Die US-amerikanische Nationalspielerin Naomi Girma (r.) und Portugals Diana Silva kämpfen um den Ball.

0:0 gegen WM-Neuling Portugal Titelverteidiger USA zittert sich ins Achtelfinale

Stand: 01.08.2023 11:59 Uhr

Von der Galaform der WM 2019 ist Titelverteidiger USA meilenweit entfernt, die Nullnummer gegen Neuling Portugal reichte aber zumindest zum Einzug ins Achtelfinale bei der Fußball-WM in Australien und Neuseeland.

Es war schwere Kost, die die US-Girls am Dienstag (01.08.2023) den 43.000 Fans im Eden Park in Auckland servierten. Auch im dritten Gruppenspiel fehlte es an Würze und Schärfe. Der mutige WM-Neuling Portugal trotzte dem haushohen Favoriten ein bemerkenswertes 0:0 ab, traf kurz vor dem Abpfiff sogar den Pfosten. Geht dieser Ball rein, ist Portugal weiter und die USA draußen.

So aber kommt der Titelverteidiger mit einem blauen Auge davon und die Portugiesinnen müssen mit drei Punkten in der Gruppe E die Tasche packen. Als Gruppensieger ziehen die Niederlande in die K.o.-Runde ein. US-Stürmerin Alex Morgan, die noch nicht getroffen hat, sprach nach dem Spiel von Pech: "Wir hatten einfach kein Glück und haben manchmal die falschen Entscheidungen getroffen. Am fehlenden Willen hat es nicht gelegen."

Die US-Amerikanerinnen treffen bei der Mission "Titel-Hattrick" damit schon im Achtelfinale auf Schwergewicht Schweden. Angesichts der müden Auftritte in der Vorrunde - 3:0 gegen Vietnam, 1:1 gegen Niederlande und nun die Nullnummer gegen Portugal - scheint es ohnehin ziemlich fraglich, ob die Reise in Down Under noch lange dauert.

Portugal - frisch und frech

Der portugiesische Cheftrainer Francisco Neto, seit 2014 im Amt, griff schon vor dem Anpfiff in die Trickkiste und schickte im Vergleich zum 2:0 gegen Vietnam sechs frische Spielerinnen auf den Rasen. Auch die hochbegabte Telma Encarnacao, Torschützin und Vorlagengeberin, blieb erst einmal auf der Bank.

Stattdessen sollte ausgeruhtes Personal die US-Girls stressen - und das gelang. Nachdem der erste Schwung des Favoriten versandet war, spielten die flinken Portugiesinnen munter mit und beschäftigten den Titelverteidiger, der sich quälte und Glück hatte, dass Jessica Silva nach einem Traumpass in die Schnittstelle allein auf dem Weg zum Tor nur eine Rückgabe statt eines satten Abschlusses zustande bekam (16.).

Favorit ohne spielerischen Glanz

Die USA zeigten sich aber beeindruckt, wirkten nervöser als gedacht und brachten Portugal nur bei hohen Bällen in Verlegenheit. Morgan, vor dem Tor normalerweise eiskalt, bugsierte zwei Flanken am Kasten vorbei (3./7.), war aber ansonsten als Alleinunterhalterin im Strafraum abgemeldet, weil Portugal emsig verteidigte und technisch versiert Nadelstiche setzte. Beim Distanzschuss der 20-jährigen Kika Nazareth, die als größtes Talent Portugals gilt, fehlten nur Zentimeter (39.).

Insgesamt stellten die USA die Herausforderer aber defensiv kaum vor Probleme, dafür war das Spiel zu statisch und durchschaubar. Flanken aus dem Halbraum schienen das einzige Mittel, spielerisch blieb der Champion von 2015 und 2019 vieles schuldig und auch ihre körperliche Wucht konnten sie gegen die kleinen wuseligen WM-Neulinge nicht ausspielen.

Die US-amerikanische Nationalspielerin Naomi Girma (l.) und Portugals Jessica Pinto kämpfen um den Ball.

Die US-amerikanische Nationalspielerin Naomi Girma (l.) und Portugals Jessica Pinto kämpfen um den Ball.

Alarm kein Weckruf

Kurios wurde es nach der Pause, als plötzlich die Sirene im Stadion minutenlang heulte. Schnell war klar: Fehlalarm. Fehlerhaft blieb auch das Gekicke auf dem Rasen. Dabei hätten die US-Girls doch Alarm machen müssen, weil die Niederlande im Parallelspiel schon zur Pause 5:0 gegen Vietnam führten und klar war, dass für den ersten Platz in der Gruppe nur ein hoher Sieg reichen würde. 2011 war das bisher einzige Mal, dass die USA ihre Gruppe bei einer Weltmeisterschaft nicht gewinnen konnten.

Das Spiel der Soccer Girls blieb aber erschreckend harmlos. Lediglich Morgan ließ ab und an ihr Können aufblitzen, wurde aus spitzem Winkel aber noch entscheidend geblockt (59.) und verdaddelte einen Konter nach schneller Balleroberung eher kläglich (84.). Auch die Einwechslung von Ikone und Hoffnungsträgerin Megan Rapinoe, die nach der WM abtritt und nur noch eine Jokerrolle inne hat, brachte maximal Stimmung auf den Rängen, mehr aber nicht.

Pfosten! US-Girls im Glück

Portugal warf in der Schlussphase alles nach vorn und Ana Capeta hatte tatsächlich den Sieg und das Achtelfinale auf dem Fuß: Der Pfosten verhinderte aber das historische Vorrundenaus des Titelverteidigers und das Wunder von Auckland. Das Weiterkommen für den Top-Favoriten hing am seidenen Faden und fand ein glimpfliches Ende.

Dieses Thema im Programm: Das Erste | Sportschau FIFA Frauen WM | 02.08.2023 | 10:00 Uhr