Ohne deutsche Golfer Team Europa Außenseiter im Ryder Cup
Das europäische Team startet in diesem Jahr als klarer Außenseiter in den Ryder Cup. Obwohl Team USA seit 30 Jahren kein Sieg mehr auf europäischem Boden gelungen ist. Trotzdem sind die Europäer nicht so stark besetzt wie der Titelverteidiger. Deutsche Golfer fehlen im Aufgebot.
Es kann niemand behaupten, dem Marco Simone Golf and Country Club fehle es an Flair. Der Austragungsort des diesjährigen Ryder Cups wirkt wie ein Fall für die Titelseiten von Hochglanzmagazinen. Der Golfclub liegt wenige Kilometer nordöstlich vor den Toren Roms, eingebettet in eine herrliche Landschaft.
Direkt an den Spielbahnen stehen zahlreiche Pinien und die für Italien typischen Landhäuser, mit lehmfarbenen Fassaden und den nur leicht schrägen Dächern mit roten Ziegeln. Von einigen Bahnen aus eröffnet sich ein Blick auf die Ewige Stadt und die Kuppel des Petersdoms. Ein Blick, der zum Träumen und Verweilen einlädt.
Sowohl die Spieler aus Europa als auch aus den USA genossen in dieser Woche auf ihren Trainingsrunden das Ambiente. Der Amerikaner Brooks Koepka betrat den Platz, der im Besitz des Mode-Unternehmens Laura Biagotti ist, sogar mit einem anerkennenden Pfeifen. "Hier einen Ryder Cup zu spielen, das ist das, wovon man träumt", sagte US-Star Collin Morikawa.
Alle Amerikaner unter Top 30 der Weltrangliste
Von der Schönheit des Kurses wollen sich die Titelverteidiger aus den USA jedoch nicht blenden lassen. Vor zwei Jahren im US-Bundesstaat Wisconsin hatte das Team von Kapitän Zach Johnson den Europäern eine Lehrstunde erteilt und mit 19:9 triumphiert. Mit Blick auf die Weltrangliste und die nominierten Spieler beider Mannschaften, gehen die USA auch in diesem Jahr als klarer Favorit ins Rennen.
Team USA ist der Favorit beim diesjährigen Ryder Cup.
Denn alle zwölf amerikanischen Spieler liegen dort unter den Top 30. Im europäischen Team finden sich dagegen auch junge Talente wie der Schwede Aberg oder der Norweger Hojgaard, die auf den Positionen 80 und 81 gelistet sind. Deutsche Spieler fehlen im Aufgebot des europäischen Teamkapitäns Luke Donald komplett.
Deutsche Erfolge im Ryder Cup liegen lange zurück
Martin Kaymer hat zwar große Erfolge im Ryder Cup vorzuweisen. Doch nach einer Handgelenks-OP lieferte der Mettmanner in dieser Saison enttäuschende Ergebnisse auf der umstrittenen LIV-Tour ab und wurde folgerichtig nicht für die europäische Mannschaft nominiert.
Dass Kaymer Team Europa mit dem entscheidenden Putt zum Wunder von Medinah und zu einem nicht mehr für möglich gehaltenen Sieg führte, liegt mittlerweile auch schon elf Jahre zurück. Kaymer schrieb damals Sportgeschichte, ist von einer Rückkehr ins europäische Ryder Cup-Team aktuell aber meilenweit entfernt.
Altmeister Bernhard Langer feiert großen Erfolg
Sportlich nach wie vor sehr erfolgreich dagegen ist Bernhard Langer. Auf der PGA Tour Champions fuhr der Deutsche kürzlich seinen 46. Turniersieg ein und knackte damit den Rekord. Niemand zuvor konnte auf der Tour der Altstars so häufig gewinnen. "Ich liebe es immer noch, jeden Morgen aufzustehen, zur Arbeit zu gehen und an Wettkämpfen teilzunehmen", sagte Langer.
Die deutsche Golflegende hat auch Ryder Cup-Geschichte geschrieben. Unvergessen wie er 1991 einen Put aus weniger als zwei Metern verlegte und den sicher geglaubten Sieg für Europa aus der Hand gab. Doch Langer gewann auch sechsmal mit der europäischen Auswahl und zählt zu den erfolgreichsten Europäern in der Geschichte des Wettbewerbs. Mit 66 Jahren ist Langer indes kein Thema mehr für das aktuelle Team Europa.
Doch auch wenn kein deutscher Golfer auf dem herrlichen Kurs vor den Toren Roms zum Schläger greifen wird: Ein Deutscher hat dann doch seine Finger im Spiel. Physiotherapeut Artur Frank betreut das europäische Team. Der 59-jährige Niederbayer zählt zum Medical Staff und nennt seinen Trip nach Italien "den Höhepunkt meiner Karriere".