Hrubeschs erfolgreiche Rückkehr DFB-Fußballerinnen siegen gegen Wales
Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft der Frauen hat in der Nations League den erhofften Sieg eingefahren. Das von Trainerlegende Horst Hrubesch betreute Team schlug am Freitagabend (27.10.23) Wales mit 5:1 (1:1).
Nach 25 Minuten köpfte Lea Schüller das DFB-Team in Führung. Kurz vor der Pause glich Wales durch Ceri Holland aus (43.). Schüller schoss Hrubeschs Elf kurz nach der Pause erneut in Front (46.). Giulia Gwinn brachte die DFB-Frauen per Foulelfmeter dann endgültig auf die Siegstraße. Kurz vor Spielende fälschte Rihanna Roberts einen Schuss von Sjoeke Nüksen ab zum 4:1 (86.), mit ihrem ersten Ballkontakt erhöhte Nicole Anyomi auf 5:1 (88.).
Damit baute das Frauenteam Druck auf Dänemark auf, das mit drei Siegen aus drei Spielen auf Rang 1 der Gruppe 3 steht. Deutschland hatte im ersten Spiel nach der verkorksten WM gegen Dänemark verloren, dann aber Island überzeugend geschlagen. Nur der Erste zieht in das Nations-League-Finalturnier ein, bei dem Anfang 2024 zwei Tickets für die Olympischen Spiele in Paris vergeben werden.
Hrubesch benennt trotz des Sieges Schwächen
Hrubesch sagte nach dem hohen Sieg bei seinem Einstand zur Sportschau: "Gezweifelt hab ich nicht. Ich habe in der Halbzeit gesagt: Wir müssen uns für den Aufwand belohnen. Aber man muss ehrlicherweise sagen: Uns fehlt die Sicherheit. Wir lassen eine Torchance zu und kriegen den Ausgleich. Das kann es eigentlich nicht sein."
Ersatz-Kapitänin Svenja Huth sagte: "Das einzige Manko in der ersten Halbzeit war die Chancenverwertung. Wir haben mit viel Spielfreude gespielt, Ball und Gegner teilweise sehr laufen lassen und uns mit fünf Toren belohnt."
Viel Dampf im deutschen Team
Die Verwicklungen um die eigentliche Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg hatten die Partie in den Tagen zuvor überschattet. "Wir haben es ausgeblendet", erklärte Hrubesch: "Wir haben viel gesprochen. Für mich war es wichtig, reinzuhören." Das bestätigte auch Giulia Gwinn: "Wir haben uns als Mannschaft auf das fokussiert, was wir beeinflussen können. Das ist gar nicht immer so leicht, weil doch sehr viel Lärm um uns herum ist."
Am Samstag meldete sich auch Sportschau-Expertin Schult zur Causa "MVT" zu Wort: "Wenn man hört, dass mit dem Arbeitgeber, also mit dem Deutschen Fußballbund von Seiten Martina Voss Tecklenburgs nur über den Anwalt kommuniziert wird, das ist glaube ich keine Basis des Vertrauens", so Schult im BR. Ein Zurück sei für Schult deshalb "sehr schwer vorstellbar".
Die deutsche Mannschaft begann mit viel Zug nach vorne. Schnelle Chancen durch Laura Freigang (5.) und vor allem Marina Hegering (9.) waren die Folge, der Führungstreffer blieb Deutschland aber verwehrt. Wales hatte zudem in dieser Anfangsphase Glück, als Holland sich den Ball bei einer Rettungsaktion selbst ins Gesicht schoss, von wo aus der Ball knapp am linken Pfosten vorbei ans Außennetz flog
Besonders über die Flügel ging beim deutschen Team viel nach vorne. Und das trug in der 25. Minute Früchte: Die übers gesamte Spiel auffällige Sarai Linder flankte von der Grundlinie aus ins Sturmzentrum, wo Lea Schüller frei zum 1:0 einköpfen konnte. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte Deutschland sieben Mal aufs Tor geschossen, Wales kein einziges Mal, die Ballbesitzquote lag aus deutscher Sicht bei 80 Prozent.
