Nagelsmann-Plan für die EM Deutschlands Fußball soll mitreißen und begeistern
Bundestrainer Julian Nagelsmann hätte zwar auch ganz gern den EM-Titel, doch fast noch wichtiger findet er angeblich die B-Note: Deutschlands Fußball soll die Fans mitreißen und begeistern.
Es klingt fast ein bisschen zu romantisch, um wahr zu sein. Aber wenn man Nagelsmann glauben darf, und für das Gegenteil gibt es eigentlich in seiner für einen Bundestrainer noch extrem kurzen Trainerkarriere keinen Anhaltspunkt, dann ist ihm in diesem Sommer das Erlebnis mindestens genauso wichtig wie das Ergebnis.
"Ich will als Trainer auch unterhalten werden"
Als der ehemalige Coach von Hoffenheim, Leipzig und Bayern München seine Ideen für die Spielweise bei der Europameisterschaft erläutert, dann klingt das so, als könne man eine Fußballer-Phrase wieder zurück in die Mottenkiste verfrachten: Was zählt, sind die drei Punkte. Nein, das möchte Nagelsmann so überhaupt nicht unterschreiben.
Die drei Punkte an sich sind jetzt zwar auch nicht ganz von der Hand zu weisen. Denn schließlich soll das von Kapitän Ilkay Gündogan, Toni Kroos, Antonio Rüdiger und Manuel Neuer angeführte Team bei der Heim-EM ab dem 14. Juni um den Titel mitspielen. Aber dass die Betonung auf "Spielen" liegt, das hat für Nagelsmann durchaus Priorität.
Wenn er da so an der Seitenlinie steht, sieht er sich nämlich irgendwie auch als Fan dieser Spieler, zumindest hat er das gleiche Bedürfnis: "Ich will in allererster Linie auch von meiner Mannschaft unterhalten werden", sagt er und gerät ins Schwärmen: "Ich will, dass es mitreißend wird, dass es begeisternd wird."
Fans sollen etwas milder bewerten
Dass er sich draußen bei einem zähen 1:0 langweilt und dann hinterher den Medien erzählen soll, dass die drei Punkte aber doch echt wichtig waren - das mag er gar nicht: "Das ist furchtbar, das will ich verhindern."
Er erwartet im Umkehrschluss dann aber auch von den Zuschauern etwas, nämlich mildere Umstände bei der Bewertung. Die Fans sollen Fehler verzeihen, vielleicht auch Punktverluste - wenn denn wenigstens Spektakel geboten wurde.
Der Coach: "Ich verstehe den Fußball als Unterhaltungsbranche, die Tickets kosten ja auch den einen oder anderen Euro. Wir wollen uns selbst begeistern und wir wollen die Leute begeistern. Wenn es dann dazu kommt, dass wir ein oder zwei Tore mehr schießen als der Gegner, wäre das aber natürlich auch schön."
Vier Zauberer in der Offensive
Die Aufstellung, mit der er das Turnier vermutlich angehen wird, spricht für die Umsetzung dieser Philosophie. Der etwas kantigere Mittelstürmer Niclas Füllkrug wird vorne wohl erstmal zweite Wahl hinter dem geschmeidigen Kai Havertz sein. Das offensive Dreier-Mittelfeld besteht aus den Edeltechnikern Jamal Musiala, Florian Wirtz und Gündogan. Sollte einer mal einen weniger glänzenden Tag erwischen, drängt auch noch Leroy Sané in die Mannschaft - in der Theorie hört sich das schonmal nach sehr viel Spaß und Spektakel an.