Andreas Brehme mit dem WM-Pokal

Siegtorschütze im WM-Finale Fußball-Welt trauert um Andreas Brehme

Stand: 20.02.2024 19:24 Uhr

Andreas Brehme, Siegtorschütze im WM-Finale 1990 von Rom, ist im Alter von 63 Jahren verstorben. Brehme starb in der Nacht zu Dienstag (20.02.2024) nach einem Herzstillstand, wie seine Lebensgefährtin Susanne Schaefer bestätigte. Sein plötzlicher Tod löste Trauer und Bestürzung in der Fußball-Welt aus.

"In tiefer Trauer teile ich im Namen der Familie mit, dass mein Lebensgefährte Andreas Brehme heute Nacht infolge eines Herzstillstandes plötzlich und unerwartet verstorben ist. Wir bitten, in dieser schweren Zeit unsere Privatsphäre zu wahren und von Fragen abzusehen", hieß es in Schaefers Mitteilung gegenüber der Deutschen Presse-Agentur.

Andi Brehme - Finalheld von Rom 1990

Brehme hatte 1990 im WM-Endspiel gegen Argentinien das Siegtor zum 1:0 erzielt. Damit trauert der deutsche Fußball nur wenige Wochen nach dem Tod von Franz Beckenbauer um eine weitere Schlüsselfigur aus dem Nationalteam, das 1990 den dritten deutschen WM-Titel geholt hatte.

Brehme gehörte bei der Endrunde in Italien zu den herausragenden Spielern. Im legendären Achtelfinale gegen die Niederlande erzielte er mit einem Traumtor den vorentscheidenden zweiten Treffer.

Im Finale in Rom behielt er kurz vor Schluss vom Elfmeterpunkt die Nerven. "Alles wie gehabt, mit rechts flach ins linke Eck. Goycochea wusste alles. Nur halten konnte er ihn nicht", kommentierte ARD-Reporter Gerd Rubenbauer. Wenige Minuten später war Deutschland Weltmeister.

Andreas Brehme (l.) jubelt mit Jürgen Klinsmann nach seinem Treffer im WM-Endspiel 1990 gegen Argentinien

"Das wunderbare Universum des Fußballs, dieser wunderbare Sport hat einen seiner großen Helden verloren", sagte Sergio Goycochea in einem Video, das das FIFA-Museum auf seinem Instagram-Kanal teilte. "Das Schicksal hat uns im Finale der WM 1990 in Italien gegenüber gestellt. Was für ein Augenblick, im wichtigsten Wettbewerb von allen, in einer entscheidenden Situation, denn dieser Elfmeter brachte Deutschland den Titel", sagte Goycochea voller Pathos.

Völler "unendlich traurig", Matthäus "geschockt"

"Ich kann es gar nicht glauben. Die Nachricht von Andreas' plötzlichem Tod macht mich unendlich traurig", sagte Rudi Völler, Direktor der A-Nationalmannschaft und langjähriger Weggefährte von Brehme: "Andi war unser WM-Held, aber für mich noch viel mehr - er war mein enger Freund und Begleiter bis zum heutigen Tag." Brehmes wunderbare Lebensfreude werde ihm fehlen, fügte Völler an.

"Ich bin schockiert, sehr bewegt und unendlich traurig. Mein Mitgefühl gilt seiner Familie und seinen Freunden, denen ich in diesen schweren Stunden viel Kraft wünsche", sagte DFB-Präsident Bernd Neuendorf. "Andreas Brehme gehört zu den größten und besten Fußballspielern der deutschen Geschichte. Der deutsche Fußball hat ihm unendlich viel zu verdanken."

Auch den ehemaligen Weltmeister-Kapitän Lothar Matthäus hat der Tod von Andreas Brehme schwer betroffen gemacht. "Ich war schockiert, als ich das erfahren habe", sagte er der "Augsburger Allgemeinen": "Andi war ein Teil unserer Familie. Wir haben uns vor 45 Jahren kennengelernt, viele gemeinsame Geschichten erlebt."

"Wir waren Zimmerkollegen, bei der Nationalmannschaft und bei Inter Mailand", erinnerte Matthäus nun auch an die gemeinsame Zeit in der Serie A: "Wir haben oft 100 Nächte pro Jahr miteinander verbracht. Diese Freundschaft war auch nach der Karriere nicht vorbei. Es ist wirklich, als ob ein Familienmitglied gestorben ist", betonte der 62-Jährige.

