Die ukrainische Nationalmannschaft trägt bei der Fahne die Flagge

Ukraine in der Nations League Fußball während des Krieges - "Ukrainer brauchen positive Emotionen"

Stand: 21.09.2022 12:22 Uhr

Es geht in der aktuellen Situation unter: Die Ukraine spielt trotz des russischen Angriffskriegs auch noch Fußball. Für die Nationalmannschaft geht es dabei um mehr als nur sportlichen Erfolg. Neben dem Gruppensieg in der Nations League verfolgt das Team höhere Ziele. Die Gelb-Blauen spielen für das ganze Land.

Von Raffael Reisdorf

In der Nations League ist die Ausgangslage für die ukrainische Nationalmannschaft vielversprechend. In der Liga B führt man die Gruppe 1 an.

Bleibt man erster, so steigt die Ukraine im nächsten Jahr in die Liga A auf. Hier würde man mit den großen Nationen um den Einzug in die Final-Runde spielen.

Straffes Programm

Davor müssen aber noch einige Aufgaben erledigt werden. In den nächsten sieben Tagen stehen gleich drei Pflichtspiele auf dem Programm.

Am Mittwochabend (21.09.2022) tritt die Ukraine in Schottland an. Am Samstag wartet in Armenien gleich das nächste Auswärtsspiel. Am darauffolgenden Dienstag ist das ukrainische Nationalteam dann Gastgeber im polnischen Krakau - auch hier heißt der Gegner Schottland.

Die ukrainische Nationalmannschaft im polnischen Stadion LKS

Nicht nur für das Land, auch für die Fußball-Nationalmannschaft sind es turbulente Zeiten. Während die heimische Liga unter widrigen Bedingungen ihren Spielbetrieb fortzusetzen versucht, fand die Vorbereitungsphase der Nationalmannschaft in Warschau statt. Schon seit Beginn des Krieges trägt die Ukraine zudem auch ihre Heimspiele in Polen aus.

Hürden, die man für das ukrainische Volk gerne in Kauf nimmt. Man will die Nation mit Stolz erfüllen, erklärte Mychajlo Mudryk auf der Website der Nationalmannschaft: "Man braucht uns nicht daran zu erinnern, dass die gesamte Ukraine das Spiel gegen die Schotten verfolgen wird", so der Mittelfeldspieler von Schachtar Donezk. Der 21-Jährige betont die Mission des Teams: "Wir müssen den Ukrainern gefallen."

Russen fordern Sperre für den Nationaltrainer

Es ist offensichtlich: Das aktuelle Kriegsgeschehen lässt sich nicht vom sportlichen Treiben trennen. So ließ sich Nationaltrainer Oleksandr Petrakow schon vor Monaten zu einer kampfwilligen Aussage hinreißen. Nun fordert der russische Fußballverband Konsequenzen.

Der Coach hatte den Wunsch geäußert, gerne für die ukrainischen Streitkräfte und gegen die russischen Truppen zu kämpfen: "Ich dachte, wenn sie nach Kiew kommen, werde ich eine Waffe in die Hand nehmen und meine Stadt verteidigen", so Petrakow im April gegenüber dem "Guardian".

Der ukrainische Nationaltrainer Oleksandr Petrakov bei einem Testspiel gegen Borussia Mönchengladbach

Äußerungen, die nicht ohne Konsequenzen geblieben sind. Erst kürzlich wurden Forderungen des russischen Fußballverbands (FUR) laut, den 65-jährigen Trainer mit einer Sperre zu versehen.

"Die Äußerungen des Cheftrainers [...] erfolgen vor dem Hintergrund des politischen Konflikts zwischen den beiden Ländern [...] und stellen eine politische Botschaft dar, die eindeutig gegen das Grundprinzip der politischen Neutralität verstößt", schrieb Denis Rogachev, stellvertretender Generalsekretär der FUR.

Russen kaschieren Angriffskrieg

Im Brief an die UEFA wird der Einmarsch Russlands in die Ukraine dabei mit keinem Wort erwähnt. Das Verhalten des Cheftrainers klagt Rogachev aber als "Beteiligung an der Förderung von öffentlichem Hass auf nationaler Basis" an.

Die UEFA wollte zu dem Vorgang noch keine Angaben machen. Die Beschwerde werde gemäß den Bestimmungen geprüft, so ein Sprecher gegenüber dem "Guardian".

Ukraine mit dem Auftakt in die Länderspielpause

Heute Abend wird dann das sportliche Kapitel fortgesetzt - mit Petrakow auf der Bank.

Die Spieler sind als Berufssportler vom Militärdienst befreit. Alle übrigen ukrainischen Männer zwischen 18 und 60 Jahren sind dazu verpflichtet, das Land zu verteidigen.

Eine Bürde, die dem Team bewusst ist. Man spielt für das ganze Volk, erklärte Roman Jaremtschuk auf der Website: "Wir brauchen positive Emotionen für die Ukrainer, wir brauchen den Sieg."

Roman Yaremchuk feiert mit den ukrainischen Fans