Dramatische 120 Minuten Ljubicic erst Depp, dann Held - Köln steht im Viertelfinale
Der 1. FC Köln hat sich in 120 umkämpften Minuten im Zweitliga-Duell gegen Hertha BSC durchgesetzt und steht zum ersten Mal seit 14 Jahren in einem DFB-Pokal-Viertelfinale.
In einem dramatischen Achtelfinale gewann der 1. FC Köln gegen die Hertha 2:1 (1:1) nach Verlängerung. Ibrahim Maza (12.) hatte die Hertha in Führung gebracht, durch ein Eigentor von Florian Niederlechner glich der FC aus (30.). Held des Abends wurde Dejan Ljubicic, der zwar erst eine Riesenchance liegen ließ, dann aber in der Nachspielzeit der Verlängerung den FC ins Viertelfinale schoss. "Das war ein ganz komisches Spiel", sagte der Matchwinner. Kapitän Timo Hübers ergänzte: "Pokal geht nicht ganz ohne Drama, das waren Emotionen pur."
Begrüßt von einem Pyro-Feuerwerk aus der Kölner Südkurve starteten beide Teams mit viel Dampf in dieses Pokal-Achtelfinale. Kölns hohes Pressing zahlte sich beinahe schon nach wenigen Sekunden aus. Tim Lemperle traf aus kurzer Distanz aber aus spitzem Winkel nur das Außennetz (1.). Kurz darauf resultierte Kölns Druck erneut in einem Ballgewinn - Denis Huseinbasic jagte den Ball auf die Tribüne (2.).
Spektakuläre Anfangsphase in Müngersdorf
Aber auch die Hertha mischte von Beginn an mit und kam vor allem über die starke linke Seite zu Möglichkeiten. Maza scheiterte am stark reagierenden Keeper Marvin Schwäbe, der wie auch in der Liga beim FC im Tor stand (4.). Die Anfangsphase blieb spektakulär: Nach einer Ecke köpfte Julian Pauli den Ball nur knapp über die Latte und stieß dabei mit Marton Dardai zusammen (5.).
Nur fünf Minuten später stand wieder Pauli im Mittelpunkt. Kölns Youngster hatte Derry Scherhant im Strafraum zu Fall gebracht - Schiedsrichter Tobias Reichel entschied korrekterweise auf Elfmeter (10.). Youngster Maza verwandelte zur 1:0-Gäste-Führung (12.), Pauli musste wenig später wegen seiner Kopfverletzung aus der fünften Minute ausgewechselt werden.
Der FC schien keineswegs geschockt und machte da weiter, wo er vor dem Strafstoß aufgehört hatte - mit hohem Pressing. Aus zentraler Position köpfte Lemperle den Ball freistehend am Tor vorbei (15.).
Zeefuik bekommt Rot - Niederlechner ins eigene Tor
Das Tempo blieb in Müngersdorf auch nach der Anfangsviertelstunde hoch, Zeit zum Durchschnaufen blieb im gesamten ersten Durchgang nicht. Nach einem emotionalen Meinungsaustausch zwischen FC-Kapitän Timo Hübers und Herthas Deyovaisio Zeefuik verlor der Berliner Außenverteidiger die Nerven und setzte zu einem Kopfstoß an (25.). Reichel blieb keine Wahl und zückte die Rote Karte. "Ich wollte ihm nur mitgeben, dass das bei uns hier so im Sechszehner so nicht geht und bekomme dann einen Stoß auf die Nase", sagte Hübers.
Der Platzverweis zeigte auf beiden Seiten Wirkung - die Partie wurde hitziger. In Überzahl übernahmen die Kölner wieder die Spielkontrolle und erzielten nach einer halben Stunde per Zufallsprodukt den Ausgleich. Nach einer Ecke prallte der Ball von der Hüfte von Heintz an das Knie von Berlins Niederlechner und rollte von dort über die Linie (30.).
Auch nach dem 1:1 blieb der FC im Vorwärtsmodus. Max Finkgräfe kam kurz vor dem Strafraum unbedrängt und selbst überrascht zum Abschluss. Der Ball prallte an die Latte (34.). Gegen Ende der ersten Halbzeit beruhigte sich das Spiel zum ersten Mal ein wenig. Die ganz großen Aufreger blieben auch in der Acht-Minütigen Nachspielzeit aus.
Hertha steht tief - Köln ohne kreative Ideen
In der zweiten Halbzeit zeigte sich nur noch ein Bild: Die Berliner standen hinten tief und konzentrierten sich auf ihre Defensivarbeit. Dadurch konnte der FC nicht mehr so viel Tempo erzeugen wie noch in Durchgang eins. Beim letzten Pass fehlte dem Team von Trainer Gerhard Struber Kreativität und Genauigkeit.
Nach 77 Minuten in Unterzahl kämpfte sich die Hertha in die Verlängerung. In der ließ Kölns Ljubicic nach 100 gespielten Minuten die vermutlich größte Torchance seiner bisherigen Karriere liegen. Nach einer flachen Hereingabe von Leart Pacarada musste Ljubicic aus einem Meter nur noch einschieben, trat aber auf den Ball. "Ich glaube ich war mir zu sicher, dass der Ball drin sein wird", sagte Ljubicic.
Ljubicic erlöst Köln in der letzten Minute
Die letzten Minuten wurden dann wieder turbulent: Erst scheiterten Damian Downs (112.), Ljubicic (117.) und Hübers (118.) am stark parierenden Hertha-Schlussmann Tjark Ernst - dann zeigte Reichel erneut auf den Punkt. Berlins Christensen hatte Kainz im Strafraum abgeräumt. Den fälligen Strafstoß verwandelte ausgerechnet Ljubicic (120.+1). "Wer Dejo kennt, weiß, das ist einer ohne Nerven", sagte Hübers. Nach der Erlösung zum 2:1 passierte nichts mehr - der FC feierte den Einzug in die Runde der letzten acht.
In der Liga geht es für Köln am Sonntag bei Tabellenschlusslicht Jahn Regensburg (13.30 Uhr) weiter. Die Hertha muss bereits am Samstag (13 Uhr) nach Fürth.