Halbfinale der Champions League Martinez sorgt für Inter-Ekstase im Stadtduell
Inter Mailand hat am Dienstag (16.05.2023) auch das Rückspiel gegen den AC Mailand 1:0 (0:0) gewonnen und souverän das Finale in der Champions League erreicht. Dort geht es gegen Manchester City oder Real Madrid.
"Der Unterschied war offensichtlich", gab Paolo Maldini, der Technische Direktor des AC, zu. Er war aber nicht restlos unzufrieden: "Das sind alles Erfahrungen. Es war schon eine große Sache, ins Halbfinale gekommen zu sein." Milan-Trainer Stefano Pioli sagte: "Momentan sind wir nur enttäuscht. Wenn man schon im Halbfinale ist, dann will man natürlich auch ins Endspiel."
Inters Siegtorschütze Lautaro Martinez war voller Emotionen: "Wir haben großartige Arbeit geleistet. Ich habe das schon bei der WM erlebt: Wenn alle in die gleiche Richtung gehen, dann ist alles einfach. Wir haben gezeigt, dass Inter es verdient hat, solche Abend zur erleben."
Inter sofort mit Volldampf
Die ersten Minuten der Partie erinnerten stark an das Überfallkommando, dem der AC Mailand im Hinspiel gegen Inter Mailand erlegen war. Inter drückte sofort aufs Tempo, wollte den 2:0-Vorsprung (Edin Dzeko und Henrikh Mkhitaryan hatten in der Anfangsphase das erste Spiel entschieden) weiter ausbauen. Doch anders als eine Woche zuvor hatte Milan erst einmal eine Antwort parat und wurde selbst gefährlich.
Drei Milan-Chancen in sechs Minuten
Theo Hernandez sorgte mit einem wuchtigen Weitschuss aus 30 Metern, der nur knapp über das Tor ging, für eine Art Weckruf. Die "Rossoneri" stürmten darauf munter drauf los, hatten aber Pech im Abschluss. Erst kam Sandro Tonali ein wenig zu spät, um den Ball ins leere Tor zu schieben, nachdem ihn Olivier Giroud bedient hatte (10.). Kurz darauf bereitete Tonali mustergültig vor, Brahim Diaz schloss jedoch aus bester Position zu zaghaft in die Arme von Inter-Torhüter Andre Onana ab (11.).
In der Folge spielte sich die äußerst intensive Partie vor allem zwischen den Strafräumen ab. Inter war die gefährlichere Mannschaft, dem Team fehlte in den entscheidenden Momenten aber die nötige Präzision oder Idee. Es war den "Nerazzurri" dennoch anzumerken, dass sie nur so vor Selbstvertrauen strotzten - angesichts des Hinspielergebnisses und sechs weiteren Pflichtspielsiegen in Folge kein Wunder. Dass Inter in vier von fünf K.o.-Spielen in der Champions League ohne Gegentor blieb und nie zurücklag, machte die Brust noch ein Stück weit breiter.
Nur Liverpool schaffte, was der AC Mailand schaffen will
Es gab eigentlich nichts, was für den Lokalrivalen Milan sprach. Zumal der nur zwei der vergangenen acht Pflichtspiele gewann und insgesamt in dieser Saison schon drei Partien gegen Inter verloren hatte. Obendrein sprach die Königsklassen-Statistik extrem für die Mannschaft von Trainer Simone Inzaghi. In der Geschichte des Wettbewerbs hatte erst ein Halbfinalist das Endspiel nach einem Sieg mit mindestens zwei Toren Unterschied im ersten Duell verpasst - dem FC Barcelona unterlief dieses Missgeschick in der Saison 2018/19 gegen den FC Liverpool (0:4 nach 3:0-Sieg).
Und auch das, was nach der kurzen Milan-Drangphase geschah, machte wenig Hoffnung auf eine Wende im Halbfinal-Derby. Inter kontrollierte den Ball, das Tempo und den Gegner, der sich nach den ungenutzten Chancen lange nicht mehr in den Strafraum des Rivalen kombinieren konnte. In der 38. Minute wurde es erstmals wieder gefährlich. Rafael Leao stürmte mit einer Einzelaktion Richtung Inter-Tor, verfehlte das lange Eck bei seinem Abschluss mit dem linken Fuß aber knapp.
Maignan rettet Milan, Schiedsrichter übersieht Inter-Rot
Die Gastgeber wollten anschließend jedoch dafür sorgen, dass erst gar keine Zweifel aufkommen. Nach einer Freistoßflanke von Hakan Calhanoglu beförderte Dzeko den Ball mit dem Hinterkopf auf das Tor, doch ein herausragender Reflex von Mike Maignan verhinderte die Rückspiel-Führung für Inter (39.). Es wäre wohl auch die Entscheidung im Kampf um den Finaleinzug gewesen. So durfte Milan wenigstens noch ein kleines Stück Hoffnung mit in die zweite Halbzeit nehmen.
Diese Hoffnung hätte eigentlich nach wenigen Minuten genährt werden müssen. Francesco Acerbi trat Tonali fernab des Balles absichtlich auf den Fuß - doch weder erkannte Schiedsrichter Clement Turpin diese Tätlichkeit noch griff der Videoschiedsrichter ein (52.). Die eigentlich fällige Rote Karte blieb überraschend aus - und Milan wurde die Chance, in Überzahl das Comeback zu schaffen, verwehrt.
Martinez beendet die letzten AC-Träume
Stattdessen gab es 20 Minuten später die Entscheidung. Lautaro Martinez wurde im Strafraum von Romelu Lukaku freigespielt und der Argentinier überraschte Maignan im kurzen Eck, erzielte die 1:0-Führung (74.) - und das 3:0 in der Gesamtwertung. Spätestens jetzt war klar: Inter wird zum ersten Mal nach dem Titelgewinn 2010 wieder das Finale der Champions League erreichen.
Wieder zu Null, zum neunten Mal in Folge gewonnen, den Rivalen zum vierten Mal in dieser Saison besiegt - es war ein triumphaler Abend für Inter. Krönen soll das nur noch der 10. Juni - an diesem Tag findet in Istanbul das Finale der Champions League statt. Wer der Gegner sein wird, entscheidet sich am Mittwoch (17.05.2023) im Rückspiel zwischen Manchester City und Real Madrid. Das Hinspiel endete 1:1.