Teamcheck Serbien
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EM-Teamcheck, Gruppe C Serbien setzt auf die Altstars

Stand: 07.06.2024 15:58 Uhr

Serbien hat ein paar grandiose Fußballer in seinen Reihen, bei denen die Frage zu klären ist, ob sie bei der EURO noch auf allerhöchstem Niveau abliefern können.

Dusan Tadic und Filip Kostic gehören dazu. Wenn dieses Duo einmal ins Rollen kommt und die Topstürmer wie Dusan Vlahovic, Aleksandar Mitrovic oder Luka Jovic in Szene setzen kann, ist sehr viel möglich - der EM-Debütant im Teamcheck.

Ausgangslage

In der Qualifikationsgruppe G belegte Serbien hinter Ungarn den zweiten Platz und qualifizierte sich damit sicher für die Endrunde. In insgesamt acht Spielen reichte es zu vier Siegen und zwei Unentschieden. Als Mutmacher für die Serben dürfte auch die Nations League dienen, in der man in einer Gruppe mit Norwegen, Slowenien und Schweden Platz eins belegte und in Liga A aufstieg.

Trainer

Der serbische Verband hat dermaßen großes Vertrauen in Dragan Stojkovic, dass er ihm schon vor dem Start der EM noch einen kleinen Motivationsschub in Form einer Vertragsverlängerung bis 2026 kredenzte. Stojkovic ist ein serbisches Fußball-Heiligtum, er war Spielmacher von Roter Stern Belgrad, später noch in Marseille und Verona und sogar mal drei Jahre Verbandspräsident. Als Trainer gilt er als ausgewiesener Taktikfuchs, der sich immer extrem vor seine Spieler stellt.

Für einen Rieseneklat sorgte er bei der Winter-WM in Katar, als er beim politisch aufgeladenen Duell zwischen der Schweiz (mit den kosovo-albanisch-stämmigen Granit Xhaka und Xherdan Shaqiri) und seiner Mannschaft schlimme Flüche in Richtung der Mütter dieser Spieler auf den Rasen gerufen haben soll – die unglücklicherweise für ihn vom Fernsehen mitgeschnitten wurden.

Vor der EM jetzt gab es auch eine Auseinandersetzung mit dem DFB, dem er unterstellte, "großen Druck" in der Causa Aleksandar Pavlovic aufgebaut zu haben. Pavlovic hatte sich für seine Länderspielkarriere für Deutschland und gegen Serbien entschieden, obwohl Stojkovic nach eigener Aussage mit der Familie, den Beratern und Pavlovic selbst gesprochen hatte, um ihn für ein Engagement in seiner Mannschaft zu überzeugen.

Superstar

War das ein wunderbarer Fußball! Vor fünf Jahren verzauberte Ajax Amsterdam mit einer tollen Spielweise ganz Europa, scheiterte als damals klar beste Mannschaft in der Champions League aber im Halbfinale dramatisch gegen Tottenham. Angeführt wurde das Ajax-Ensemble damals von Dusan Tadic, er war der Dirigent eines grandiosen Orchesters, der Beschleuniger, Ideengeber, Standardschütze. Inzwischen ist der serbische Spielmacher 35 und bei Fenerbahce Istanbul gelandet, aber in seiner Nationalmannschaft ist die Nummer 10 immer noch unverzichtbar.

Von seinen Pässen leben die beiden Sturmspitzen Vlahovic und Mitrovic, oder, wenn er als Joker eingewechselt wird, Luka Jovic. In der abgelaufenen Saison der Süper Lig kam Tadic immer noch auf starke zehn Tore und 14 Vorlagen, seine beste Spielzeit nach der Supersaison 2018/19 liegt aber schon drei Jahre zurück: 2021 wurde er mit 28 Treffern Torschützenkönig in der Eredivisie und schaffte das Kunststück, sowohl in den Niederlanden als auch in Serbien Fußballer des Jahres zu werden.

Player to watch

Wenn Hertha BSC mal all die Talente, die in Berlin geboren sind, wirklich frühzeitig gesehen, gebunden und wertgeschätzt hätte, würde der Hauptstadtklub ziemlich sicher europäisch spielen und nicht in der 2. Liga. Einer dieser vielen Juwele ist der Serbe Lazar Samardzic, der 2019 die Fritz-Walter-Medaille in Bronze für eine der größten Nachwuchshoffnungen in Deutschland bekam, aber aus der Hertha-Jugend direkt nach Leipzig wechselte und inzwischen bei Udinese Calcio spielt.

Der Martkwert des zentralen und linken Mittelfeldspielers mit einer großartigen Ballbehandlung liegt inzwischen bei rund 20 Millionen Euro, Juventus Turin war brennend an einer Verpflichtung interessiert, aber das Rennen wird wohl SSC Neapel machen. Bei Udine absolvierte Samardzic 34 Saisonspiele, war an acht Toren direkt beteiligt und spielt auch in den Überlegungen von Nationaltrainer Stojkovic eine immer größere Rolle – die EM könnte für ihn das ganz große Sprungbrett werden.

Wechselte nach einem Jahr bei RB Leipzig zu Udinese Calcio: Lazar Samardzic.

Nice to know

Die EURO 2024 ist die erste Europameisterschaft für Serbien. Zuvor war das Land aber schon zweimal bei WM-Endrunden mit von der Partie. Aus der Bundesliga ist nur ein einziger Profi dabei: Milos Veljkovic von Werder Bremen.

Einen kurzen Rückblick darf man sich auch nochmal auf Filip Kostic gönnen: Beim Hamburger SV war dieser herausragende Fußballer 2018 am Ende nur noch Tribünenhocker, ehe Eintracht Frankfurt einsprang und Kostic dort in die europäische Spitzenklasse durchstartete.

So könnten sie spielen

Stojkovic hat in den Spielen der Quali zumeist eine 3-4-2-1 Formation spielen lassen, bei der EM ist aber auch die Doppelspitze Mitrovic/Vlahovic vor Spielmacher Tadic denkbar. Die große Auswahl hat Stojkovic im Tor: Spanien-Legionär Predrag Rajkovic (RCD Mallorca) war lange die Nummer eins, zuletzt machte aber Chelsea-Schlussmann Dorde Petrovic durch starke Leistungen in der Premier League auf sich aufmerksam. Aber mindestens genauso stark agierte Vanja Milinković-Savić beim FC Turin - es wird spannend.

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