DFB-Frauen in der Nations League Hrubesch und Schüller fordern Sieg in Island
Die DFB-Fußballerinnen treffen im vierten Spiel der Nations League in Reykjavik auf Island. Ein Sieg ist wichtig, um die Chancen auf Olympia zu wahren.
Als Lea Schüller zum Interview im Mannschaftshotel erscheint, will Interimsbundestrainer Horst Hrubesch eigentlich gerade los. Aber erst einmal streicht er der Stürmerin noch aufmunternd über den Kopf - was bei ihm eher wie ein mittelwuchtiges Klopfen wirkt. Noch ein kleiner Scherz dazu - die beiden verstehen sich.
Hrubesch, das einstige Kopfballungeheuer, von Mitspielern früher bisweilen auch als "der Lange" bezeichnet, und Schüller, eine der besten Stürmerinnen der Bundesliga. Beim 5:1 gegen Wales am vergangenen Freitag erzielte sie zwei Tore in Hrubesch-Manier, also per Kopf. "Mit einem hohen Sieg ins nächste Spiel zu gehen ist toll. Wir haben mehr Selbstvertrauen als vorher und wollen die Partie gegen Island gewinnen", sagt die Angreiferin vom FC Bayern München.
Hrubesch tauft Schüller als "die Lange"
Der Trainer nennt Schüller ab und zu "die Lange", so auch in der Teambesprechung vor dem Abschlusstraining in Reykjavik. "Ich glaube, er hat ab und zu mal Probleme mit unseren Namen", erzählt die 1,73 Meter große Schüller lachend. Hrubesch ergänzt: "Das rutscht mir dann mal so raus. Das ist lieb und nett gemeint."
Es wird deutlich, mit wie viel Wertschätzung Hrubesch, der das Amt des Interimsbundestrainers zum zweiten Mal seit 2019 übernimmt, und die Spielerinnen sich begegnen. "Er gibt uns Selbstbewusstsein zurück, zum Beispiel dadurch, dass er sagt, welch große Qualität wir haben und dass es daher keinen Sinn macht, Spiele zu verlieren. Das sagt er fast in jeder Besprechung und das ist für uns nach der Zeit, in der wir nicht so gut performen konnten, enorm wichtig."
Hrubesch fordert Sieg gegen Island
Das Spiel gegen Island ist das zweite unter Hrubeschs Regie in der Nations League, das Hinspiel hat die DFB-Auswahl Ende September mit 4:0 gewonnen. "Wir müssen auch diesmal die Dinge in die Hand nehmen und ganz klar auf Sieg spielen", fordert Hrubesch.
Dass das deutsche Offensivspiel beim 5:1 gegen Wales mit Flanken auf Stürmerin Schüller als zu ausrechenbar kritisiert wurde, stört ihn wenig: "Fußball ist ein einfaches Spiels. Ich muss den Ball von A nach B bringen, auf der einen Seite Tore verhindern und auf der anderen welche erzielen. Dass gegen Wales nicht alles rund laufen würde, war klar. Aber letztendlich spricht das Ergebnis für uns."
Es geht um den Gruppensieg
Gegner Island, das Team von Bayerns Kapitänin Viggósdóttir, liegt in der Nations-League-Gruppe auf dem dritten Platz, den Gruppensieg werden Deutschland und Dänemark unter sich ausmachen. Nur die Erstplatzierten qualifizieren sich für ein Playoff-Turnier im kommenden Jahr, bei dem zwei Startplätze für das olympische Fußballturnier in Paris vergeben werden. "Wir wollen dahin. Und auf dem Weg sind alle Spiele Endspiele", sagt Hrubesch, der bei den Olympischen Spielen in Rio 2016 mit dem deutschen Männerteam Silber geholt hat.
Im Spiel in Reykjavik (20 Uhr) wird Kapitänin und Stürmerin Alexandra Popp wegen Oberschenkelproblemen erneut fehlen. Umso mehr kommt es auf Lea Schüller und ihre wuchtigen Kopfbälle an. Vor einiger Zeit hat sie mal besonderen Anschauungsunterricht genommen: "Ich habe mir bei YouTube alte Videos von Horst Hrubesch angeschaut. Neunzig Prozent der Spielszenen waren Kopfballtore. Das hat er ganz gut gemacht."
Flanke Kaltz, Kopfball Hrubesch: In der erfolgreichen Zeit des Hamburger SV Ende der 1970er Jahre war dies ein Teil der Spielphilosophie. Noch heute gilt auch bei den DFB-Frauen: Es sind die einfachen Dinge, die den Erfolg bringen sollen.