Letzter Spieltag in EM-Gruppe E Ukraine gegen Belgien: Torhüter Trubin und Casteels im Höhenflug
Koen Casteels bei Belgien, Anatoliy Trubin bei der Ukraine: Beide Keeper befinden sich auf ihre ganz eigene Art und Weise im Höhenflug. Nun treffen sie am letzten Gruppenspieltag der Fußball-EM direkt aufeinander.
Zum Geburtstag gab es viel Sonnenschein und eine knackige Trainingseinheit. Koen Casteels, der am Dienstag (25.06.2024) 32 Jahre alt wurde, bekam einen saftigen Schuss nach dem anderen auf sein Tor gehämmert. Das Abschlusstraining im Wasen-Stadion in Freiberg am Neckar, wo sich die belgische Nationalmannschaft während der Fußball-EM auf ihre Spiele vorbereitet, war für Casteels alles andere als Geschenke auspacken bei Kaffee und Kuchen.
Belgien bei der EM: Casteels statt Courtois im Tor
Dem Geburtstagskind des Tages dürfte genau das aber ziemlich gut in den Kram gepasst haben, schließlich macht er sich das größte Geschenk mit seiner Leistung in diesen Wochen gewissermaßen selbst: Casteels ist bei der Europameisterschaft die Nummer eins im Team der Belgier, vor den beiden Ersatzkeepern Thomas Kaminski und Matz Sels. Damit hat er auch die Position von Thibaut Courtois übernommen.
Der Champions-League-Sieger von Real Madrid, der 102 Mal und damit 90 Mal häufiger als Casteels in einem Länderspiel zwischen den Pfosten stand, ist bei dieser EM nicht dabei. Wegen eines Kreuzband- und Meniskusrisses verpasste er schon weite Teile der Saison mit den "Königlichen", konnte sich deshalb für das Turnier nicht rechtzeitig fit melden. Zudem hatte es bereits im vergangenen Sommer einen Zwist zwischen Courtois und Nationaltrainer Domenico Tedesco gegeben, als es um die Vergabe der Kapitänsrolle ging.
Casteels kann sogar Assists
Casteels ist nun der Nutznießer von all dem. Im zweiten Gruppenspiel gegen Rumänien zeigte er eine starke Leistung, wehrte alle fünf Torschüsse des Gegners ab. In der Schlussphase gelang ihm dann auch noch eine Torvorlage, als er den Treffer von Kevin de Bruyne zum 2:0-Endstand vorbereitete.
"Koen ist einfach top", sagte Tedesco hinterher. "Ich kenne ihn ja aus der Bundesliga - es war nie schön, gegen ihn zu spielen. Er ist auch mit dem Fuß gut und hat unter Druck immer wieder Lösungen. Das Wichtigste ist, dass er Bälle hält."
Von der Bundesliga nach Saudi-Arabien
Casteels selbst spricht derweil gerne über Selbstvertrauen, das spüre er für das Turnier in Deutschland nach 13 Jahren in der Bundesliga. Eine lange Zeit, in der er sich außerdem an eine "typisch deutsche Art" in Trainerteams gewöhnt habe. Auch Tedesco und dessen Co-Trainer Andreas Hinkel würden auf dem Platz "Disziplin und Ehrgeiz" vorleben.
"Das gefällt mir, ich habe mich in Deutschland und mit deutschen Trainern immer wohl gefühlt", sagte Casteels. Nach Stationen bei der TSG Hoffenheim, Werder Bremen und dem VfL Wolfsburg wechselt der Torhüter demnächst zum Al-Qadsiah FC nach Saudi-Arabien.
Auch die Ukraine hat den Torwart gewechselt
Auffällig: Auch bei Belgiens letztem EM-Gruppengegner Ukraine (Mittwoch, 26.06.2024, ab 18 Uhr im Audio-Livestream und im Liveticker) hat es jüngst einen Wechsel auf der Torwartposition gegeben - wenn auch zu einem anderen Zeitpunkt sowie aus anderen Gründen.
Nach zwei schweren Patzern im Auftaktspiel gegen Rumänien (0:3) musste Andrij Lunin seinen Platz räumen, Trainer Serhiy Rebrov beorderte stattdessen Anatolij Trubin von Benfica Lissabon in die Startelf. Eine Maßnahme, die sich sofort auszahlte.
Lunin ersetzt Trubin - und strahlt sofort Ruhe aus
Beim für die Ukraine erlösenden 2:1 gegen die Slowakei war Trubin auf Anhieb der große Rückhalt. Der 22-Jährige strahlte eine enorme Ruhe aus und hielt alles, was zu halten war. Einzig den Gegentreffer konnte auch er nicht verhindern, was bei der Bewertung seiner Leistung aber nicht weiter ins Gewicht fiel.
"Ich denke, Anatolij hätte es verdient gehabt, schon im ersten Spiel zu spielen", sagte Rebrov über Trubin, der schon im Testspiel gegen Deutschland Anfang Juni (0:0) eine gute Figur gemacht habe. "Ich bin sehr glücklich, dass wir auf der Torhüterposition einen guten Konkurrenzkampf haben", so Rebrov.
Rebrov: "Beide arbeiten hart"
"Sie kämpfen, arbeiten sehr hart im Training und verdienen es beide, zu spielen." Bei den Ukrainern ist die Rolle der Nummer eins also möglicherweise nicht dauerhaft vergeben. Für Belgiens Geburtstagskind Koen Casteels sieht die Lage definitiv anders aus.