Weitere vorläufige EM-Kader Frankreich setzt auf Erfahrung, Niederlande erstmal auf Masse
Neben Deutschland haben auch vier weitere Nationen ihre vorläufigen EM-Kader nominiert. Bei den Topmannschaften gab es wie im DFB-Team prominente Opfer.
Am Donnerstag (16.05.2024) gab Julian Nagelsmann seinen 27-köpfigen Kader für die EM 2024 in Deutschland bekannt. Eines der größten Themen: Der Bundestrainer verzichtete auf Mats Hummels und Leon Goretzka und begründete die Maßnahme damit, dass sie nicht in die Mischung, die er für die deutsche Nationalmannschaft für das Heim-Turnier anstrebt, passen.
Doch nicht nur in Deutschland wird darüber diskutiert, ob nicht nominierte Spieler nicht doch hätten nominiert werden müssen. Stück für Stück geben die EM-Starter Teams ihre vorläufigen Aufgebote bekannt - und gerade bei den Topnationen gab es für einige unerwartete Enttäuschungen.
Deschamps bleibt bei Altbewährtem
Frankreichs Trainer Didier Deschamps nominierte lediglich 25 Spieler und hätte noch einen Platz für den einen oder anderen Akteur gehabt, der eine nicht eingeplante EM-Absage erhalten hat. Überraschend setzt der 55-Jährige nach zwei Jahren Abstinenz wieder auf den einstigen Weltklassesechser N'golo Kanté, der seit dieser Saison in Saudi-Arabien bei Al-Ittihad spielt.
Deschamps versucht es wieder mit seinen Altstars, zu denen auch Antoine Griezmann und Olivier Giroud gehören, verzichtet dafür aber auf jüngere Topspieler, die in dieser Saison auf sich aufmerksam gemacht haben. Der Ex-Leipziger Christopher Nkunku war zwar lange verletzt, wäre aber wieder verfügbar, schaffte es aber nicht in den Kader.
Moussa Diaby und Michael Olise, die eine überragende Saison in der englischen Premier League spielen, wurden ebenfalls nicht eingeladen. Die Liste wäre noch beliebig fortzuführen und sie zeigt, dass Deschamps auf bewährtes Personal setzt. Mit Teilen des Kaders wurde er immerhin 2018 Weltmeister, 2022 Vizeweltmeister und schaffte es 2016 ins EM-Finale.
Niederlande starten mit großem Aufgebot, Schweiz mit riesigem
Frankreichs Gruppengegner Niederlande war in den vergangenen Jahren von derart großen Erfolgen ganz weit weg, gehört aber zu den Mannschaften, denen beim Turnier in Deutschland viel zugetraut wird. Die Mannschaft von Ronald Koeman ist gespickt mit Topspielern aus Europa.
Und der Bondscoach hat sich dazu entschieden, fast alle von ihnen zu nominieren und vor dem Turnier noch eine Aussortierung vorzunehmen. 30 Spieler hat Koeman in seinen Kader berufen, er muss also noch mindestens vier Akteure wieder nach Hause schicken.
Etwas überraschend kam gerade bei der Größe des Teams, dass Joshua Zirkzee den Sprung in die niederländische Nationalmannschaft nicht geschafft hat. Der Stürmer war in der Serie A einer der ganz großen Faktoren, dass der FC Bologna als Überraschungsteam die Qualifikation für die Champions League geschafft hat. Koeman setzt im Sturm aber vor allem auf die erfahrenen Memphis Depay und Wout Weghorst, Brian Brobbey ist dahinter der junge Herausforderer.
Noch deutlich mehr Spieler als die Niederlande nominerte Murat Yakin für die Schweizer Nationalmannschaft. Am Freitag gab der Schweizer Nationaltrainer bekannt, dass er mit 38 Profis in die Vorbereitung startet, beim Turnier aber nur mit einem Kader von 24 Mann antreten möchte. Acht Bundesligaspieler gehören dem vorläufigen Team an, mit Breel Embolo und Denis Zakaria sind zwei ehemalige Akteure aus der ersten deutschen Liga auch dabei, obwohl sie verletzt sind.
Ukraine und Kroatien ohne große Überraschungen
Bei der Ukraine sind derartige Entscheidungen ausgeblieben, zu gering ist auch die Auswahl an Spielern auf internationalem Topniveau. Bei zwei dieser Profis ist aber noch etwas warten angesagt: Mykhaylo Mudryk verletzte sich bei einem Zusammenprall im Ligaspiel des FC Chelsea und wird einige Tage ausfallen, Torhüter Andriy Lunin bestreitet am 1. Juni noch mit Real Madrid das Finale der Champions League gegen Borussia Dortmund. Zwei Tage später kann das Team von Trainer Serhij Rebrow beim Testspiel in Nürnberg zeigen, wie stark der Kader ist.
Auch Kroatiens Nationaltrainer Zlatko Dalic muss noch auf einen Finalteilnehmer aus der Champions League warten. Routinier und Superstar Luka Modric ist natürlich im 26er-Aufgebot dabei. Aus der Bundesliga hat Dalic mit Josip Stanisic (Bayer 04 Leverkusen), Josiph Juranovic (Union Berlin), Lovro Majer (VfL Wolfsburg) und natürlich Torjäger Andrej Kramaric (1899 Hoffenheim) erst einmal vier Profis berufen.
Ungarn mit sechs Bundesliga-Legionären
Ungarns Marco Rossi verzichtete bei der Nominierung seines 26-Mann-Kaders auf ausgefallene Entscheidungen. "Weil wir keine herausragenden Leistungen von neuen Spielern gesehen haben, gab es keinen Grund, einen Neuling zu berufen", sagte der Nationaltrainer. Sechs Legionäre aus Deutschland haben es in den ungarischen Kader geschafft: Peter Gulacsi, Willi Orban (beide RB Leipzig), Attila Szalai, Roland Sallai (beide SC Freiburg), Andras Schäfer (Union Berlin) und Marton Dardai (Hertha BSC).