Pajor, Karczewska, Weidauer Das sind die Bundesliga-Top-Torschützinnen der Hinrunde
Mit Ewa Pajor, Nikola Karczewska und Sophie Weidauer stehen drei Spielerinnen in der Torschützinnenliste gemeinsam ganz oben. Sie haben jeweils bisher sechs Mal getroffen. Zwei von ihnen spielen diese Woche gegeneinander.
Wolfsburgs Ewa Pajor spielt bereits ihre neunte Bundesliga-Saison, sie wechselte schon mit 18 Jahren im Sommer 2015 zum VfL. Polens Nationalstürmerin zählt seit Jahren zu den besten Stürmerinnen der Welt. Auch deshalb hieß es im letzten Herbst, Paris Saint-Germain und Manchester United seien beide interessiert, sie zum teuersten Transfer im Fußball der Frauen zu machen.
Das interessiere sie jedoch nicht und sie fühle sich beim VfL sehr wohl, sagte Pajor dazu im November der "Wolfsburger Allgemeinen Zeitung". Ausgebremst wurde die 27-Jährige in den vergangenen Jahren durch langwierige Verletzungen. Ende März 2022 feierte sie ihr Comeback nach der zweiten Knie-Operation ihrer Karriere. Seitdem kommt sie für die Wolfsburgerinnen wettbewerbsübergreifend in 57 Spielen auf 39 Tore und 15 Vorlagen.
Pajors Torgefahr entsteht aus ihrem herausragenden Timing, mit dem sie ihren Verteidigerinnen davonläuft, auch wenn ihre Gegnerinnen eventuell noch etwas schneller sind als sie. Spielt sie zentral, lockt Pajor ihre Gegenspielerinnen mit ihrem Laufweg in eine Richtung und schlägt dann einen Haken.
In dieser Saison setzt Wolfsburgs Trainer Tommy Stroot sie allerdings hauptsächlich auf dem linken Flügel ein, statt als zentrale Spitze. Sie zieht von dort aber häufig nach innen und kann dann mit ihrem rechten Fuß schießen. Nur Alexandra Popp schießt pro Spiel häufiger aufs Tor als Pajor (laut Datendienstleister Opta rund 3,98mal pro gespielter 90 Minuten). Timing und eine gute Positionierung sind auch der Grund, warum die nur 1,67 m große Pajor regelmäßig auch gegen größer gewachsene Verteidigerinnen per Kopf trifft.
Pajor und Karczewska kennen sich aus Polens Nationalelf
Größentechnisch eine ganz andere Hausnummer ist Nikola Karczewska. Die 1,83 m große Leverkusenerin und Pajor kennen sich bestens aus Polens Nationalelf und spielen an diesem Wochenende gegeneinander, wenn die Wolfsburgerinnen am Sonntag bei Bayer antreten (Anstoß 14 Uhr). Im polnischen Nationalteam standen die beiden selten gemeinsam auf dem Platz, meistens ist die 24-jährige Karczewska eine der Einwechselspielerinnen für Pajor. Ihr bislang letzter Nationalelf-Einsatz liegt allerdings schon eine Weile zurück.
Nach ihrem Wechsel aus der polnischen Ekstraliga sucht Karczewska noch ihre neue fußballerische Heimat. Mit Górnik Łęczna wurde sie 2019/20 polnische Meisterin und Pokalsiegerin, im Jahr danach erzielte sie in 22 Spielen 23 Tore. Es folgte ein Wechsel zum FC Fleury 91 in Frankreich (21 Einsätze, 10 Tore) für die Saison 2021/22 und nach nur einem Jahr ging es weiter zu Tottenham Hotspur.
Von dort ist Karczewska bis zum Saisonende an Bayer Leverkusen ausgeliehen, nachdem die Spielzeit in England weniger erfolgreich war. Vor allem, nachdem im Winter der Saison 2022/23 Englands Nationalstürmerin Beth England hinzugekommen war.
Leverkusens Nikola Karczewska erzielte gegen Werder das zwischenzeitliche 1:0.
Karczewska: Effiziente Strafraumstürmerin
Trotz ihrer Körpergröße ist Karczewska keine klassische Kopfballspielerin. Sie macht ihre Tore lieber mit ihrem rechten Fuß. Für Leverkusen ist das nicht so relevant, weil unter Robert de Pauw sowieso weniger auf hohe Flanken und mehr auf Seitenwechsel mit anschließenden flachen Pässen oder auch Dribblings in den Strafraum gesetzt wird.
De Pauw setzt seine neue Stürmerin als zentrale Spitze ein, ab und zu auch als Teil eines Doppelsturms, sie bewegt sich aber immer wieder auf die Flügel und bietet sich als Anspielstation an. Karczewska ist dabei aber weniger in den Spielaufbau einbezogen als vergleichsweise Pajor in Wolfsburg.
Die Leverkusenerinnen schaffen es aktuell nicht immer, Karczewska im Strafraum auch gut einzusetzen, deshalb kommt sie auf nur rund 1,36 Schüsse aufs Tor pro gespielter 90 Minuten. Zudem übertrifft sie ihren Expected Goals Wert (0,42) bisher deutlich (0,74 Tore pro gespielter 90 Minuten). Auch das ist ein Anzeichen dafür, dass Leverkusen sie noch nicht oft genug in gute Schusspositionen bringt und sie aus sehr wenig sehr viel macht. Positiv ausgedrückt braucht sie von den drei beschriebenen Stürmerinnen in dieser Saison die wenigsten Schüsse für ein Tor.
Sophie Weidauer: Aus dem Erzgebirge an die Weser
Eine Sache haben Karczewska und Sophie Weidauer gemeinsam: Beiden gelang nämlich in dieser Saison schon ein Dreierpack. Bei der Leverkusenerin war es schon am zweiten Spieltag gegen Nürnberg soweit. Werder Bremens Neuzugang Sophie Weidauer netzte gegen die anderen Aufsteigerinnen aus Leipzig am 7. Spieltag dreimal ein.
Die demnächst 22-Jährige wurde in Stollberg im Erzgebirge geboren und lernte in der Region auch das Fußballspielen, bevor es vom SV Tanne Thalheim und dem FC Erzgebirge Aue dann schon mit zwölf Jahren in den Nachwuchs von Turbine Potsdam ging. Bei der Turbine feierte die U17-Europameisterin von 2019 auch ihr Bundesliga-Debüt und kommt bereits auf 92 Einsätze in der Liga. Im Jahr 2022 wurde sie zudem mit der Silbernen Fritz-Walter-Medaille ausgezeichnet.
Für Potsdam war Weidauer phasenweise im Mittelfeld unterwegs, unter Thomas Horsch bei Werder Bremen spielt die gelernte Stürmerin aber wieder auf ihrer Lieblingsposition als Teil einer Doppelspitze. Statistisch bewegt sie sich zwischen Pajor und Karczewska: Sie schießt pro gespielter 90 Minuten rund 2,5-mal aufs Tor und überperformt ihren Expected-Goals-Wert (0,41) nicht ganz so sehr (0,58 Tore pro gespielter 90 Minuten).
Mit ihren Toren hat sie einen erheblichen Anteil daran, dass sich Bremens Offensive im Vergleich zu den Vorsaisons so sehr gesteigert hat: Nach der Hinrunde sind es 20 Treffer, vergangenes Jahr 16 Tore nach der gesamten Saison. Mit ihren klugen Läufen und Pässen im Spielaufbau scheint es nur eine Frage der Zeit, bis Weidauer auch international auf sich aufmerksam macht.