beiden Inseln im hohen Norden.
In Nordamerika ist Grönland die Nummer eins
Auf der Weltkarte liegen Grönland und Island nah beieinander, an ihren nächsten Stellen sind es gerade einmal 300 Kilometer Entfernung auf dem Seeweg. Geopolitisch allerdings bringt Grönland so manche Besonderheit mit: Die riesige Insel ist selbstverwaltetes Gebiet innerhalb des Königreichs Dänemark, gehört geografisch aber zum nordamerikanischen Kontinent. Island liegt zwar sowohl auf der nordamerikanischen als auch auf der eurasischen Platte, ist kulturell gesehen aber europäisch. Ein interkontinentales Nachbarschaftsduell steht also an.
Auf ihren Kontinenten schneiden die beiden Nationen im Frauen-Handball gänzlich unterschiedlich ab: Island hat es im mit starken Konkurrenten besetzten Europa schwer, Erfolge zu feiern.
Grönland hingegen gewann im Juni dieses Jahres die Nordamerika-/Karibikmeisterschaften. Gegen Kanada, Mexiko, Kuba und die Vereinigten Staaten konnten sich die Grönländerinnen durchsetzen. Eigentlich sollten sechs bis acht Teams teilnehmen - es meldeten sich letztlich nur fünf. Im Finale setzten sich die Grönländerinnen gegen Kanada mit 17:15 durch.
Island: Topscorerin Erlingsdottir erzielte schon 18 Tore
Bei der aktuell laufenden Weltmeisterschaft in Norwegen, Schweden und Dänemark schaffte keine der beiden Nationen den Sprung in die Hauptrunde: Grönland verlor alle drei Gruppenspiele, Island holte nach zwei Niederlagen immerhin einen Punkt im letzten Spiel gegen Angola. Mit Sandra Erlingsdottir haben die Isländerinnen zudem eine Topscorerin in ihren Reihen: Die Rückraumspielerin des Bundesligisten TuS Metzingen erzielte in den bisherigen drei WM-Spielen bereits 18 Tore.
Nun müssen die beiden Gruppenletzten im President's Cup ihre Endplatzierung ausspielen. Beim Grönländischen Rundfunk "KNR" ist im Vorfeld von einem guten und jungen Team zu lesen, das aufseiten der Isländerinnen wartet. Es werde kein einfacher Start, dennoch bestehe Hoffnung auf den ersten Punkt bei der Weltmeisterschaft.
Nach dem direkten Duell am Donnerstag folgen weitere Partien gegen Paraguay und China. Das Duell entscheidet also noch nicht über die Vormachtstellung im Nordatlantik, aber zumindest über eine gute Ausgangsposition für den restlichen Turnierverlauf.