Vor EM-Halbfinale Frankreichs Spieler erleichtert über Wahlergebnis
Viele Spieler der französischen Mannschaft hatten Stellung bezogen gegen den Rechtsruck in ihrem Heimatland - und sind entsprechend froh über den Ausgang der Parlamentswahlen am Sonntag (07.07.2024).
Mehrere Stars des EM-Halbfinalisten, der am Dienstag (09.07.2024) auf Spanien trifft, freuten sich in den sozialen Medien über das Wahlergebnis. "Ich gratuliere allen, die angesichts der Gefahr, die über unserem schönen Land schwebte, teilgenommen haben", schrieb Stürmer Marcus Thuram auf Instagram. "Es lebe die Vielfalt, es lebe die Republik, es lebe Frankreich. Der Kampf geht weiter."
Am Sonntag war der rechtspopulistische "Rassemblement National" bei der Stichwahl zur Nationalversammlung entgegen vieler Prognosen nur drittstärkste Kraft geworden. In den vergangenen Wochen war der zunehmende Rechtsruck in Frankreich auch im EM-Quartier der Nationalmannschaft Dauerthema gewesen. Zahlreiche Spieler, darunter Kapitän Kylian Mbappé, hatten die Franzosen zum Wählen aufgefordert.
"Die Erleichterung entspricht der Sorge der letzten Wochen, sie ist riesig", schrieb Abwehrspieler Jules Koundé auf "X": "Herzlichen Glückwunsch an alle Franzosen, die sich dafür eingesetzt haben, dass dieses schöne Land nicht von der extremen Rechten regiert wird." Auch Aurélien Tchouaméni, Profi bei Real Madrid, feierte einen "Sieg des Volkes".
Mbappé hatte zum Wählen aufgefordert
"Wir haben die Möglichkeit, die Zukunft unseres Landes zu gestalten. Die Extremisten klopfen an die Tür. Deswegen: Geht wählen", hatte Mbappé vor dem ersten Spiel Frankreichs gegen Österreich bei einer Pressekonferenz gesagt. "Die Menschen müssen sich mit den Werten unsere Landes
identifizieren: Toleranz, Respekt."
Mbappé pflichtete darüber hinaus seinem Mitspieler Thuram bei: Dieser sei "nicht zu weit gegangen", als er das Land aufgefordert hatte, "jeden Tag zu kämpfen, um zu verhindern, dass die rechtsextreme Rassemblement National gewinnt". Das Team sei "nicht abgekapselt".
"Ich denke, dass es traurig ist. Die Lage ist sehr ernst", hatte Thuram zuvor gesagt: "Wir waren in der Kabine alle etwas schockiert. Ich glaube, das ist die traurige Wahrheit in unserer Gesellschaft."
Vor Thuram und Mbappé hatte sich auch Ousmane Dembélé geäußert. "Wir müssen die Leute dazu bewegen, zur Wahl zu gehen", sagte Dembélé, "ich denke, dass in Bezug auf die Situation in Frankreich die Alarmglocken schrillen."
Spieler in Frankreich wie in Deutschland mit Rassismus konfrontiert
Die von mehreren Menschen mit Einwanderungsgeschichte geprägte französische Mannschaft erlebte in der Vergangenheit mehrfach Rassismus. Frankreichs früherem Nationaltrainer Laurent Blanc wurde vorgeworfen, er habe eine Quote von maximal 30 Prozent gefordert, was Spieler mit Migrationshintergrund im Team angeht. Blanc bestritt das zunächst, räumte später aber ein, im Verband darüber gesprochen zu haben.
Auch in Deutschland sind Spieler mit Migrationshintergrund rassistischen Einstellungen in der Bevölkerung ausgesetzt. Im Rahmen der Dokumentation "Einigkeit und Recht und Vielfalt" beauftragte die ARD eine repräsentative Umfrage in Deutschland, die beispielsweise ergab, dass sich 21 Prozent der Befragten mehr Spieler mit weißer Hautfarbe im Team "wünschen". Bundestrainer Julian Nagelsmann beendete eine Diskussion darüber mehr oder weniger mit einem Satz: "Ich hoffe, nie wieder von solchen scheiß Umfragen lesen zu müssen"