WM-Siegesserie gerissen Niederlande trotzen USA ein Remis ab
Die Niederlande haben Titelverteidiger USA bei der Frauen-WM in Australien und Neuseeland ein Remis abgetrotzt. Das Topduell der Gruppe E endete am Donnerstag (27.07.2023) 1:1. Für die Amerikanerinnen war es der erste Punktverlust bei einer Weltmeisterschaft nach zuvor 13 Siegen in Folge.
Beide Teams haben vor dem abschließenden Spieltag am kommenden Dienstag (01.08.2023) nun vier Punkte auf dem Konto und sollten im Normalfall die beiden ersten Gruppenplätze unter sich ausmachen. In einer Partie auf fußballerisch und taktisch hohem Niveau brachte Jill Roord die Niederländerinnen in Wellington in der 17. Minute in Führung. Lindsey Horan sorgte nach dem Seitenwechsel für den Ausgleich (62.) und dafür, dass "Oranje" nicht erfolgreich für die Niederlage im WM-Finale 2019 Revanche nehmen konnte.
In der Schlussphase war der viermalige Weltmeister dem Sieg deutlich näher als die Europäerinnen, die allerdings für sich beanspruchen konnten, in der ersten Häflte die bessere Mannschaft gewesen zu sein.
Wolfsburgerin Janssen "stolz" auf Punktgewinn
"Wir sind alle stolz, dass wir gezeigt haben, dass wir auch gegen die USA einen Punkt holen können", sagte Verteidigerin Dominique Janssen in der ARD. Die Wolfsburgerin trifft mit den "Löwinnen" im letzten Gruppenspiel auf den krassen Außenseiter Vietnam. Ein Punktgewinn reicht den Europameisterinnen von 2017 zum Einzug in die Runde der letzten 16.
"Wir wollen Gruppensieger werden, und das ist noch möglich. Denn ich glaube nicht, dass Amerika gegen Portugal so leicht gewinnen wird. Aber wir konzentrieren uns auf die Aufgabe, die wir erledigen müssen", erklärte Coach Andries Jonker dem niederländischen Rundfunksender "NOS".
DeMelo mit erster Chance für die USA
"USA, USA, USA", hallte es bereits weit vor Beginn des Duells zwischen dem Titelverteidiger und dem Vize-Weltmeister durchs weite Rund des Wellington Regional Stadiums. Die amerikanischen Fans waren deutlich in der Überzahl und hoffnungsfroh, dass ihr Team an den überzeugenden Auftritt im Auftaktspiel gegen Vietnam (3:0) würde anknüpfen können.
Die Elf von Coach Vlatko Andonovski startete schwungvoll, erzielte durch aggressives Pressing viele Ballgewinne und kam durch Savannah DeMelo, deren Schuss aber recht deutlich das Ziel verfehlte, zum ersten nennenswerten Abschluss der Partie (10.).
USA finden gegen starke "Oranje"-Abwehr kaum Lösungen
Das war es dann aber auch schon mit der Offensiv-Herrlichkeit des Titel-Topfavoriten im ersten Abschnitt. In der Folge fanden die Amerikanerinnen mit Ausnahme eines Schusses von Trinity Rodman aus 20 Metern, den Keeperin Daphne van Domselaar abwehrte (18.), aus dem Spiel heraus keine Lösungen mehr, um den kompakten niederländischen Defensivverbund auseinanderzureißen. Lediglich nach ruhenden Bällen sorgte der viermalige Weltmeister noch hin und wieder für ein wenig Gefahr.
Die Betonung liegt allerdings auch hier auf "ein wenig". Insgesamt zeigte die Andonovski-Mannschaft in den ersten 45 Minuten eine enttäuschende Vorstellung.
Roord bringt die Niederlande in Führung
Ganz anders die "Löwinnen". Nach der etwas wackeligen Anfangsphase bekamen die Europäerinnen mit zunehmender Dauer immer mehr Stabilität in ihr Spiel und gingen gleich mit ihrer ersten Chance in Führung: Victoria Pelova legte für Roord auf, die Keeperin Alyssa Naeher mit einem Schuss ins lange Eck bezwang. Hernach traten die Niederländerinnen noch selbstbewusster auf.
Mit einem taktisch exzellenten Auftritt verteidigten sie ihre Führung und waren sogar dem 2:0 ganz nah, als Dominique Janssen abzog und sich ihr Schuss aufs Tornetz senkte (29.). Die Pausenführung von "Oranje" war verdient.
Horan gleicht nach Eckstoß aus
In der Halbzeit gab es dann allerdings eine Hiobsbotschaft für die Europäerinnen. Abwehrchefin Stefanie van der Gragt signalisierte, nicht weiterspielen zu können. Für die angeschlagene Innenverteidigerin von Inter Mailand kam Aniek Nouwen in die Partie. Bei den USA ersetzte Rose Lavelle die weitgehend wirkungslose DeMelo. Und die Einwechslung der 28 Jahre alten Mittelfeldakteurin zahlte sich aus. Sie war es, die in der 62. Minute einen Eckstoß auf den kurzen Pfosten schlug und dort Horan fand, die den Ball in unwiderstehlicher Manier in die Maschen köpfte.
Kurz darauf jubelten die Amerikanerinnen erneut. Diesmal jedoch zu früh. Denn Alex Morgan stand bei ihrem Treffer im Abseits (67.). Nichtsdestotrotz: Der Titelverteidiger zeigte nun ein ganz anderes Gesicht als noch in Hälfte eins.
USA in der Schlussphase dem Sieg nah
Die Niederländerinnen, die wie befürchtet auf Angreiferin Lineth Beerensteyn (Knöchelverletzung) verzichten mussten, hatten erst in der 80. Minute durch Esmee Brugts ihre erste Chance im zweiten Durchgang. Der Schuss der 19-Jährigen wurde allerdings zur Ecke geklärt. Auf der Gegenseite verpassten Rodman (82.), Sophia Smith (84.) und Morgan (86.) das 2:1 für die USA. Es waren die letzten Chancen einer unterhaltsamen und spannenden Begegnung.
"In der ersten Halbzeit waren wir ein wenig enttäuscht darüber, wie wir gespielt haben", sagte Torschützin Horan. "Aber ich denke, dass wir die Dinge sofort in Ordnung gebracht haben - durch den Druck, den wir ausgeübt haben, und die Anzahl der Chancen und Möglichkeiten, die daraus entstanden sind."