Teamcheck England
analyse

EM-Teamcheck, Gruppe C England - Der Favorit will Wembley 2021 vergessen machen

Stand: 07.06.2024 14:15 Uhr

England geht als Vize-Europameister ins Turnier und gehört fast schon historisch zu den Favoriten. Dabei warten die "Three Lions" seit 1966 auf einen internationalen Titel.

Von Marco Schyns

Wembley 2021, da war doch was. Dass England beim Finale in der eigenen Hauptstadt den damals unbesiegbaren Italienern unterlegen war, hallt bis heute nach. Doch 2024 soll ein neuer Anlauf auf den Titel gestartet werden - mit einem Team, das auf den ersten Blick nochmal stärker aussieht.

Ausgangslage

Ausgerechnet die beiden Freundschaftsspiele im Frühjahr in Wembley konnten die Engländer nicht gewinnen. Das 0:1 gegen Brasilien war gar die erste Niederlage seit dem Viertelfinal-Aus bei der WM 2022 in Katar gegen Frankreich. Unmittelbar vor der EM gab es gegen Island (0:1) den nächsten Rückschlag, zuvor aber immerhin ein 3:0 gegen Bosnien-Herzegowina.

Fernab der Ergebnisse hat sich an der Spielweise und Ausrichtung nicht allzu viel verändert. Trainer Gareth Southgate setzt auf ein 4-2-3-1-System. Personell kann er aus dem Vollen schöpfen, entscheidende Ausfälle sind nicht zu beklagen. Dass BVB-Rückkehrer Jadon Sancho, trotz überzeugender Leistungen in Dortmund seit Januar, nicht dabei ist, liegt weniger an Sancho als vielmehr an der Breite des Kaders - vor allem in der Offensive.

Trainer

Nicht viele Experten auf der Insel hätten Gareth Southgate bei seinem Amtsantritt als Nationaltrainer Englands im Jahre 2016 zugetraut, acht Jahre (oder länger) dieses Amt zu bekleiden. Mit Kritik musste Southgate durchgehend umgehen, selbst während der erfolgreichen EM im Jahr 2021 - damals weniger wegen der Ergebnisse, als vielmehr wegen der wenig attaktiven Spielweise.

Die bevorstehende EURO wird für den 53-Jährigen entscheidend. Scheitern die Engländer vor dem Finale, dürften die Zeichen auf Abschied stehen. Der Vertrag läuft noch bis zum Ende des Jahres.

Superstar

Den einen Superstar im Team hervorzuheben ist bei England wahrscheinlich so schwierig wie bei keinem anderen EM-Teilnehmer. Nicht, weil es anderen an Stars mangelt, vielmehr weil bei den "Three Lions" zwei Akteure derart herausstechen, dass man sie beide nennen muss.

Harry Kane ist Top-Torjäger und hat in der abgelaufenen Bundesliga-Saison beim FC Bayern unter Beweis gestellt, dass er auch außerhalb der Premier League treffen kann. Jude Bellingham hat der Bundesliga bereits den Rücken gekehrt und ist der Kronprinz bei Real Madrid. Er wird Kane eines Tages als Kapitän der Engländer nachfolgen - daran besteht kein Zweifel.

Player to watch

Noch im Herbst hatte Kobbie Mainoo kein einziges Premier-League-Spiel in seiner Vita. Angesichts seines Alters von (inzwischen) gerade einmal 19 Jahren allerdings auch kein Wunder. Mainoo, ausgebildet in der Jugend von Manchester United, ist seit seinem Debüt im November nicht mehr aus dem Team des englischen Rekordmeisters wegzudenken. Zuletzt traf Mainoo sogar im FA-Cup-Finale.

Als "Box-to-Box-Spieler" erinnert Mainoo, der im zentralen Mittelfeld die Fäden zieht und mit Übersicht, Abschlussstärke und vor allem einem großen Selbstverständnis begeistert, an den eben genannten Bellingham. Sein Nationalmannschaftsdebüt feierte Mainoo erst im März - trotzdem werden ihm große Chancen auf den Platz im Mittelfeld neben Arsenals Declan Rice eingeräumt.

Kobbie Mainoo

Kobbie Mainoo

Nice to know

Sechs der zehn besten Torschützen der abgelaufenen Premier-League-Saison sind Engländer. Streng genommen sind aber nur drei dieser sechs Angreifer. Und einer dieser drei wird bei der EM nicht dabei sein: Dominic Solanke (AFC Bournemouth/19 Saisontore). Ollie Watkins (19 Saisontore), Stürmer von Aston Villa, ist die erste Option, wenn es darum geht, Kane im Angriff zu ersetzen. Und Bukayo Saka (FC Arsenal/16 Saisontore) dürfte zwar Einsatzminuten bekommen, ein Stammplatz wäre allerdings eine Überraschung.

Das liegt an den torgefährlichen Mittelfeldspielern Cole Palmer (Chelsea/22 Saisontore) und Phil Foden (Manchester City/19 Saisontore). Jarrod Bowen (West Ham United/16 Saisontore) wird wohl auch "nur" auf der Bank sitzen. Das nennt man wohl Luxusproblem.

So könnten sie spielen

Ganz vorn ist Harry Kane gesetzt, auch Kreativkopf Jude Bellingham hat gute Einsatzchancen. In der Abwehr muss Coach Gareth Southgate dagegen umstellen. Abräumer Harry Maguire fehlt wegen einer Wadenverletzung. Für ihn könnte Lewis Dunk in die Innenverteidigung rücken.

Aufstellung England