UEFA-Regeln gebrochen? Krim-Klubs spielen trotz Verbots in Russland
Zwei Fußballklubs von der Halbinsel Krim starten in der vierten russischen Liga. Der ukrainische Verband fordert UEFA und FIFA auf, einen Ausschluss Russlands zu erwägen.
Fußballvereine von der Krim dürfen nur in lokalen Wettbewerben untereinander antreten - diese Regelung gilt, seit die UEFA die Halbinsel nach der Annexion durch Russland 2014 zur "Sonderzone" erklärt hat. Deshalb entstand im Jahr 2015 die Crimean Premier League, in der zuletzt acht Klubs gegeneinander antraten, darunter auch FC Sewastopol und der FC Rubin Jalta.
Doch nun sind diese beiden Klubs in der vierten russischen Liga in die Saison gestartet. Der erste Spieltag ging am Sonntag (16.07.2023) über die Bühne, Sewastopol gewann 3:1 gegen FK SKA Rostow, Jalta spielte 1:1 beim FC Biolog-Nowokubansk. Im komplexen und neu formierten russischen Ligasystem beherbergt die "Second League" (früher "Professional Football League") seit dieser Saison die dritthöchste Klasse (Division A) und die vierthöchste Klasse (Division B), in der auch die beiden Klubs von der Krim mitmischen.
Ukrainischer Verband fordert Sanktionen
Der ukrainische Fußballverband (UAF) fordert nun die UEFA und die FIFA in einem öffentlichen Brief auf, den russischen Verband (RFS) zu sanktionieren. "Wir betrachten dieses Vorgehen als grobe Verletzung der FIFA- und UEFA-Statuten und des UEFA-Beschlusses über den Sonderstatus des Krimfußballs", heißt es in dem Brief.
Die UAF betont, den Europa- und den Weltverband schon mehrfach und erstmals am 22. Juni darauf aufmerksam gemacht zu haben, dass Sewastopol und Jalta eine Spielerlaubnis aus Russland erhalten hätten. "Die UAF appelliert erneut an die FIFA und UEFA, die Möglichkeit eines Ausschlusses des RFS von der Mitgliedschaft in der FIFA und der UEFA in Betracht zu ziehen, da er nachweislich die Anforderungen der Statuten der Dachverbände der Welt und Europas sowie die Werte der globalen Fußballfamilie nicht erfüllt."
Die Statuten der UEFA sehen vor, dass ein Verband ausgeschlossen werden kann, wenn er schwerwiegend gegen Statuten oder Beschlüsse verstößt.
Reaktion von UEFA und FIFA steht aus
Laut "Guardian" hat RFS-Generalsekretär Maxim Mitrofanow gegenüber lokalen Medien argumentiert, die neu formierte Division B der Second League sei eine Amateurliga und stehe nicht unter der Schirmherrschaft des RFS.
Ob der russische Verband mit solchen Begründungen durchkommt, bleibt abzuwarten. Die UEFA schrieb auf Sportschau-Anfrage, sie prüfe derzeit die Situation insbesondere vor dem Hintergrund, dass die UEFA-Entscheidung von 2014 Fußballvereine mit Sitz auf der Krim von RFU-Wettbewerben ausschließe. "Wir stehen in dieser Angelegenheit sowohl mit dem ukrainischen als auch mit dem russischen Fußballverband in Kontakt und können zum jetzigen Zeitpunkt keine weitere Stellungnahme abgeben." Die FIFA ließ eine Anfrage bisher unbeantwortet.
Annexion im Jahr 2014
Russland hatte die zur Ukraine gehörende Krim 2014 erst besetzt, dann ein Referendum ohne Wahlfreiheit durchführen lassen und schließlich annektiert. Der Westen interpretiert den Vorgang als "völkerrechtswidrigen Gebietswechsel". Die UN-Generalversammlung forderte die russische Föderation noch im Dezember 2020 auf, bedingungslos von der Krim abzuziehen und die Besetzung zu beenden. Russland sieht die Krim als sein Hoheitsgebiet an.