FIFA Frauen WM US-Star Megan Rapinoe will sich mit Titel verabschieden
Megan Rapinoe will sich mit ihrem dritten WM-Titel von der großen Fußball-Bühne verabschieden. Die Stürmerin der US-amerikanischen Nationalmannschaft wird ihre internationale Laufbahn nach dem Turnier in Australien und Neuseeland beenden. Bei ihrer letzten Weltmeisterschaft wird die 38-Jährige dabei sportlich vielleicht nur eine Nebenrolle spielen.
Als die Titelverteidigerinnen am vergangenen Sonntag (Ortszeit) bei der WM-Generalprobe im kalifornischen San Jose gegen Wales einen 2:0-Erfolg feierten, war Rapinoe erneut zum Zuschauen verdammt. Eine Wadenverletzung setzt die Angreiferin von OL Reign bereits seit geraumer Zeit außer Gefecht.
In ihrer Abwesenheit erzielte in Trinity Rodman eine der vielen aufstrebenden jungen US-amerikanischen Akteurinnen beide Treffer zum standesgemäßen Sieg. Doch selbst wenn Rapinoe einsatzbereit gewesen wäre, hätte sie sich wohl zunächst mit einem Platz auf der Ersatzbank zufriedengeben müssen.
Andere Angreiferinnen wie besagte 21-jährige Rodman, Sophia Smith, die erst 18-jährige Alyssa Thompson oder Alex Morgan haben ihr inzwischen den Rang abgelaufen. Anders noch als vor vier Jahren bei der WM in Frankreich wird eine der größten Fußballerinnen aller Zeiten bei den Titelkämpfen in Australien und Neuseeland auch nicht mehr die Kapitänsbinde tragen. Morgan und Mittelfeldspielerin Lindsey Horan teilen sich nun diese Rolle.
Rapinoe bei vierter WM wohl nur "Jokerin"
Die zweimalige Weltmeisterin und Olympiasiegerin von 2012 könnte in Anbetracht ihrer Vita sowie ihrer Verdienste um den US-Fußball verbittert darüber sein, bei ihrer vierten WM-Teilnahme vermutlich nur "Jokerin" zu sein. Ist die gebürtige Kalifornierin jedoch nicht. Für sie sei es "das Wichtigste", dass die Mannschaft funktioniere, mit Selbstbewusstsein auftrete und erfolgreich sei, sagte Rapinoe jüngst in einem Interview mit dem Nachrichtenmagazin "Time". Sie freue sich darauf, die jungen Spielerinnen zu unterstützen, ergänzte die 38-Jährige.
Ihre eigene Rolle im Team von Coach Vlatko Andonovski schätzt Rapinoe realistisch ein: "Wenn wir 15 Minuten vor Schluss mit 2:0 führen, werde ich wahrscheinlich nicht mehr eingewechselt. Ich bin wohl für den Fall vorgesehen, wenn es Unentschieden steht oder wir in Rückstand liegen", sagte die Standardspezialistin.
Stürmerin 2019 auf dem Zenit ihrer Karriere
Beweisen muss die 199-malige Nationalspielerin ohnehin niemandem mehr etwas. Neben ihren Titeln mit dem US-Team hat sie in ihrer langen Karriere auch etliche persönliche Auszeichnungen gewonnen. Das Jahr 2019 war dabei fraglos ihr erfolgreichstes. Sie wurde als beste Spielerin und beste Torschützin der WM sowie zur Weltfußballerin des Jahres gekürt und erhielt zudem den Ballon d’Or féminin der französischen Fußball-Fachzeitschrift "France Football".
Im Alter von 35 Jahren war die aus Redding (Kalifornien) stammende Angreiferin auf dem Zenit ihrer Laufbahn angekommen. Vier Jahre später hat Rapinoe angekündigt, ihre Fußballschuhe nach dem Saisonschluss in der US-Profiliga NWSL im Herbst an den Nagel zu hängen. Ihre Nationalmannschafts-Karriere wird sie bereits nach der WM in Australien und Neuseeland beenden.
"Wir wollen Geschichte schreiben"
Ihr größter Wunsch ist es, sich mit ihrem dritten WM-Titel von der großen Bühne zu verabschieden. "Das ist in unserem Hinterkopf. Wir wollen natürlich Geschichte schreiben, das wäre großartig", sagte die Stürmerin. Vor ihrem letzten großen Turnier seien "die Nerven und die Aufregung einigermaßen da", räumte Rapinoe ein. Sie könne die WM aber "wirklich genießen und mich darauf konzentrieren, das Turnier zu gewinnen."
Rapinoe viel mehr als eine Ausnahmefußballerin
Sollte es nicht klappen, wird das Bild "einer der wichtigsten Spielerinnen in der Geschichte des Frauenfußballs und einer einzigartigen Persönlichkeit" (Coach Andonovski) dennoch keine Kratzer bekommen. Denn nur wenige Spielerinnen konnten dem Frauenfußball so ihren Stempel aufdrücken wie die 199-malige Nationalspielerin.
Mehr noch als durch ihre großen sportlichen Erfolge imponierte die homosexuelle Kalifornierin jedoch durch ihr gesellschaftliches Engagement für die LGBT+-Bewegung sowie ihren Einsatz für Gleichberechtigung nicht nur in Frauen-Fragen und gegen Unterdrückung jeder Art.
In Erinnerung geblieben ist dabei auch ihr öffentlicher Disput während der WM 2019 mit dem damaligen US-Präsidenten Donald Trump über ihre Ablehnung eines Empfangs mit ihren Nationalmannschafts-Kolleginnen im Weißen Haus im Falle des erneuten WM-Triumphes.
Bereits drei Jahre zuvor war Rapinoe bei der US-Nationalhymne als erster weißer Profi und als erste Frau aus Solidarität mit US-Footballspieler Colin Kaepernick niedergekniet, um ein Zeichen gegen Polizeigewalt und rassistische Diskriminierung zu setzen. Im Kampf des US-Teams um höhere Prämien war die Mittelfeldstrategin das Gesicht ihrer Mannschaft.
Keine Frage: Ihr Name wird unabhängig vom Ausgang der Titelkämpfe in Australien und Neuseeland für immer mit dem US-Team in Verbindung stehen.