Wales: ein Schuss, ein Treffer
Nach dem Tor verlor Hrubeschs Team zunehmend die Dominanz, ohne aber Wales entscheidend ins Spiel kommen zu lassen. Laura Freigang hatte dennoch das 2:0 auf dem Fuß, scheiterte jedoch bei einem schnellen Spielzug nach vorne aus halbrechter Position an der walisischen Keeperin Olivia Clark.
Und plötzlich jubelte Wales: Beim einzigen Vorstoß der Gäste konzentrierte sich die deutsche Abwehr zu sehr aufs Zentrum, so dass Sophie Ingle von rechts frei flanken konnte, Angharad James in der Mitte artistisch weiterleitete und Holland ungedeckt den Ball aus kurzer Distanz über die Linie drücken konnte. Giulia Gwinn stand dabei zwar in der Nähe, aber hinter der walisischen Torschützin.
Gelungenes Coaching von "Hotte" Hrubesch
Der Nackenschlag direkt vor der Pause saß. Aber Horst "Hotte" Hrubesch reagierte - und sofort mit durchschlagendem Erfolg. Denn die eingewechselte Linda Dallmann bediente kurz nach Wiederanpfiff mit einer Flanke von der rechten Seite mustergültig Schüller, die erneut wie aus dem Kopfball-Lehrbuch zur erneuten deutschen Führung traf. Im 53. Länderspiel war es Schüllers 35. Tor.
Bundestrainer Horst Hrubesch
Wenig später hatte Wales Glück, dass seine überforderte Abwehr Clark hinter sich stehen hatte. Denn Gwinn bediente per Flanke erneut von rechts Klara Bühl, die aus sehr kurzer Distanz an der wieder glänzend reagierenden Keeperin scheiterte (49.).
Wales mit minimalem Aufwand beinahe erfolgreich
Ähnlich wie in Spielabschnitt eins war das deutsche Team erneut überlegen und schien die gute Spielanlage stabilisieren zu können: Linder verzog einen Volleyschuss aus der Distanz nach einer Ecke nur minimal.
Allerdings benötigten die Waliserinnen wiederum nur anderthalb Torannäherungen, um den Atem der Zuschauer in Sinsheim stocken zu lassen: Kayleigh Green nahm in Minute 68 eine Hereingabe von der starken Holland ab, bekam aber nicht genug Druck hinter den Ball. Das DFB-Team war erneut vor der Effizienz der Gäste gewarnt.
Am Ende ist Deutschland einfach zu stark
Doch dann der erlösende dritte Treffer: Ingle hatte Hegering vor einer Ecke zu Boden gerungen, die Schiedsrichterin zeigte sofort auf den Elfmeterpunkt. Gwinn trat an und versenkte den Ball wuchtig unter Zuhilfenahme der Unterlatte zum 3:1.
In der Schlussphase war Wales stehend k.o. Nüsken verwertete eine Hereingabe von Dallmann, ihr Schuss wurde von Roberts unhaltbar abgefälscht. Wieder über links bereitete das DFB-Team den nächsten Treffer vor, Anyomi rutschte in eine abgefälschte Flanke und drückte den Ball zum fünften Treffer für Deutschland über die Linie.
Am 31. Oktober spielen die deutschen Frauen in Island, danach im voraussichtlich entscheidenden Spiel um den Gruppensieg gegen Dänemark (1.12.23) und am 5. Dezember erneut gegen Wales. "Das Ergebnis wird den Mädels natürlich helfen", hoffte Hrubesch.
Gegen Island nicht mit dabei sein werden Marina Hegering und Nicole Anyomi. Die Wolfsburgerin Hegering reiste aufgrund von Achillessehnenproblemen am Samstag ab, Hrubesch nominierte die Frankfurterin Sophia Kleinherne nach. Die 23-jährige Anyomi reiste am Sonntag wegen Kniebeschwerden nicht mit nach Reykjavík.