Nationalmannschaften von der Ukraine und England zeigen eine Flagge mit der Aufschrift "Peace"

Nach Entscheiden von FIFA und UEFA Ukraine geißelt FIFA und UEFA

Stand: 06.10.2023 15:00 Uhr

Die Entscheidung der mächtigen Fußballverbände FIFA und UEFA, russische U17-Teams wieder einzugliedern, sorgt für Empörung in der Ukraine. Das überfallene Land fordert einen Boykott, auch vom DFB.

Der europäische Verband UEFA preschte vor, der Weltverband FIFA zog am Mittwoch (04.10.2023) nach: Russlands Auswahlmannschaften der U17 dürfen wieder an internationalen Wettbewerben teilnehmen, wenn auch in neutralen Trikots, ohne Flagge, auch die Hymne darf nicht gespielt werden.

Schon auf den Tag, bevor die FIFA ihre Entscheidung verkündete, ist ein Brief des ukrainischen Fußballverbandes datiert. Er ist an die FIFA, die UEFA und alle Mitgliedsverbände der UEFA gerichtet, also auch an den Deutschen Fußball-Bund (DFB).

Ukraine "fassungslos"

In dem Brief, der der Sportschau vorliegt, schreibt der ukrainische Verband, dass ihn die Entscheidungen für Russland "überrascht" und "fassungslos" gemacht hätten. Die Argumentation, dass russische Kinder nicht bestraft werden dürften für den Angriffskrieg, der im Februar 2022 zunächst zum Ausschluss aller russischen Teams führte, sei zynisch. Es seien die ukrainischen Kinder, die zu Tausenden "getötet und verschleppt" worden seien, während russische Kinder in ihrer Heimat "im Frieden" unter anderem Sport treiben könnten.

Auch die deutschen Vertreter in den zuständigen Räten von FIFA und UEFA hatten für die Wiedereingliederung der russischen U17 von Jungen und Mädchen gestimmt. Es sei eine "51:49-Entscheidung" gewesen, mit der er sich sehr schwer getan habe, sagte Hans-Joachim Watzke im "Interview der Woche" des Deutschlandfunks. DFB-Vizepräsident Watzke sitzt im Rat der UEFA, DFB-Präsident Bernd Neuendorf in dem der FIFA. Sein Abstimmungsverhalten ist nicht bekannt, wird aber aus einer dürren Mitteilung des DFB nach dem Beschluss des europäischen Verbandes deutlich: "Das DFB-Präsidium hat dieses (das Russland-freundliche Votum, d. Red.) zur Kenntnis genommen und folgt dem Beschluss der UEFA."

Insofern ist auch damit zu rechnen, dass eine deutsche Auswahl im Fall der Fälle gegen russische Kinder spielen würde. Der ukrainische Verband ruft hingegen eindringlich dazu auf, sich dem Boykott solcher Spiele anzuschließen. Diesen Boykott haben die Verbände von England, Polen, Litauen, Lettland, Schweden, Dänemark, Finnland, Irland, Norwegen und Rumänien schon verbindlich zugesagt.

Andere, wie die Schweiz und die Niederlande, wollten abwarten, bis die UEFA ihre Entscheidung näher erläutert.

In seinem Brief schreibt der ukrainische Verband, dass sich die UEFA mit ihrem Votum für die Russen widerspreche. In einem Urteil des Internationalen Sportgerichtshofes CAS, vor dem der russische Fußballverband gegen den Ausschluss vorgegangen war, sei im Juli 2022 festgehalten worden, dass die Sanktionen russischer Fußballer und Fußballerinnen "unabhängig vom Alter" gelten würden.

"Verschleppungen, Vergewaltigungen und Ermordungen"

Scharfe Kritik an den Fußballverbänden kommt auch aus der ukrainischen Poltik. "Wir rufen die FIFA und die UEFA auf, sich gegen Russland Gewalt und Aggression zu erheben. Ihre Beschlüsse verletzen die Rechte der ukrainischen Kinder", erklärte das Sportministerium.

Weiter heißt es, ähnlich teilweise wortgleich zum Schreiben des Fußballverbandes: "Die Kinder in der Ukraine werden von Russland ihres Rechts auf sicheres Training und vor allem ein ungefährdetes Leben in ihrem Heimatland ohne die Bedrohung durch Verschleppungen, Vergewaltigungen und Ermordungen beraubt. Das russische Besatzungsregime tötet und verschleppt weiter ukrainische Kinder, zerstört zivile Infrastrukturen inklusive Stadien und Sportschulen und lässt ukrainischen Kindern keine Chance auf Sport oder auch nur ein normales Leben. Zugleich lassen UEFA und FIFA russische Kinder wieder zu Wettbewerben zu, wodurch diese nur in dem Glauben bestärkt werden, dass ihr Land das Recht hat, andere zu töten und damit etwas Richtiges zu tun."