Martina Voss-Tecklenburg hat ihren Vertrag mit dem DFB aufgelöst.
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Voss-Tecklenburg und der DFB Ein unrühmliches Ende

Stand: 04.11.2023 14:35 Uhr

Der DFB und Martina Voss-Tecklenburg haben den Vertrag aufgelöst, nach fünf Jahren im Amt ist Voss-Tecklenburg keine Bundestrainerin mehr. Die Trennung hatte sich nach der verpatzten WM im Sommer abgezeichnet. Zuletzt befand die 55-Jährige sich im "Erholungsurlaub", zuvor war sie krank geschrieben. Nun ist der Weg für eine neue Trainerin oder einen neuen Trainer frei.

Von Inka Blumensaat

In den vergangenen Wochen haben beide Parteien keine gute Figur gemacht. "Parteien", das klingt formal, beispielsweise werden Gegner vor Gericht so bezeichnet. Die Formulierung ist aber angemessen, da Martina Voss-Tecklenburg und die Funktionäre des DFB zuletzt nur noch über Anwälte kommunizierten. Von einem Fairplay untereinander soll nicht mehr viel zu spüren gewesen sein.

Einsicht nach der WM in Frankreich

Voss-Tecklenburg hatte das Amt Ende 2018 übernommen. Dem Viertelfinal-Aus bei der WM in Frankreich folgte eine intensive Aufarbeitung. Auch die Bundestrainerin sah Fehler ein, rückte vom Credo ab, alles selbst bestimmen zu wollen und bezog sowohl das Trainerteam als auch die Spielerinnen verstärkt ein.

Auch wenn sich nicht alle mitgenommen fühlten: das Zusammenraufen war erfolgreich, die Leistung bei der Europameisterschaft in England im Sommer 2022 übertraf die Erwartungen. Voss-Tecklenburg war es gelungen, jeder einzelnen Spielerin ihre Rolle und Bedeutung für das Team zu vermitteln. So gab es selbst unter Ersatzspielerinnen keine laut geäußerte oder stimmungsschädigende Unzufriedenheit.

Kabine verloren

Aber nach der Euro verlor, wie man im Fußball so sagt, Voss-Tecklenburg die Kabine. Manche ihrer Entscheidungen waren weder intern noch extern nachzuvollziehen. Ein Beispiel: Wenn mit Svenja Huth eine Mittelfeldspielerin als Außenverteidigerin aufgestellt wird, obwohl es Spielerinnen im Kader gibt, die auf dieser Position ausgebildet wurden und sie im Verein bekleiden, dann ist dies im Erfolgsfall eine geniale Idee. In Anbetracht des frühen Vorrunden-Aus bei der WM in Australien und Neuseeland dann aber einfach nur Anlass für Unzufriedenheit und Kritik.

Auch der DFB hat nicht alles richtig gemacht: Zunächst verkündete Präsident Bernd Neuendorf verfrüht, man wolle mit Voss-Tecklenburg weitermachen. Als diese dann - nach Angaben ihres Mannes wegen körperlicher und mentaler Erschöpfung - krank geschrieben war, wollte man sich aus Rücksicht nicht äußern. Dies ist nachvollziehbar, jedoch erstaunte die Kommunikation, als der DFB weiter von einer erkrankten Trainerin zu sprechen schien und kurz darauf ein mit dem Verband abgesprochener Auftritt Voss-Tecklenburgs bei einem Zahnärzte-Kongress bekannt wurde.

Voss-Tecklenburg verlor Sympathien

Genau damit aber hat Voss-Tecklenburg viele Sympathien verspielt, bei ihren Spielerinnen und auch bei den Fans: Wer krank ist, hält keine Vorträge - so die Meinung vieler. Dieser Auftritt war ebenso wie der bei einer anderen Veranstaltung höchst unglücklich, auch wenn sie sich zu dem Zeitpunkt offenbar bereits im "Erholungsurlaub" nach der Krankschreibung befand. Erholung auf dem Bayrischen Zahnärztetag?

Jetzt ist der Schwebezustand endlich beendet. Klar ist, dass Horst Hrubesch als Interimsbundestrainer das Team in den verbliebenen Spielen der Nations League und auf dem Weg zu einer möglichen Olympia-Qualifikation begleiten wird. Eine Lösung für die Zukunft ist der 72-Jährige nicht. Aber der DFB hat nun immerhin viel Zeit, die Nachfolge zu regeln .

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