FIFA WM 2022 Japan dreht das Spiel und ist im WM-Achtelfinale - auch Spanien weiter
Japan hat das letzte Spiel der Gruppe E gegen Spanien 2:1 gewonnen und ist als Tabellenerster ins WM-Achtelfinale eingezogen. Spanien ist aufgrund des besseren Torverhältnisses als Zweiter weiter.
Als Japan das erste Gruppenspiel gegen Deutschland 2:1 gewonnen hatte, hinterließen sie in der Kabine kunstvoll gefaltete Papier-Kraniche, als Dankeschön an den WM-Gastgeber Katar. Die majestätischen Vögel gelten als Glücksbringer. Vielleicht hatte es auch mit Karma zu tun, dass die Japaner dann im letzten Gruppenspiel gegen Spanien selbst zumindest etwas vom Glück belohnt wurden und 2:1 (0:1) gewannen.
Nach einer ersten Hälfte, in der Spanien klar überlegen war und durch Alvaro Morata (11. Minute) in Führung ging, drehte Japan innerhalb weniger Minuten durch Ritsu Doan (48.) und Ao Tanaka (51.) das Spiel. Zentimeter hatten darüber entschieden, dass der zweite Treffer regulär war.
Japan will jetzt auch ins Viertelfinale
"Jeder spricht von einem Wunder, aber das sehe ich nicht so. Wir sind immer aggressiver geworden", sagte Tanaka. "Wir waren noch nie im Viertelfinale, das wollen wir jetzt schaffen." Im Achtelfinale treffen die Japaner auf Kroatien (05.12.2022, 16.00 Uhr). Spanien spielt gegen Marokko (06.12.2022, 16.00 Uhr).
Spanien dominiert das Spiel
Zunächst deutete nichts darauf hin, dass Japan in diesem Spiel bestehen würde. Denn gegen Spaniens Kombinationsfußballer liefen die Japaner die meiste Zeit nur hinterher. Allen voran Gavi, Pedri, und Sergio Busquets im zentralen Mittelfeld bestimmten das Tempo des Spiels. Gegen deren Ruhe am Ball hatte Japan kein Mittel.
Allerdings, auch das ist Teil des spanischen Spiels, birgt diese extreme Gelassenheit am Ball auch Risiken. Nämlich dann, wenn sie in Schläfrigkeit umschlägt: Als Busquets in der achten Minute den Ball am eigenen Sechzehner verloren hatte, hätten die Japaner in Führung gehen können, aber Junya Ito schoss ans Außennetz.
Alvaro Morato köpft Spanien in Führung
Ansonsten allerdings blieb Spanien, das im Vergleich zum Deutschland-Spiel auf fünf Positionen gewechselt hatte (unter anderem saßen die starken Jordi Alba, Ferran Torres und Marco Asensio auf der Bank), weitestgehend konzentriert. Ein Indiz dafür: Spanien hatte in der ersten Hälfte mehr als 80 Prozent Ballbesitz und eine Passquote von mehr als 90 Prozent.
Spaniens Trainer Enrique hatte vor dem Spiel angekündigt, dass sein Team nicht auf Unentschieden spielen würde - und das bewahrheitete sich zunächst auch. Nach einer Flanke von Cesar Azpilicueta köpfte Alvaro Morata aus kurzer Distanz die Führung (11.). Spanien kombinierte geduldig weiter und hatte durch Morata (23.) die Chance zu erhöhen. Sein Abschluss aus 15 Metern war aber zu zentral.
Japan wird etwas mutiger
Gegen Ende der ersten Hälfte schlichen sich bei den Spaniern kleinere Fehler ein. Torhüter Unai Simón beispielsweise verlor in Bedrängnis beinahe den Ball (34.). Durch solche Szenen wurden die "Blue Samurai", wie Japans Nationalelf genannt wird, zumindest etwas mutiger, allerdings ohne sich große Torchancen herauszuspielen.
Japans Doan und Mitoma drehen das Spiel innerhalb weniger Minuten
Nach der Pause brachte Japans Trainer Hajime Moriyasu mit Kaoru Mitoma und Ritsuo Doan vom SC Freiburg zwei Offensivspieler, um seiner ideenlosen Mannschaft neue Inspiration zu verleihen. Und das zeigte direkt Wirkung: Mit seiner ersten Aktion erzielte Doan den Ausgleich (48.). Seinen Distanzschuss faustete Spaniens Keeper Simón ins eigene Tor.
Nur kurz darauf jubelten die Japaner erneut. Doan brachte eine Hereingabe in die Mitte, Mitoma legte ab und Ao Tanaka drückte den Ball über die Linie (48.). Allerdings schien es zunächst so, als hätte der Ball zuvor minimal die Torauslinie überquert. Referee Victor Gomes aus Südafrika ließ die Szene minutenlang überprüfen, dann erfolgte der Pfiff: Das Tor des Profis von Fortuna Düsseldorf zählte.
Spanien zwischendurch sogar ausgeschieden
Spanien hatte in dieser Phase seine Dominanz verloren, Japan machte Druck. Die Spannung der Partie lebte auch davon, dass das Parallelspiel zwischen Deutschland und Costa Rica völlig offen war. Bei einem Sieg Costa Ricas beispielsweise, und danach sah es zumindest kurz aus, wäre Spanien mit dem 1:2 ausgeschieden.
Erst in der Schlussviertelstunde fand Spanien dann wieder zu seinem gewohnten Ballbesitzfußball - auch, weil Japan sich nur noch hinten reinstellte und Luis Enrique seinen Top-Sturm einwechselte: Marco Asensio und Ferran Torres sollten nun das schaffen, was Morata und dem enttäuschenden Youngster Nico Williams nicht gelungen war: ein zweites Tor.
Japan gewinnt - und auch Spanien ist weiter
Die Japaner verteidigten mit Herz, hatten aber auch Glück, als Asensio und Olmo mit ihren Versuchen knapp scheiterten. So blieb es beim 2:1 für Japan, das für beide Teams zum Weiterkommen reichte. Die Papier-Kraniche hatten ihre Wirkung endgültig entfaltet. Spaniens César Azpilicueta war dennoch enttäuscht. "Wir geben immer alles. Wir gehen immer raus, um zu gewinnen. Manchmal wurden wir bestraft. Wir sind enttäuscht über die Niederlage."
Deutschlands Achtelfinaleinzug weit entfernt
Das deutsche Ergebnis im Spiel gegen Costa Rica war fast nur noch Nebensache. Das DFB-Team mit Bundestrainer Hansi Flick hätte gegen die "Ticos" mit sieben Toren Unterschied gewinnen müssen, um aus eigener Kraft ins Achtelfinale einzuziehen.