Zwischen Lissabon und Freiburg Englische Wochen der Frankfurterinnen
Am 10. Spieltag der Bundesliga der Frauen geht es für Eintracht Frankfurt zum SC Freiburg, beendet ist das Spieljahr für die SGE damit aber noch nicht.
Nach der Champions League ist vor der Champions League – so könnte man die letzten Wochen dieses Jahres aus Sicht von Eintracht Frankfurt zusammenfassen. Denn nicht nur wird die Bundesligapartie gegen den SC Freiburg am Samstag (14 Uhr) von den beiden Königsklassen-Gruppenspielen gegen Benfica Lissabon eingerahmt. Es geht gegen die Breisgauerinnen auch darum, den dritten Tabellenplatz in der Liga festzuhalten.
Der berechtigt auch im kommenden Sommer zur Qualifikationsrunde für den internationalen Wettbewerb und wird von der Eintracht seit dem vergangenen Spieltag belegt, als die Frankfurterinnen einen 0:1-Rückstand gegen Hoffenheim noch in einen Sieg drehen konnten. Sowieso scheint man bei der Eintracht eine Liebe für Aufholjagden zu haben.
Bis jetzt ist der vorläufige Höhepunkt in dieser Hinsicht das Erkämpfen des dritten Platzes in der Liga. Gestartet war Frankfurt mit zwei Niederlagen gegen die SGS Essen und den VfL Wolfsburg, rollte dann aber das Tabellenfeld langsam von hinten auf. Das internationale Geschäft ist hart umkämpft: Während die ersten beiden Plätze die Wolfsburgerinnen und Münchenerinnen mal wieder unter sich ausmachen, liegen zwischen dem dritten Platz und den Freiburgerinnen auf Platz acht nur fünf Punkte.
Wenig Rotation trotz Dreifachbelastung
Ein Knackpunkt in diesen Tagen vor der Winterpause könnte sein, dass dem Kader – auch durch zwischenzeitliche Verletzungen – die Breite zu fehlen scheint. Zumindest rotiert Cheftrainer Niko Arnautis die Startelf nur sporadisch und auch die Wechsel in der zweiten Halbzeit ähneln sich häufig. Was auf der einen Seite für Eingespieltheit und klare Abläufe sorgt, ist auf der anderen Seite irgendwann ausrechenbar und kostet die Stammspielerinnen auf Dauer sehr viel Kraft.
Neu ist diese Erkenntnis nicht, sie lässt sich schon seit mehreren Spielzeiten an Frankfurts Fußball beobachten. Neu ist allerdings die Dreifachbelastung unter Flagge der Eintracht, Fusionsverein 1. FFC Frankfurt war bekanntlich 2015 der bislang letzte deutsche Champions-League-Sieger. Während beim SC Freiburg in der Winterpause bereits drei Neuzugänge feststehen, ist aus Frankfurt bisher kein Transfer verkündet worden.
"Frankfurt ist eine der besten Kontermannschaften der Liga mit viel Geschwindigkeit und hoher Offensivqualität. Sie spielen viele lange Bälle und wollen dadurch Stress auf die Hintermannschaft ausüben. Das ist sicherlich das, was wir unterbinden und gut verteidigen müssen", sagte Freiburgs Cheftrainerin Theresa Merk über ihre kommenden Gegnerinnen.
Frankfurts Laura Freigang applaudiert in Richtung der Fans.
Laut den Daten von Opta ist Frankfurt in Sachen Pressing-Intensität im oberen Drittel der Bundesliga anzusiedeln. Die Eintracht ist nach Wolfsburg und Bayern außerdem das Team, das den Ball am dritthäufigsten schon im gegnerischen Drittel gewinnt und ligaweit am besten darin, solche hohen Ballgewinne dann für einen Schuss aufs Tor zu nutzen. Allerdings landeten von den 21 auf diese Weise erspielten Torschüssen nur vier auch im Netz – denn auch bei den vergebenen Großchancen ist Frankfurt ganz vorn.
Viele verschiedene Torschützinnen
Dabei ist die Ausbeute insgesamt mit 18 erzielten Treffern gar nicht schlecht und verteilt sich vor allem auf mehrere Schultern: Nicole Anyomi (4 Tore, 4 Vorlagen), Barbara Dunst (3 Tore, 5 Vorlagen), Lara Prašnikar (3 Tore, 4 Vorlagen) und Laura Freigang (5 Tore, eine Vorlage) teilen die Scorerpunkte unter sich auf.
Defensiv ist Frankfurt im Vergleich mit der Konkurrenz um den dritten Platz am besten darin, Schüsse auf das eigene Tor gar nicht erst zuzulassen, vor allem der Vergleich mit Freiburg fällt deutlich aus: Während bei der Eintracht aus dem Spiel heraus laut Opta 64 Schüsse aufs eigene Tor kamen, waren es beim SC satte 102. Das führte bei Theresa Merks Team bislang zu 19 Gegentreffern. Die Leistungen und Ergebnisse der Freiburgerinnen sind schon seit der vergangenen Rückrunde schwankend, allerdings läuft es gegen Klubs aus den oberen Tabellenregionen, die selbst offensiv spielen wollen, häufig sehr viel besser. So auch beim Sieg über die SGS Essen am vergangenen Spieltag.
Freiburgs Gudorf mit positiver Tendenz
"Freiburg verfügt gerade auf den Außenbahnen immer wieder über Schnelligkeit und auch eine gewisse Körperlichkeit", so Niko Arnautis. Gemeint ist damit Ally Gudorf, die nach ihrem Wechsel aus Köln im Sommer unter Merk wieder in eine offensivere Rolle gerückt ist als zuletzt beim FC. Mit ihrer Athletik ist sie wichtig für das Pressing und Umschaltspiel Freiburgs und scheint jetzt so richtig angekommen in Freiburg.
Denn gegen Essen spielte sie zum ersten Mal seit Mitte Oktober über die vollen 90 Minuten und machte ein gutes Spiel. Sollte bei der Eintracht etwas von der Unsicherheit aus Lissabon hängen geblieben sein, wäre Gudorf eine, die das auszunutzen weiß. Andererseits können die Frankfurterinnen Comebacks – und Freiburg hat gegen Duisburg und Köln in dieser Saison schon zweimal eine Führung verspielt.