Bierhoff-Nachfolge DFB-Kandidatin Keßler - Weltstar im Neuland
Nadine Keßler ist eine aussichtsreiche Kandidatin, Geschäftsführerin beim DFB und damit Nachfolgerin von Oliver Bierhoff zu werden. Sie müsste dann beweisen, im Männerbereich ähnlich erfolgreich wie bei den Frauen zu sein.
Ein öffentliches Profil in den Sozialen Netzwerken verrät einiges über einen Menschen, zumindest lässt es Präferenzen, Hobbys und Leidenschaften erahnen. Das Profil von Nadine Keßler bei Instagram zeigt auf den ersten Blick, dass sie auch beruflich mit Frauenfußball zu tun hat. Es ist allerdings auch gleich in der Bio aufgeführt: "Managing Director Women's Football" beim europäischen Verband UEFA ist da angegeben.
Möglicherweise wird das bald geändert, denn Keßler ist aussichtsreiche Kandidatin, Geschäftsführerin beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) zu werden. Die Informationen der Sportschau decken sich mit denen der "Abendzeitung", die am Donnerstag (17.08.2023) mit dieser doch überraschenden Meldung aufwartete. Überraschend deshalb, weil Keßlers Name bislang nicht gehandelt worden war, vor allem aber, weil sie dann nicht mehr nur für den Frauenfußball zuständig wäre, sondern für alle deutschen Nationalmannschaften.
Der darbende deutsche Männerfußball, der mit der Hypothek von drei enttäuschenden großen Turnieren in die Europameisterschaft 2024 starten wird, läge dann auch im Verantwortungsbereich Keßlers. Anfragen der Sportschau an Nadine Keßler, die sich aktuell in Australien bei der Weltmeisterschaft aufhält, waren bislang erfolglos, der DFB hatte am Donnerstag lediglich bestätigt, dass sie eine von mehreren Kandidatinnen und Kandidaten sei. Wann über die wichtige Personalie entschieden werden soll, ist offen.
Weltstar mit nur 29 Länderspielen
Nadine Keßler wurde im April 1988 im rheinland-pfälzischen Landstuhl geboren. Die Gemeinde liegt etwa 20 Kilometer westlich des Fritz-Walter-Stadions. Ihre Vorliebe für den 1. FC Kaiserslautern war somit programmiert. Der Fußball, sagt Keßler, sei ihr ohnehin "in die Wiege gelegt" worden. Sie schaffte es vom Dorf in die Bundesliga und Nationalmannschaft, sie wurde Europameisterin 2013, gewann 2010 mit Turbine Potsdam die Champions League und 2013 und 2014 mit dem VfL Wolfsburg. Mit diesen beiden Klubs feierte sie zudem vier Deutsche Meisterschaften. Die höchste persönliche Auszeichnung erhielt sie 2014, als sie zur Weltfußballerin des Jahres gekürt wurde.
Nadine Keßler war ein Weltstar. Dass sie trotzdem nur auf 29 Länderspiele mit zehn Toren kommt, liegt an den häufigen Knieverletzungen. Im Jahr 2016 erklärte sie daher ihr Karriereende.
Die studierte Fitnessökonomin arbeitete zu ihrer Zeit in Wolfsburg halbtags in einer Kommunikationsagentur. Der Ruf der UEFA kam 2017 an. Zunächst wurde sie als Beraterin für die Entwicklung des Frauenfußballs bezahlt, später dann festangestellt.
Bewegtes Jahr 2023
Nadine Keßler hat gut 25.000 Followerinnen und Follower bei Instagram. Sie folgt Manchester United und Manchester City, dem aktuellen Bundeskanzler Olaf Scholz und der ehemaligen Bundeskanzlerin Angela Merkel. Sie folgt Rafael Nadal und Roger Federer. Es ist schwierig, aus dem Profil Vorlieben abzulesen.
Einfach ist hingegen der Beleg für die Behauptung, dass 2023 für Nadine Keßler schon ein sehr bewegtes Jahr war. Sie heiratete ihre langjährige Lebensgefährtin Emily Shaw. Ihr Kind nannte das Paar Jordi Leon.
Neuland und Zeitenwende
Weder das Personenlexikon "Munzinger" noch ihr Instagramprofil geben Antworten auf die Fragen, warum sie der Deutsche Fußball-Bund als Geschäftsführerin ausgeguckt hat, welches Netzwerk sie im Männerfußball hat, mit welchen Vorstellungen sie den Job antreten würde. Um Angela Merkel zu zitieren, würde Keßler "Neuland" betreten, um Olaf Scholz zu bemühen, wäre es eine "Zeitenwende" beim DFB, der nach dem Aus von Oliver Bierhoff nach der WM 2022 eine Taskforce einsetzte, die nur aus Männern bestand.