Johannes Golla

Handball-EM-Qualifikation gegen Österreich Für DHB-Kapitän Golla wird der Vereinscoach zum Gegner

Stand: 12.03.2025 09:26 Uhr

Deutschland kann sich in den beiden Duellen gegen Österreich vorzeitig für die Handball-EM qualifizieren. Das DHB-Team ist trotz großer Verletzungsprobleme der klare Favorit.

Von Alessandro Boroch

Wenn DHB-Kapitän Johannes Golla von der SG-Flensburg Handewitt am Donnerstagabend (20.30 Uhr im Liveticker auf sportschau.de) das Feld betritt, wird das Spiel für ihn auf mehreren Ebenen eine besondere Angelegenheit.

Nicht nur, dass er mit der deutschen Nationalmannschaft das vorzeitige EM-Ticket ziehen könnte, sondern auch, dass er auf seinen derzeitigen Vereinscoach Ales Pajovic trifft, der seit Januar in Doppelfunktion agiert. Pajovic wird sein Amt beim Österreichischen Handballbund nach der EM-Qualifikation niederlegen.

Golla sieht in der außergewöhnlichen Situation jedoch keinen Grund zur Besorgnis: "Ich weiß nicht, ob er einen riesigen Vorteil hat, weil wir jetzt seit zwei Monaten zusammenarbeiten. Ich denke nicht, dass das entscheidend sein wird."

Verletzungsprobleme der deutschen Mannschaft

Die deutschen Handballer plagen vor den beiden Partien gegen Österreich große Verletzungssorgen. Nachdem sich Rückraum-Schlüsselspieler Franz Semper während der WM im Spiel gegen Italien schwer verletzte und weiterhin daran laboriert, fällt mit Renars Uscins (Hannover) im Rückraum ein weiterer wichtiger Spieler für die beiden Partien gegen Österreich aus.

Als wäre die Verletztenliste nicht schon lang genug, ließ Bundestrainer Gislason ebenso die Ausfälle von Juri Knorr (Infekt) und Justus Fischer (Rückenprobleme) verkünden.

Gislason: "Extrem schade"

"Das ist extrem schade für uns. Jetzt müssen wir das alles anders regeln und in den Griff kriegen", so Gislason. Nach den Ausfällen der Leistungsträger werde man in Österreich extrem konzentriert zu Werke gehen. "Die Spieler, die wir da haben, werden ein richtig gutes Spiel abliefern müssen."

Die personellen Sorgen erschweren Gislason den Neustart nach dem enttäuschenden sechsten Platz bei der WM umso mehr. Für Knorr von den Rhein-Neckar Löwen besteht zumindest eine Resthoffnung, dass er beim Rückspiel am Samstag in Hannover (16.30 Uhr) wieder zur Verfügung steht.

Hochklassiger Ersatz

Sollte Knorr nicht rechtzeitig fit werden, könnten ihn Luca Witzke (SC DHfK Leipzig) oder Nils Lichtlein (Füchse Berlin) vertreten. Als Debütanten stehen zudem für den Rückraum Miro Schluroff (VfL Gummersbach) und Linksaußen Tim Freihöfer (Füchse Berlin) im deutschen Aufgebot.

Der rechte Rückraum wird klassischerweise von einem Linkshänder bespielt – Miro Schluroff stellt als Rechtshänder jedoch eine ungewöhnliche Alternative dar, die sich zuletzt beim VfL Gummersbach in der Liga außerordentlich gut bewährte.

Nichtsdestotrotz erklärte DHB-Vorstand Ingo Meckes in einer Presserunde am Dienstag, dass der Fokus im Nachwuchsbereich künftig wieder stärker auf das Scouting klassischer Linkshänder gelegt werden soll – eine langfristige Strategie für die nächsten fünf bis zehn Jahre.

Spannende Duelle im Vorjahr

Bereits in den beiden Begegnungen im vergangenen Jahr wurde klar: Österreich ist für das deutsche Team längst nicht mehr der Aufbaugegner aus der Vergangenheit.

Bei der Heim-EM in Deutschland zwang Österreich die deutsche Mannschaft zu einem überraschenden Remis. Auch das Aufeinandertreffen bei der Qualifikation für die Olympischen Spiele in Paris war lange Zeit umkämpft.

Für Trainer Gislason ist vor allem die starke Defensive sowie ÖHB-Keeper Constantin Möstl vom TBV Lemgo Lippe hervorzuheben – dieser hatte die deutsche Mannschaft bei der letztjährigen Heim-EM mit unglaublichen zwanzig Paraden zur Verzweiflung gebracht.

Deutschland kann sich vorzeitig für EM qualifizieren

Die Rechnung ist einfach: Mit zwei Siegen würde Deutschland, das die Quali-Gruppe 7 mit vier Punkten anführt, bereits vorzeitig das Ticket für die Endrunde in Dänemark, Schweden und Norwegen (15. Januar bis 1. Februar 2026) lösen.

Die ersten beiden Teams der Vierergruppen sind sicher für die EM 2026 qualifiziert. Auch die vier besten Drittplatzierten aus den insgesamt acht Qualifikationsgruppen sind in Dänemark, Norwegen und Schweden dabei. Bei Punktgleichheit entscheidet der direkte Vergleich.

Pajovic will würdigen Abschied

Österreich, das mit drei Punkten derzeit auf dem zweiten Platz liegt, wird alles daran setzen, die Gruppe zu gewinnen – zumal es für deren scheidenden Nationaltrainer Ales Pajovic auch um einen würdigen Abschied geht.

Nach seinem Wechsel zur SG Flensburg-Handewitt will sich der Coach mit dem Erreichen der Endrunde verabschieden. Deutschland sei der "klare Favorit", sagte Pajovic, doch "im Handball ist alles möglich".