Günstigere Karten Ticketpreise - UEFA senkt Obergrenze für Gästefans, doch Fragen bleiben
Die UEFA hat beschlossen, dass die Klubs im Europapokal geringere Höchstpreise als bisher von Gästefans verlangen dürfen. Ein großes Ärgernis wird etwas kleiner.
Die Höchstpreise, die Klubs von Fans der Gästemannschaft verlangen dürfen, werden in der Champions League in zwei Schritten abgesenkt. Von bisher 70 Euro geht es in der neuen Saison auf 60 Euro runter, zur Saison 2025/26 soll der Höchstbetrag 50 Euro betragen. Auch in der Europa League und der Conference League wird der Höchstpreis schrittweise reduziert.
Wettbewerb | 23/24 | 24/25 | 25/26 |
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Champions League | 70 | 60 | 50 |
Europa League | 45 | 40 | 35 |
Conference League | 35 | 20 | 20 |
"Die heutige Entscheidung ist ein weiterer wichtiger Schritt, um das Engagement der UEFA zu bekräftigen, das Spieltagserlebnis für alle Fans zu verbessern", sagte UEFA-Präsident Aleksander Ceferin am Dienstag (03.09.2024) einer Mitteilung der UEFA zufolge. Die Entscheidung sei nach Diskussionen mit Football Supporters Europe (FSE) und der Klub-Vereinigung ECA gefallen. ECA-Chef Nasser Al-Khelaifi sagte in der Mitteilung: "Die neuen Preisobergrenzen sind ein weiteres Zeichen dafür, wie wichtig Auswärtsfans für die Atmosphäre bei europäischen Vereinsspielen sind."
UEFA Präsident Aleksander Ceferin (r.) mit dem ECA-Vorsitzenden Nasser Al-Khelaifi, der auch Präsident von PSG ist.
BVB-Fans zahlten 70 Euro in Paris, PSG-Fans 18,50 Euro in Dortmund
Al-Khelaifi ist Präsident von Paris Saint-Germain. PSG reizte die bisherige Obergrenze meist aus. Fans von Borussia Dortmund mussten in der Saison 2023/24 bei den beiden Auswärtsspielen in Paris sowohl in der Gruppe als auch im Halbfinale den zulässigen Höchstpreis von 70 Euro zahlen. Bei Newcastle United wurden 69 Euro fällig. Oft kommen noch Vorverkaufsgebühren der Klubs hinzu. "Eure Gier ist grenzenlos", schrieben Dortmunds Fans beim Halbfinale in Paris auf ein Banner.
Dortmunder Fans beim Halbfinale in Paris: "Wieder 70 Euro? Eure Gier ist grenzenlos!"
Fans von PSG und Newcastle dagegen kamen bei den Spielen in Dortmund für 18,50 Euro ins Stadion. Newcastles Fans schrieben in Dortmund auf ein Plakat: "Wechselgeld von einem Zwanziger - Danke BVB!" PSG-Fans zeigten in Dortmund ein Banner mit der Aufschrift: "18,50 Euro für Gästefans - PSG, folgt dem Beispiel!" Der Grund für die Unterschiede liegt in den generellen Regeln für Gästefans im Europapokal. Neben der Obergrenze gilt: Die Ticketpreise für Gästefans dürfen die Preise der Karten für Heimfans in einer "vergleichbaren Kategorie" nicht übersteigen. So kommen Gästefans in Deutschland garantiert günstig ins Stadion, weil Heimfans auf der anderen Seite von günstigen Stehplätzen profitieren.
Seit 2022 erlaubt die UEFA nach Jahren der Pflicht zu Sitzplätzen wieder Stehplätze im Europapokal. Zunächst nur in Deutschland, England, Spanien, Frankreich und Italien, ab der Saison 2024/25 dürfen auch Klubs aus den Niederlanden, Belgien, Portugal, Schottland und Österreich Stehplätze bei internationalen Spielen anbieten.
Fanvertreter: Es bleiben Fragen bei den Gebühren
Martin Endemann von Football Supporters Europe sieht in den neuen Preisobergrenzen "einen großen Erfolg". Er sieht allerdings weiter offene Fragen. "Was die sogenannten Vorverkaufs- oder Servicegebühren angeht, herrscht oft Unklarheit. Einige Klubs schlagen eine erhöhte Servicegebühr auf die Ticketpreise auf, um Ausgaben wie mitreisenden Sicherheitsdienst oder verpflichtende Busanreise in der Stadt zu finanzieren", sagt Endemann im Gespräch mit der Sportschau.
Martin Endemann vom Fanbündnis Football Supporters Europe
Erst kürzlich hatte die UEFA Schlupflöcher geschlossen, mit der Klubs höhere Preise von Gästefans kassierten. Die Regelung gilt für den Europapokal, nicht aber für Länderspiele. In der Nations League oder der Qualifikation für die großen Turniere sind die Verbände an keine Obergrenzen gebunden. Deutschland spielt in der Saison 2024/25 in der Gruppe A4 in den Niederlanden, Ungarn und Bosnien-Herzegowina.
Heimfans bleiben gegen hohe Preise ohne Schutz
Nach Informationen der Sportschau gab es zwar durch einige Klubs in Europa Widerstand gegen die Herabsetzung der Obergrenze, am Ende wurde sie aber durchgesetzt. Und durch die neue Obergrenze könnte sich mancherorts die umgekehrte Frage stellen: Wieviel Geld soll man von Heimfans nehmen?
Der VfB Stuttgart verlangt von seinen Fans in dieser Saison in der Champions League für Sitzplätze hinter dem Tor über den Stehplätzen 55 bis 70 Euro, auf den anderen Tribünen geht es hinauf bis zu 125 Euro für die Spiele gegen Sparta Prag, Atalanta Bergamo, Young Boys Bern und Paris Saint-Germain. Bei Borussia Dortmund kosten die günstigsten Sitzplätze 35 Euro, die teuersten 75 Euro. Der FC Bayern nimmt je nach Gegner 60 bis 120 oder 50 bis 100 Euro. Bayer Leverkusen verlangt 33 bis 55 Euro, behält sich aber höhere Preise bei Topspielen vor. RB Leipzig veröffentlichte nur Paketpreise für alle vier Spiele in der Ligaphase - die Sitzplätze kosten im Schnitt 30,50 Euro bis 97 Euro.
Einen Schutz bei den Preisen für Heimfans gibt es durch die Regularien der UEFA nicht, die Klubs sind in ihrer Gestaltung frei. "Dort sind lokale Fanszenen gefordert, auf ihre Klubs einzuwirken", sagt Endemann.
Die Vorfreude ist groß, aber die Preise hoch: VfB-Fans in ihrem Stadion
Neue Gefahr für Fans: "Dynamic Pricing"
Der FC Valencia führt zur aktuellen Saison das System "Dynamic Pricing" ein. Vereinfacht kann man das mit der Preisgestaltung von Fluggesellschaften oder Hotelketten vergleichen, die die Preise nicht festlegen, sondern aufgrund der Nachfrage aktuell anpassen, um das Maximum herauszuholen. Dieser Trend aus den USA könnte in Europa verstärkt Einzug halten.
Das Estadio Mestalla in Valencia