England vor der EM Harry Kane - "Ich bin ein Gewinner"
"Ich bin ein Gewinner, und das ist immer so, egal, was ich mache. Ob auf dem Spielfeld oder bei einer Schachpartie mit meinen Mitspielern, ich will immer gewinnen." Harry Kane hat auch nach seiner nächsten titellosen Saison sein Selbstbewusstsein nicht verloren. Dabei ist der Druck auf die "Three Lions" in England riesig - besonders nach der 0:1-Testspielpleite jüngst gegen Island.
Danach zeigte Englands unbarmherzige Fußball-Öffentlichkeit Präsenz. Denn kaum einer sprach nach der Niederlage über Kapitän Harry Kane. Sondern viele sprachen über Jude Bellingham, der noch wegen des Sieges seines Vereins Real Madrid in der Champions League fehlte. Er müsse "zum Mittelpunkt" des englischen Spiels werden, forderte die BBC, zum "Hauptdarsteller", wie die Zeitung "Telegraph" schrieb.
Kane und die Suche nach dem Titel-Gen
Kane, inzwischen 30, sollte in Deutschland das "Titel-Gen" finden, das England seit 1966 verloren hat. Es gab seitdem keinen Triumph bei einer Europameisterschaft, schon gar nicht bei einer WM. Aber bekanntermaßen misslang Kanes Mission bei Bayern München - zumindest vorerst.
Southgate hält nichts vom Hype
Gareth Southgate, der sein Verbleiben in der Rolle als Cheftrainer Englands vom Erfolg bei der EM 2024 abhängig macht, hält nichts davon, einen Bellingham zu hypen. Er denkt an alte Fehler: Nein, nein, er werde "nicht alles auf Jude schieben. Wenn wir uns nur auf eine Person verlassen, wird die Mannschaft nicht gewinnen". Es war 2006, als Wayne Rooney für England den WM-Titel holen sollte. Aber dann sah der damals 20-Jährige im Viertelfinale Rot - und dann war er aus, der Traum.
Doch für die britischen Medien ist der Fall klar - zwei Spieler ragen aus dem Kollektiv heraus und sollen es richten. "Harry Kane und Jude Bellingham sind der Schlüssel zum Sieg Englands bei der EM, nicht Gareth Southgate", titelte der "Telegraph".
Kritik an Southgate
Auf Southgate prasselte vor Turnierbeginn ohnehin jede Menge Kritik ein. Er verzichtete in seinem EM-Kader auf etablierte Kräfte wie Marcus Rashford, Jordan Henderson und Raheem Sterling und strich Jack Grealish sowie Harry Maguire aus dem Aufgebot. Die englische Presse lastete Southgate deswegen die Pleite gegen Island an, er sei "in der Vorbereitung auf dieses Turnier äußerst rücksichtslos" gewesen.
"Wir wollen Geschichte schreiben"
Nur Siege bei der EM können jetzt für Ruhe sorgen. Kane soll dabei vorangehen. Er strahlt das Selbstvertrauen aus, das England braucht, damit der Leidensweg nach 58 titellosen Jahren endlich endet. Sein Team sei "extrem hungrig" auf den EM-Triumph, versprach der Spielführer der "Three Lions". "Wir wollen Geschichte schreiben. Und die einzige Möglichkeit dazu besteht darin, diesen Titel zu gewinnen."
Wie hoch er die Wahrscheinlichkeit einschätzt? "Ich sage nicht, dass wir das Turnier auf jeden Fall gewinnen werden", so Kane im "Spiegel"-Interview. "Aber wir haben eine wirklich gute Chance."
Kane ist "dran" - aber wann?
Helfen dabei sollen seine Tore. Kanes 63 Treffer in 91 Länderspielen sind ein großes Pfund, 2018 war der Angreifer mit sechs Treffern Torschützenkönig der WM, in der Qualifikation für das Turnier in diesem Jahr schoss er acht Tore. Kanes Persönlichkeit, der von Mitspielern und Gegnern wegen seines Auftretens überaus geschätzt wird, soll England zum Titel führen, vor allem aber seine Torgefahr. Auch wenn Englands Team insgesamt nicht zu stark eingeschätzt wird: Kanes Gewinner-Mentalität könnte den Unterschied machen.