Bei Frankreich in Topform Dayot Upamecano - die EM als Reha-Maßnahme
Dayot Upamecano hat schwierige Monate bei Bayern München hinter sich. Bei der EM blüht der Verteidiger im Frankreich-Trikot dagegen auf und zeigt, wie riesig sein Potenzial ist.
Während einer EM ist nicht nur spannend, was auf den Spielfeldern passiert, sondern auch, was die Folgen dieses Geschehens sein werden. Der Transfermarkt blüht in diesen Zeiten, für die Scouts ist ein großes Event (auch die WM) alle zwei Jahre extrem wichtig. Sie sind auf der Suche nach Entdeckungen, schauen sich aber auch Spieler genauer an, die schon beobachtet wurden. Für die Profis dagegen ist es auch eine Bühne, um sich neuen Klubs zu präsentieren.
Upamecano: Bayern-Entscheidung nach der EM
Teil dieses Transfergebahrens ist offenbar auch Dayot Upamecano, zumindest haben unmittelbar vor dem EM-Start mehrere Medien übereinstimmend berichtet, dass sich der FC Bayern München sehr gut vorstellen kann, den Verteidiger in diesem Sommer abzugeben. Der 25-Jährige stünde auf der Streichliste des Rekordmeisters, hieß es. Wobei die Münchner deren Bestehen dementieren.
Bisher hat sich Upamecano zu diesem Thema nicht allzu konkret geäußert. Zuletzt sagte er nur: "Am Ende war es ein bisschen kompliziert, aber ich habe immer eine gute Einstellung behalten, auch wenn ich weniger gespielt habe. Am Ende der EM werden wir sehen, was mit den Bayern passiert."
Mit Selbstvertrauen einer der "Besten der Welt"
Aber ob er davon weiß, dass die Bayern ihn vermeintlich abgeben wollen, wie er sich damit fühlt, ob er dem Ganzen überhaupt glaubt und was er für Schlüsse daraus zieht? Alles noch seine eigenen Gedanken. Man könnte nun die These aufstellen, dass seine ersten beiden EM-Einsätze ein Beleg dafür sind, dass er davon unbeeindruckt ist. Eine andere wäre, dass das Thema ihn angespornt hat. Fakt ist ganz sicher: Upamecano präsentiert sich in Topform.
Nach dem 0:0 gegen die Niederlande schrieb die französische "L'Équipe" beispielsweise: "Wenn er so viel Selbstvertrauen hat, gehört er auf seiner Position zu den Besten der Welt." Schon zuvor gegen Österreich (1:0) spielte "Upa" stark, er ist einer der Hauptgründe, warum die Franzosen noch kein Gegentor kassiert haben. Übrigens hielt sich die Defensive auch in der unmittelbaren EM-Vorbereitung schadlos, gegen Luxemburg (3:0) und Kanada (0:0) stand ebenfalls die Null.
Setzt ein Trainer auf ihn, trumpft Upamecano auf
Die Zahlen Upamecanos aus den ersten beiden Turnierspielen sind beeindruckend: 92 Prozent Passquote, alle Defensivzweikämpfe gewonnen, elf Ballgewinne, sechs Rettungsaktionen (Quelle: UEFA). War der Verteidiger beim FC Bayern vor allem als Kandidat für den nächsten groben Fehler verschrien, ist er bei Frankreich die Zuverlässigkeit in Person. Deswegen soll er auch am Dienstag (25.06.2024) gegen Polen (ab 18 Uhr in der Radio-Livereportage und im Ticker) dabei helfen, die Gruppenphase erfolgreich abzuschließen.
Die Stärke ist schon durch eine recht simple Sache in den ersten Ansätzen zu erklären. Upamecano hatte seine beste Zeit in München, als Julian Nagelsmann Trainer war. Der jetzige DFB-Coach kannte den Abwehrspieler bereits von der gemeinsamen Zeit bei RB Leipzig, setzte dort wie auch bei den Bayern voll auf ihn - und der Spieler zahlte das Vertrauen mit starken Leistungen zurück. So ist es auch in der "Équipe Tricolore", wo Upamecano seit Beginn der WM 2022 in 15 von 21 möglichen Spielen in der Startelf stand und fast immer durchspielte.
Dier und de Ligt müssen nun Upamecano zuschauen
Bei den Bayern war das zuletzt ganz anders. In der Champions League wechselte ihn Trainer Thomas Tuchel in den vier Viertel- und Halbfinalspielen insgesamt für eine einzige Minute ein, in der Liga saß Upamecano seit einer Gelb-Roten Karte gegen Leipzig Ende Februar in elf Spielen sieben Mal nur auf der Bank und schaffte es einmal sogar nicht in den Kader. Vor allem zu Rotationszwecken durfte sich der Franzose am Saisonende nochmal zeigen, damit das Stammpersonal Kräfte für die Königsklasse sammeln konnten.
Eric Dier und Matthijs de Ligt waren die beiden Innenverteidiger, auf die Tuchel setzte, wenn die Spiele entscheidend waren. Dier hat es nicht in den EM-Kader Englands geschafft, de Ligt schmorte bei den Niederlanden bisher in beiden Partien über die gesamte Spielzeit auf der Bank - während Upamecano für Frankreich auftrumpft. Für ihn ist die EM wie eine Reha-Maßnahme.