Horst Hrubesch - "Hat mich schon getroffen"

Sportschau, 20.02.2024 15:13 Uhr

Bundesinnenministerin Nancy Faeser würdigte Brehme in einer Mitteilung als "Ikone des deutschen Fußballs".

Deutscher Meister mit dem FCK und dem FC Bayern

Der 1. FC Kaiserslautern zählte die Erfolge von Brehme auf, der zehn Jahre bei den Pfälzern spielte und mit dem FCK 1998 sensationell als Aufsteiger den Meistertitel gewann. Später übernahm Brehme beim FCK auch den Trainerposten. Mit seinem Elfmeter zum WM-Titel in Rom sei er "endgültig zur Fußball-Legende" geworden, schrieb der Klub.

Zu den unvergessenen Momenten der Bundesliga zählte auch Lauterns Abstieg im Jahr 1996, als Brehme nach dem "Endspiel" um den Klassenerhalt gegen Leverkusen im Arm von Rudi Völler, damals im Bayer-Dress, Tränen vergoss.

Auch der FC Bayern, bei dem Brehme ebenfalls den Meistertitel gewann, äußerte sich in einer ersten Mitteilung "zutiefst erschüttert" über Brehmes plötzlichen Tod.

Karl-Heinz Rummenigge, der Brehmes Siegtor 1990 im WM-Finale als Co-Kommentator bei der ARD bejubelte, nahm die Nachricht "tief betroffen und geschockt" auf. "Wir haben zusammen die WM 1986 in Mexiko gespielt, und Andi war ein großartiger Teamplayer, extrem loyal und zuverlässig. Seine Lebensfreude war immer ansteckend, und dass er mit 63 schon von uns gehen musste, stimmt mich sehr traurig."

Die bewegte Karriere von Andreas Brehme

Sportschau

Trauer um "Beckenbauer von Barmbek"

Auch Inter Mailand trauerte um Brehme, der vier Jahre in Italien spielte und Fußballer des Jahres wurde: "Ein echter Interista. Ciao Andi, für immer eine Legende", schrieb der Klub und kündigte zudem an, zum Gedenken an Brehme im Champions-League-Duell gegen Atletico am Dienstagabend mit einem Trauerflor zu spielen. Mit den "Nerazzuri" gewann Brehme 1989 an der Seite von Lothar Matthäus die Meisterschaft. Zwei Jahre später, dann auch mit Jürgen Klinsmann im Team, gelang der Triumph im UEFA-Cup.

Walter Zenga, einstiger Inter-Torhüter, richtete via Instagram sehr persönliche Worte an seinen früheren deutschen Teamkollegen: "Ciao amico mio. Du bist zu früh weggegangen. Aber ich weiß, dass du uns von oben beschützen wirst. Und wie immer wirst du dort stehen und die Elfmeter schießen, einen mit der Rechten und einen mit dem Linken..."

Auch FIFA-Präsident Gianni Infantino verabschiedete sich auf Instagram von Brehme. Er werde für immer in den Herzen der deutschen Fußball-Fans bleiben, so der Chef des Weltverbands: "Er ist eine Ikone des Weltfußballs und eines meiner Idole. Sein Vermächtnis zeugt von seiner fußballerischen Klasse, seiner Entschlossenheit und seinem Sportsgeist." Seine Karriere werde auch zukünftige Generationen von Fußballern inspirieren, ergänzte Infantino und schrieb abschließend: "Ciao Legende".

Der "Beckenbauer von Barmbek", wie ihn die Presse in seiner Heimatstadt Hamburg einst taufte, bestritt für die Nationalmannschaft insgesamt drei WM-Endrunden. Auch 1986 stand er mit Deutschland im verlorenen Finale gegen Argentinien.

Nach seiner Karriere stieg der frühere Außenverteidiger ins Trainergeschäft ein, wo er aber an seine Erfolge als Spieler nicht anknüpfen konnte. Er trainierte den FCK, die SpVgg Unterhaching und war Co-Trainer beim VfB Stuttgart.

Abschiedsworte im Januar an Franz Beckenbauer

Erst vor wenigen Wochen, im Januar, war Brehme bei der Gedenkfeier für Franz Beckenbauer im Münchner Stadion zu Gast und hatte sich mit persönlichen Worten von Beckenbauer verabschiedet. "Als kleiner Junge hatte ich, wie vermutlich jeder Junge in Deutschland, über meinem Bett ein Franz-Beckenbauer-Poster hängen. Später wurde er mein Boss und ich durfte mit ihm arbeiten. Und am Ende wurden wir enge Freunde. Ich habe deshalb dem Franz sehr viel zu verdanken."