Bester Vorrunden-Torschütze Georgiens Mikautadze - Achtung, Spanien, der kann was
Georgien ist die Überraschung bei dieser EM - das liegt auch an Georges Mikautadze. Keiner traf bei diesem Turnier öfter als er. Auch Achtelfinal-Gegner Spanien wird gewarnt sein. Über einen, der gerade viele überrascht.
Als Ratgeber für die Menschen in seiner Heimat war Roberto Martínez natürlich hervorragend geeignet, doch vielleicht ist ihm dabei trotzdem ein kleines Missgeschick passiert. Der Spanier Martínez, 50, ist seit anderthalb Jahren Nationaltrainer Portugals. In der Vorrunde traf der Titel-Mitfavorit Portugal auch auf den Außenseiter Georgien, aber er verlor. Anschließend lobte Martínez die Georgier, fast schwärmte er.
Ihm gefielen die Struktur der Mannschaft und die "starke Defensive". Zwei Spieler hatten es Martínez bei Georgien besonders angetan. Er lobte Khvicha Kvaratskhelia, über den jeder Spielzug lief. Er wurde zum Spieler des Spiels gewählt. Martínez erwähnte auch den Tormann Giorgi Mamardashvili, ihn fand er "großartig".
Tatsächlich ist Mamardashvili, 23, bei dieser Europameisterschaft einer der besten im Tor. An seinen Paraden verzweifeln gegnerische Angreifer. Und wenn Kvaratskhelia, 23, dribbelt, ist das für den Gegner nie ein gutes Zeichen. Es war also keine Überraschung, dass Martínez sie hervorhob. Überraschend war eher, dass er Georges Mikautadze, 23, nicht erwähnte.
Ronaldo, Platini, van Nistelrooy - Mikautadze macht es den ganz Großen nach
Gegen Portugal bereitete Mikautadze den Führungstreffer von Kvaratskhelia mit einem feinen Steckpass vor. Später traf er selbst vom Elfmeterpunkt. Es war im dritten Vorrundenspiel sein drittes Tor - keiner war bei dieser Endrunde erfolgreicher. Er hat in jedem Spiel getroffen, das war vor ihm in der EM-Geschichte überhaupt nur acht Spielern gelungen. Cristiano Ronaldo gehört dazu, Michel Platini und Ruud van Nistelrooy.
Dass Mikautadze nun in einer Liste mit den ganz großen Namen des Fußballs auftaucht, ist bei den Georgiern, die bei diesem Turnier nicht nur Portugal überrascht haben, vielleicht die überraschendste Geschichte. Beim Achtelfinalgegner Spanien (Sonntag, ab 20.15 Uhr im Livestream, im Live-Ticker und in der Radio-Reportage) werden sie das vermutlich registriert haben - auch wenn der Trainer Martínez Mikautadze bei seiner Lobeshymne nicht erwähnte.
Bei Ajax saß Mikautadze oft nur auf der Bank
Für einen Nationalspieler Georgiens hat Mikautadze einen ungewöhnlichen Werdegang. Er wurde in Frankreich geboren, spielte in der Jugend für Olympique Lyon, wurde beim FC Metz Profi. In der Saison 2022/23 erzielte er im Trikot von Metz 23 Tore, so wurde er Torschützenkönig der zweiten Liga. Anschließend machte er noch drei Erstligaspiele für Metz, traf zweimal und legte ein Tor vor.
Dann wechselte er für viel Geld zu Ajax Amsterdam, zu lesen war von Beträgen zwischen 13 und 16 Millionen Euro. Durchgesetzt hat sich Mikautadze bei Ajax nicht. Er kam in einem halben Jahr nur in neun Pflichtspielen zum Einsatz. Im Winter kehrte er als Leihspieler nach Metz zurück. In 17 Ligaspielen hat Mikautadze seitdem elf Treffer erzielt. Er wird diesen Schritt nicht bereut haben, auch wenn der Klub am Ende abstieg.
Die EM ist für Mikautadze die ganz große Bühne
Französische Medien haben zuletzt manchmal berichtet, Metz habe eine vertraglich vereinbarte Kaufoption für Mikautadze gezogen. Doch dass er noch einmal in der zweiten Liga spielt, ist unwahrscheinlich. Wahrscheinlicher ist da schon, dass sie in Metz auf eine hohe Ablösesumme hoffen. Die Europameisterschaft ist für Mikautadze auch deshalb eine Bühne.
Hier kann er zeigen, dass er Tore auch dann erzielt, wenn der Gegner kein Abstiegskandidat in Frankreich ist. Wenn er nicht Clermont Foot heißt oder Le Havre. Er hat das gegen Portugal bewiesen, auch wenn ein Strafstoß eben ein Strafstoß ist und kein Tor aus dem Spiel heraus.
Zu beobachten war bei der EM auch, dass Mikautadze kein klassischer Mittelstürmer ist, der im Strafraum auf Flanken wartet. Er lässt sich zurückfallen, hat Übersicht, spielt feine Pässe. So wie vor dem ersten Tor der Georgier gegen Portugal.
Spanien ist eher kein Lieblingsgegner Georgiens
An Spiele gegen Spanien hat Mikautadze allerdings keine guten Erinnerungen, da geht es ihm wie vielen anderen Nationalspielern Georgiens. Allein in der Qualifikation für das Turnier in Deutschland hat Georgien zweimal gegen Spanien verloren und zehn Gegentore kassiert.
In den Tagen vor dem Wiedersehen mit Spanien hat Georgiens französischer Trainer Willy Sagnol, 47, der "L'Équipe" ein Interview gegeben. Sagnol ist seit dreieinhalb Jahren Trainer von Georgien. Er hat die Mannschaft geformt, die bei der EM die große Überraschung ist. Er sagte: "Es ist noch nicht fertig. Ich will nicht raus."
Als Sagnol noch nicht lange im Amt war, hat er in seinen ersten Kader einen jungen Angreifer berufen, der zuvor noch kein Länderspiel gemacht hatte: Georges Mikautadze. Nun ist Sagnol ein umjubelter Trainer und Mikautadze der beste Torjäger bei dieser EM. So schnell kann es gehen.