1. FC Köln nach dem Abstieg Timo Schultz - der richtige Trainer zum falschen Zeitpunkt
Nach dem Abstieg in die 2. Fußball-Bundesliga strebt der 1. FC Köln einen Neuanfang an. Dabei wäre Timo Schultz für das neue Kapitel der passende Trainer gewesen. Ein Kommentar.
Timo Schultz ist nicht länger Trainer des 1. FC Köln. Der im Juni auslaufende Vertrag wird nach dem Abstieg in die 2. Bundesliga nicht verlängert. Sportlich ist das eine nachvollziehbare Entscheidung. In der gesamten Rückrunde holte Schultz auf seiner ersten Bundesliga-Station nur drei Siege.
Nach dem Abstieg war klar: Die in Köln so ersehnte Ruhe, die sich in Müngersdorf immer mal wieder - aber meist nur für kurze Momente - blicken lässt, wird nach dem Abstieg und der Trainer-Entlassung auch in den nächsten Wochen nicht einkehren. Zu viele Fragen bleiben ungeklärt. Wer wird neuer Trainer? Was passiert mit Christian Keller? Darf der Sportchef, der für die Transfersperre mitverantwortlich ist, weitermachen? Was passiert mit dem Vorstand, der in den letzten Monaten zunehmend in der Kritik steht? Und welche Rolle spielt eigentlich Thomas Kessler als Leiter der Lizenspielerabteilung?
Mit Chabot ist der erste Leistungsträger weg
Der kommende Sommer wird aufreibend für die Sportstadt Köln und das liegt nicht nur an den fünf EM-Spielen, die in Köln ausgetragen werden. Dem FC steht ein großer Umbruch bevor. Einige Spieler werden ihre Ausstiegsklausel nutzen und trotz eines laufenden Vertrages den Verein verlassen. Jeff Chabot war der erste, der von einer solchen Klausel Gebrauch gemacht hat. Statt 2. Liga spielt der 26-Jährige in der kommenden Saison mit dem VfB Stuttgart in der Champions League.
Es wird sich also vieles ändern beim FC, die Abgänge müssen mit dem bestehenden Personal und vor allem mit dem Nachwuchs aufgefangen werden. Es braucht einen Fußballlehrer, der junge Talente in kürzester Zeit an den Profifußball heranführen kann. Eine Aufgabenbeschreibung, die eigentlich perfekt in das Profil des Noch-Trainers Timo Schultz passt.
Der 46-Jährige hat den Großteil seiner Trainerlaufbahn im Nachwuchsleistungszentrum des FC St. Pauli verbracht und kann mit jungen Spielern. Genau darauf wird es in der neuen Saison ankommen. Mit Ruhe, insofern das in Köln möglich ist, einen zweitligatauglichen Kader aufzubauen, der im Winter mit Neuzugängen ergänzt werden kann.
Köln trennt sich "einvernehmlich" von Schultz
Mit seiner ruhigen und besonnenen norddeutschen Art wäre Schultz der perfekte Trainer für einen Neustart mit einem jungen Kader gewesen. Es ist fast ironisch, dass sich diese Option quasi von selbst erledigt hat. Weil Schultz eben schon im Amt ist - als Trainer des 1. FC Köln verbrannt. Der gebürtige Ostfriese wusste im Januar bei der Amtsübernahme in Köln: Das große und einzige Ziel, das über allem steht ist der Klassenerhalt. Wenn ich den nicht schaffe, dann habe ich meine Aufgabe nicht erfüllt.
Es ist nur konsequent, dass sich, wie es in der Vereinsmitteilung heißt, "beide Seiten einvernehmlich auf das Ende der Zusammenarbeit geeinigt haben", nachdem das klare Ziel nicht erreicht wurde. Dass ein Trainer trotz eines Abstiegs weiter im Amt bleibt - so wie Christian Streich in Freiburg oder Steffen Baumgart in Paderborn - scheint in Köln unmöglich. Das wusste auch Schultz.
Im Nachhinein ist man immer schlauer, aber vielleicht wäre im Winter ein Bundesliga-erfahrener Feuerwehrmann á la Friedhelm Funkel die bessere Option gewesen. Dann würde mit Timo Schultz jetzt der perfekte Trainer für einen Neustart bereitstehen.
Von Anfang an wäre klar gewesen: Die Zusammenarbeit geht bis Ende Mai, dann kommt ein Nachfolger. So wie in der Saison 2020/2021, als Funkel den FC in die Relegation gerettet hatte und dort den Klassenerhalt feiern konnte. Im Sommer darauf wurde der Trainerposten neu geordnet, der Nachfolger hieß Steffen Baumgart. Der FC hatte zwei erfolgreiche Jahre in der Bundesliga und spielte sogar international.
Rückhalt von der Mannschaft
Und trotzdem hätte Schultz in der 2. Liga eine Chance bekommen können. Für Kölner Verhältnisse wurde der Name des Trainers in den letzten Wochen bei den Anhängern und in der Kölner Presse erstaunlich selten in den Mund genommen. Zu groß war der Unmut gegenüber der Vereinsführung und der sportlichen Leitung. Die Unterstützung aus der Mannschaft war bis zum Ende da. "Er hat es mit uns geschafft, bis zum letzten Spieltag die Chance auf die Relegation zu wahren. Er hat seine Sache gut gemacht, auch wenn wir abgestiegen sind", sagte Kapitän Florian Kainz. Mit einer solchen Bestätigung im Rücken aus der Mannschaft heraus hätte Schultz auch trotz des Abstiegs in Köln funktionieren können.
Dass er gerne weitergemacht hätte, ist anzunehmen. "Geduld, Zeit, Kontinuität – das ist im heutigen Business leider am wenigsten vorhanden", hatte Schultz noch im März in einem Interview mit dem "Express" gesagt. Diese Geduld hat dem Vorstand und der sportlichen Leitung um Christian Keller nun offensichtlich gefehlt. Köln ist eben Köln und nicht Freiburg oder Paderborn und Schultz der richtige Trainer aber zum falschen Zeitpunkt.