Premier League Warum der FC Arsenal diesmal Meister werden kann
Der FC Arsenal steht in der englischen Premier League vor seiner zweiten Herbstmeisterschaft in Folge. Aufgrund mehrerer positiver Entwicklungen ist in dieser Saison auch der Titel drin.
Dass man Manchester City nie abschreiben darf, betonten in den vergangenen Wochen immer wieder die Trainer der Klubs aus der Premier League - inklusive Pep Guardiola selbst. Denn bei allen Qualitäten, die der Triplesieger der vergangenen Saison besitzt, gerät oftmals in Vergessenheit, dass City seine Titel nicht jedes Mal holt, weil es von Beginn an davonzieht. Das belegt schon allein eine Statistik aus der Premier League.
Von den vergangenen 20 Klubs, die zum Weihnachtsfest den ersten Platz innehatten, wurden 13 am Ende der Saison auch Meister. Doch allein Man City gelang es in den vergangenen sechs Jahren gleich dreimal, in der zweiten Saisonhälfte noch am Führenden vorbeizuziehen. Wie in der Saison 2022/23 am FC Arsenal.
Großer Schmerz bei Arteta
Es war eine Erfahrung, die Mikel Arteta lieber nicht in seiner Trainerkarriere gemacht hätte. Sein Team legte in der Hinrunde mit 50 Punkten (von 57 möglichen) einen Durchmarsch hin, wurde dann aber doch noch im Saisonfinale von Manchester abgefangen. "Das schmerzt zutiefst", sagte Arteta, als er Guardiola und Co. erneut zur Meisterschaft gratulieren musste.
Vergangene Saison musste der FC Arsenal noch Manchester City jubeln lassen.
Der "Gunners"-Coach musste eingestehen: "Das ist die beste Mannschaft der Welt mit dem besten Trainer der Welt. Das mussten wir akzeptieren und dem Meister die Hand schütteln." Doch er blickte eben auch schon voraus und peilte die Meisterschaft für die nun laufende Saison an. "Wenn dem nicht so wäre, würde ich nicht hier sitzen", sagte Arteta damals. Etwa ein halbes Jahr später erinnert vieles an die vergangene Saison. Jedoch mit positiveren Vorzeichen.
Starke Geschäfte im Sommer
Das Weihnachtsfest verbrachte Arsenal wieder als Tabellenführer, mit einem Sieg gegen West Ham United am Donnerstag (28.12.2023, ab 21.15 Uhr im Sportschau-Liveticker) können die Londoner auch die Herbstmeisterschaft unter Dach und Fach bringen. Arsenal hätte dann mit 43 Punkten deutlich weniger Zähler auf dem Konto als vor einem Jahr, hat sich aber in mehreren Punkten so weiterentwickelt, dass der Titel noch realistischer erscheint als in der vergangenen Saison.
Das beginnt schon mit der Transferperiode im Sommer. Arsenal gehörte in Europa zu den Top fünf der Klubs mit den höchsten Ausgaben, es gelangen mit Declan Rice (für fast 120 Millionen Euro von West Ham gekauft) und Torhüter David Raya (vorerst vom FC Brentford geliehen, Kaufoption über 35 Millionen Euro nach der Saison bereits gezogen) zwei absolute Glücksgriffe.
Dazu verlängerte der Verein die Verträge der Leistungsträger Martin Ödegaard, William Saliba, Bukayo Saka, Gabriel Martinelli und Aaron Ramsdale, der trotz seiner überragenden vergangenen Saison nur noch Ersatzkeeper hinter Raya ist.
"Nicht Plan A, B oder C, sondern A1, A2, A3"
Diese Spieler haben sich nicht nur zum Verein bekannt, sondern in der Hinrunde bewiesen, dass sie persönlich einen Schritt weitergekommen sind. Saliba bildet mit dem Brasilianer Gabriel Magalhaes das stabilste Abwehrduo der Premier League, Ödegaard gilt europaweit mittlerweile als einer der besten Spielmacher und Saka sowie Martinelli treffen zwar nicht mehr so häufig, haben sich aber in der Defensive enorm gesteigert.
Das war auch nötig in der Entwicklung, die Arteta anstoßen wollte. In der vergangenen Saison standen die "Gunners" vor allem für Spektakel, jetzt beherrschen sie nahezu die gesamte Klaviatur der Fußball-Taktiken. "Es ist nicht Plan A, B oder C, sondern A1, A2, A3 ...", sagte Arteta zu "The Athletic". Die Folge: Arsenal hat mit dem FC Liverpool die beste Defensive in der Liga (16 Gegentore) und schon sechs Pflichtspiele mit 1:0 gewonnen. Unter anderem in der Liga gegen Manchester City.
Rice sorgt für Begeisterung
In dieser Partie sowie dem 1:1 in Liverpool zuletzt bewies das Arteta-Team sein Titelformat. "Es war ein unglaubliches Fußballspiel, eines der intensivsten und hektischsten Spiele, die ich in 20 Jahren in dieser Liga gesehen habe", sagte Arteta hinterher und war stolz, dass seine Mannschaft dem standhalten konnte. "Es war großartig, zu sehen, dass die Jungs bereit sind, auf diesem Niveau zu spielen. Dass sie den Mut, die Entschlossenheit und den Glauben haben."
Bei all den mannschaftlichen Fortschritten darf aber nicht verschwiegen werden, dass ein einzelner Akteur einen großen Unterschied ausmacht. Die Verpflichtung von Rice entpuppt sich von Woche zu Woche als immer größerer Gewinn für Arsenal. In Liverpool machte der englische Nationalspieler im zentralen Mittelfeld eine überragende Partie und verzückte Fußball-England zum wiederholten Male.
Arteta bezeichnet Rice als "Leuchtturm". Der 24-Jährige werde "die anderen erhellen und das gesamte Team verbessern. Wie er redet, seine Ambitionen und Leidenschaft für das Spiel sind genau das, was wir brauchen", hatte der Arsenal-Trainer bereits nach Vollzug des Wechsels im Sommer gesagt. Und offenbar hatte er Recht.
Kommt Torjäger Toney im Winter?
Doch es scheint, als sähe Arteta weiteren Handlungsbedarf in seinem Kader. Laut Medienberichten soll sich der 41-Jährige im Winter weitere Verstärkungen wünschen, ganz oben auf der Liste stehe ein treffsicherer Mittelstürmer. Kein Wunder, schließlich sind Saka und Eddie Nketiah mit fünf Toren die besten Knipser, während Manchester City mit Erling Haaland (14 Treffer) und Liverpool mit Mohamed Salah (12) deutlich verlässlichere Stürmer haben.
Und besonders ein Name wird bei Arsenals Stürmersuche häufig genannt. Ivan Toney war in der vergangenen Saison mit 20 Treffern einer der erfolgreichsten Spieler in der Premier League, wurde dann aber wegen eines Verstoßes gegen die Wettregeln für acht Monate gesperrt. Diese Sperre endet im Januar, in der Rückrunde könnte der Stürmer des FC Brentford also für Arsenal auf Torejagd gehen. Doch auch ohne ihn haben die "Gunners" das Zeug zum ersten englischen Meistertitel seit der Saison 2001/02.
Ivan Toney durfte bislang in dieser Saison nur zuschauen