Todesurteil droht Sorge um inhaftierten iranischen Ex-Fußballprofi
Die iranische Justiz wirft dem früheren Fußballprofi Amir Nasr-Asadani "Kriegsführung gegen Gott" vor. Viele befürchten nun ein Todesurteil.
"Kriegsführung gegen Gott" (Moharebeh) gilt im Iran als Kapitalverbrechen, die Sharia sieht dafür die Todesstrafe vor. Auf Basis dieser Anklage hat der Iran jüngst bereits zwei Männer exekutiert, die an Protesten gegen das Regime teilgenommen hatten: Mohsen Shekari und Majid Reza Rahnavard, beide 23 Jahre alt.
Nun wird dem 26-jährigen Amir Nasr-Asadani der gleiche Vorwurf gemacht, das teilten die Justizbehörden nach Angaben der Nachrichtenagentur Isna mit. Ihm werde vorgeworfen, an "bewaffneten Unruhen" in der Stadt Isfahan beteiligt gewesen zu sein, bei denen drei Sicherheitsbeamte getötet wurden. Weitere Beschuldigungen: "Rebellion und Mitgliedschaft in illegalen Banden".
Solidarität aus der Fußball-Welt
Nasr-Asadani war im November in Isfahan verhaftet worden. Ein Urteil steht zwar noch aus und die Regierung dementierte Berichte, nach denen Nasr-Asadani auf einer Todesliste stehe. Aber weil die Justiz aktuell Todesurteile gegen Protest-Teilnehmer im Schnelltempo vollstreckt, fürchten viele auch um Nasr-Asadanis Leben.
Nasr-Asadani erfährt unter anderem Solidarität aus der Fußballwelt. Die internationale Spielergewerkschaft Fifpro äußerte sich am Dienstag (13.12.2022) "schockiert" darüber, dass Nasr-Asadani hingerichtet werden könnte, nachdem er sich "für die Rechte der Frauen und die Grundfreiheit in seinem Land eingesetzt hat".
U16-Nationalspieler und Erstliga-Profi
Auch die iranische Fußball-Legende Ali Karimi äußerte sich bestürzt. "Richtet Amir nicht hin", schrieb Karimi, der früher für den FC Bayern spielte, im Onlinedienst Twitter.
Nasr-Asadani hatte für Irans U16-Nationalmannschaft und in der ersten iranischen Liga gespielt. Wegen Verletzungen pausierte er nach 2019 lange und lief zuletzt laut "transfermarkt.de" noch vereinzelt für den FC Iranjavan in der drittklassigen "League 2" auf.
Proteste nach dem Tod von Mahsa Amini
Im Iran protestieren seit Monaten viele Menschen gegen die Unterdrückung von Frauen und gegen das islamistische Regime. Auslöser war der Tod der jungen Kurdin Mahsa Amini am 16. September. Die 22-Jährige war nach ihrer Festnahme durch die Sittenpolizei wegen eines angeblich nicht ordnungsgemäß getragenen Kopftuchs zu Tode gekommen.
Am Dienstag gab die iranische Justiz die Verurteilung von 400 Angeklagten durch Gerichte in Teheran bekannt. Ihnen wird vorgeworfen, in die Proteste involviert zu sein. Ihnen drohen bis zu zehn Jahre Gefängnis.
Konsequenzen für Ali Daei
Irans Regierung geht auch gegen prominente Sportler vor, zum Beispiel gegen den Fußball-Nationalheld Ali Daei. Anfang Dezember versiegelte die iranische Justiz dessen Restaurant und Juweliergeschäft in Teheran, weil Daei einen Streikaufruf der Protestbewegung unterstützt hatte.
Erinnerungen an Navid Afkari
Nasr-Asadanis Situation ähnelt der von Navid Afkari. Der iranische Ringer war 2020 zum Tode verurteilt worden, nachdem er sich an Protesten beteiligt hatte, bei denen ein Sicherheitsmitarbeiter getötet wurde.
Afkaris Familie, Menschenrechtsorganisationen und internationale Ringer- und Sportorganisationen bemühten sich um eine Aufhebung des Todesurteils. Trotzdem wurde Afkari im September 2020 hingerichtet.